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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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noch gefüllt war. Der meiste
Wein war zwar nicht mehr trinkbar, aber es gab genügend stärkeren Alkohol, der nicht so schnell
schlecht wurde. Tal hatte auch bemerkt, dass Royce
sehr umgänglich war, wenn er sich ein- oder zweimal
in der Woche betrinken konnte.
    Tal sah sich um, und Will sagte leise: »Was ist
los?«
»Der neue Gefangene. Ich kenne ihn«, flüsterte
Tal.
»Wer ist er?«
Tal blickte nachdenklich drein. »Jemand, von dem
ich nie erwartet hätte, dass ich ihn wieder sehe, bevor
ich ihm mein Schwert in den Bauch stoße. Der neue
Gefangene ist Quentin Havrevulen, der Kommandant
von Herzog Kaspars Armee.«
»Du meinst, er war Kommandant.«
»Offensichtlich.« Tal dachte nach. »Sprich nicht
mit ihm, wenn du ihm die erste Mahlzeit bringst. Gib
sie ihm einfach und sieh zu, wie er reagiert. Ich muss
wissen, ob er hier wirklich ein Gefangener ist oder
ob es sich wieder um eine von Kaspars Intrigen handelt.«
»Warum sollte der Herzog seinen wichtigsten Offizier hierher schicken?«
»Genau das will ich herausfinden«, erwiderte Tal,
»aber erst, wenn ich bereit bin.«
»Wir fliehen immer noch morgen?«
Tal musste schnell eine Entscheidung treffen. Er
antwortete: »Ja. Wir fliehen morgen, aber sag es
niemandem. Ich weiß genau, was ich tun will, und
ich will nicht, dass uns jemand in letzter Minute verrät.«
Will nickte. »Ich mache es, wie du gesagt hast,
Tal.«
Tal erwiderte: »Also, dann bereiten wir jetzt das
Abendessen zu.«
»Und es wird mit einigem Glück unser Letztes auf
diesem Felsen sein.«
Royce hatte sein Abendessen aufgegessen und
gähnte. »Ich denke, ich gehe schlafen.«
Tal nickte schweigend. Nachdem Royces Tür sich
geschlossen hatte, griff Tal nach seinem Wasserbecher und einem Holzlöffel, stellte sie auf den Teller
und trug alles zu einem großen Becken. Will folgte
ihm. Als sie so weit wie möglich von Royces Tür
entfernt waren, fragte Tal: »Also, was hältst du von
unserem neuen Gefangenen?«
»Wenn er für Kaspar arbeitet, hat er seinen Beruf
verfehlt, Tal. Er hätte Schauspieler werden sollen. Er
ist kein Agent, darauf verwette ich mein Leben. Er
hat diesen Blick.«
Tal wusste, was Will meinte. Es war ein Blick, in
dem sich Schock und Unglauben mischten, ein Ausdruck des Gefühls, dass irgendwie ein schrecklicher
Fehler begangen worden war. Nur den abgebrühtesten Berufsverbrechern fehlte dieser Blick. Nach Tal
waren sieben Gefangene eingetroffen, aber vier waren trotz Tals Versuchen, ihnen zu helfen, gestorben.
Dreien hatte einfach der Überlebenswille gefehlt, und
der Vierte hatte eine Wunde an der Hüfte gehabt, die
sich trotz der Behandlung entzündete.
Zirga interessierte das nicht, aber für Tal war jeder
Mann, den sie verloren, ein schmerzlicher Verlust.
Dennoch, er hatte drei Männer hinzugewonnen, seit
er seinen Plan ausgeheckt hatte, und die, die gestorben waren, wären ohnehin die Ersten gewesen, die
bei der Flucht umgekommen wären.
Nun fragte er sich, was sie mit Havrevulen machen sollten. Er würde diesen Mann irgendwann töten und hätte nichts lieber getan, als ihn hier bei Zirga und den Wärtern zu lassen, aber dann bestand die
Gefahr, dass Quint das irgendwie zu seinem Vorteil
wenden und eine Möglichkeit finden würde, sich
Kaspars Verzeihung zu verschaffen. Selbst die geringste Chance, dass Havrevulen irgendwie überleben könnte, zwang Tal, sich zu entscheiden. Entweder musste er ihn töten, bevor sie von der Insel flohen, oder ihn mitnehmen. Es gab keine Alternative –
er musste selbst mit dem Mann sprechen.
Tal wartete, bis Zirga und die Wärter schliefen,
dann weckte er Will. »Bring die Männer einen nach
dem anderen ins Zeughaus. Sag ihnen, sie sollen still
sein, bis ich komme.«
»Wo gehst du hin?«
»Ich spreche mit unserem neuesten Gast.«
Will und Tal trennten sich auf dem ersten Treppenabsatz der Festung, wo Will weiter nach oben
ging und Tal zu Quints Zelle. Tal hatte ein Küchenmesser im Hemd versteckt und überzeugte sich noch
einmal davon, dass er es rasch erreichen konnte, bevor er den Riegel zu Quints Zellentür öffnete.
Quint wachte auf, als Tal hereinkam: »Wer ist
da?«
Tal stand im Dunkeln, und seine Züge waren verborgen. »Tal Hawkins«, sagte er leise.
Quint drehte sich um und setzte sich aufrecht hin,
mit dem Rücken an die Wand gelehnt. »Woher wusstet Ihr, dass ich hier bin?«
»Ihr werdet feststellen, dass es hier ein wenig
lasch zugeht, und wenn man weiß, wie, kann man ein
paar Vorrechte

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