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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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bewirkte, dass die
Jungen auf dem Wagen noch mehr durchgeschüttelt wurden.
Als sie den nächsten Hang hinauffuhren, fragte Zane:
»Was, wenn sie dir nicht glauben?«
»Dann werde ich ›Lauft!‹ schreien, und ihr beiden verschwindet in den Wald. Ihr rennt so schnell ihr könnt
wieder in das Tal hinter uns – sie werden euch einholen,
wenn ihr hügelaufwärts lauft. Wenn ihr im Tal seid, folgt
dem Bach nach Süden, und gegen Morgen werdet ihr
einen Wildpfad finden, der eine Meile weiter südlich aus
den Bergausläufern kommt. Er führt euch wieder zu dieser Straße zurück, etwa fünf Meilen vor Yar-Rin. Dort
sucht ihr einen Mann namens McGrudder auf, im Gasthaus zum Schlafenden Hahn. Erzählt ihm, was passiert
ist, und tut, was er sagt.« Tad wollte eine Frage stellen,
aber Caleb sagte: »Seid jetzt still. Kein Wort mehr. Ich
übernehme das Reden.«
Als sie weiter den Hang hinaufkamen, zügelte Caleb
die Pferde ein wenig und brachte sie auf der Kuppe zum
Stehen. Die Sonne hing tief über dem Hügel hinter Caleb
und den Jungen und verwandelte den Wald vor ihnen in
einen Tunnel, wo die Schatten schnell dunkler wurden.
Caleb wartete. Einen Augenblick später erschien ein
Mann hinter einem Baum. »Guten Tag, Reisende«, sagte
er mit einem Lächeln, dem es vollkommen an Wärme
fehlte. Er sprach Keshianisch, aber mit dem Akzent eines
Mannes aus dem Königreich.
Er war untersetzt und trug schmutzige Kleidung, eine
wilde Mischung aus Hirschlederhose, einem einstmals
schönen Brokathemd, einer schweren, verblassten blauen
Schärpe und einer ärmellosen Überjacke aus schwarzem
Leder. Sein Haar war unter einem roten Tuch verborgen,
und an seinen Ohren baumelten zwei große goldene Ringe. Er trug ein langes Schwert an der rechten Hüfte und
zwei Dolche an der linken. Seine Stiefel waren fleckig,
die Absätze abgelaufen. Als er lächelte, konnten die Jungen erkennen, dass seine beiden oberen Schneidezähne
fehlten. »Ein bisschen spät, noch unterwegs zu sein,
oder?«
»Wir haben beschlossen, noch etwas weiterzufahren«,
sagte Caleb betont lässig. »Etwa eine Meile die Straße
entlang liegt eine Lichtung, die als Lagerplatz geeignet
ist. Es gibt dort auch Wasser in der Nähe.«
»Du warst schon öfter hier?«
Caleb nickte. »Viele Male. Deshalb hat mein Arbeitgeber mich für diese Fahrt eingestellt. Was kann ich für
dich tun, Fremder?«
Der Mann lächelte erneut, dann sagte er: »Das ist die
Frage, nicht wahr? Was kannst du für mich tun?«
Caleb seufzte, als hätte er das alles schon öfter erlebt.
»Wir fahren leer. Meine Lehrlinge und ich haben ein paar
Waren nach Stardock gebracht, die im Voraus bezahlt
wurden, also haben wir kein Gold dabei. Ich habe einen
Geldbeutel mit zwei Silber- und ein paar Kupfermünzen
und ansonsten nur die Kleidung, die ich am Leib trage.«
Andere Männer erschienen nun unter den Bäumen,
und der Anführer der Banditen zeigte auf Zane. »Junge«,
sagte er, »woher habt ihr eure Ladung?«
»Yadom«, antwortete Zane und zählte vier andere, die
den Wagen umstellten. Einer von ihnen war mit einer
Armbrust bewaffnet. »Von Mijes und Zagon …« Er hätte
beinahe »aus dem Laden« hinzugefügt, aber dann fiel
ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass Caleb ihnen nicht
gesagt hatte, um was für ein Geschäft es sich handelte,
ein Frachtunternehmen, eine Kaufmannsfirma oder was
auch immer. Er brach mitten im Satz ab, als wäre er
schrecklich verängstigt, was durchaus zutraf.
Tad hatte Zane am Handgelenk berührt, und Zane
verstand, was das bedeutete: Sei bereit, vom Wagen zu
springen und zu laufen. Tad deutete einen Blick nach
hinten an, und Zane erkannte, dass die Banditen das hintere Ende des Wagens nicht bewachten.
Caleb sah sich um und sagte: »Ihr seid zu fünft, und
ich habe nicht vor, um diesen Wagen zu kämpfen. Ihr
wisst, dass er nicht viel wert ist, und ich werde nicht
mein Leben und das der Jungen aufs Spiel setzen, um ihn
zu behalten. Ich werde bezahlt, wenn ich zurückkehre,
und Mijes und Zagon können es sich leisten, einen Wagen zu verlieren. Warum lasst ihr uns nicht einfach absteigen und gehen?«
»Woher sollen wir wissen, dass du kein Gold versteckt
hast?«, fragte der Anführer. Nun lächelte er nicht mehr.
»Vielleicht in deinem Gürtel oder unter dem Hemd?«
Caleb stand auf und zeigte, dass er nur Hemd, Hose,
Stiefel und Hut trug. Sein Schwert lag auf dem Kutschbock neben ihm. »Kein Gold, kein Beutel. Nur ein bisschen Kleidung in der Truhe. Ihr

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