Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
auf dem
Rücken liegenden Zane an, der sich ebenfalls nicht rührte
und die Augen weit aufgerissen hatte. Tad kniete sich
neben seinen Pflegebruder, der tief Luft holte und leise
sagte: »Ich glaube, mein Rückgrat ist gebrochen.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Tad erschrocken, und die
Sorge in seiner Stimme grenzte an Panik.
»Es tut jedenfalls so weh, als wäre das der Fall«, erwiderte Zane.
Tad bohrte den Daumennagel in das Bein seines
Freundes und fragte: »Spürst du das?«
»Au!«, sagte Zane empört und setzte sich aufrecht hin.
»Das hat wehgetan!«
»Dein Rückgrat ist nicht gebrochen«, stellte Tad fest
und half Zane auf die Beine.
»Woher weißt du das?«
»Als Twomy Crooms Vater sich bei diesem Sturz in
der Scheune das Rückgrat gebrochen hat, hat Jacob Stephenson mir erzählt, dass der alte Mann hinterher die
Beine nicht bewegen und von der Taille abwärts nichts
mehr spüren konnte.«
»Schlimm«, sagte Zane.
»War ziemlich egal.« Tad zuckte die Schultern. »Der
alte Mann ist einen Tag danach gestorben.«
»Es fühlt sich jedenfalls an, als wäre es gebrochen«,
erklärte Zane in einem Versuch, Mitleid zu erregen.
»Nimm das andere Schwert«, sagte Tad.
Zane hob das Schwert auf, das neben dem ersten
Mann lag, den sie getötet hatten.
Tad griff wieder nach der anderen Klinge und sagte:
»Wir sollten zum Wagen zurückkehren.«
»Caleb wollte, dass wir nicht zurückkommen.«
Tad war so aufgeregt, dass er beinahe schrie: »Aber er
könnte unsere Hilfe brauchen!«
»Glaubst du, Caleb ist noch am Leben?«
Angst und Aufregung mischten sich gleichermaßen,
als Tad knurrte: »Wenn wir mit zweien dieser Mistkerle
fertig werden können, bin ich sicher, dass Caleb es mit
den drei anderen aufnehmen konnte.«
Zane schien nicht überzeugt, aber er folgte seinem
Pflegebruder.
Sie schlichen vorsichtig wieder den Hügel hinauf und
auf die Straße zu. Es war jetzt sehr dunkel, und es fiel
ihnen nicht leicht, den Weg durchs Unterholz und vorbei
an den dicken Stämmen zu finden. Als sie den Straßenrand erreichten, hielten sie inne und lauschten. Nächtliche Waldgeräusche waren alles, was sie hören konnten.
Leichter Abendwind brachte die Blätter zum Rauschen,
und in der Ferne erklangen die Rufe von Nachtvögeln.
Alles schien friedlich zu sein.
Sie wagten sich auf die Straße und schauten in beide
Richtungen. »Wo ist der Wagen?«, flüsterte Tad.
Zane zuckte die Achseln, was Tad nicht sehen konnte,
also sagte er: »Weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob das hier
die Stelle ist, an der wir waren, oder ob sie mehr dort«, er
zeigte nach links die Straße entlang, »oder in die andere
Richtung liegt.«
Dann hörten sie von links Pferdeschnauben und das
Klirren von Zaumzeug. Sie befanden sich offenbar weiter
östlich, als sie gedacht hatten. Sie eilten am Straßenrand
entlang, bereit, sich wieder in den Wald zu flüchten, falls
sie Banditen begegnen sollten.
In dem schwachen Licht sahen sie die erste Leiche
kaum, die auf der anderen Seite der Straße lag. Es war
der Bandit, der sie als Erster angesprochen hatte. Ein
Stück weiter stand der Wagen auf der anderen Seite der
Straße, wo die beiden Pferde versuchten, im Unterholz
etwas Essbares zu finden. Als die beiden Jungen das hintere Ende des Wagens erreichten, fanden sie dort einen
weiteren toten Banditen.
Sie gingen um den Wagen herum und entdeckten zwei
Gestalten. Der letzte Bandit, der mit der Armbrust, lag tot
neben dem linken Vorderrad des Wagens, und eine andere Gestalt war neben ihm zusammengesackt, mit dem
Rücken ans Wagenrad gelehnt.
Es war Caleb, aber er war bewusstlos, und seine sitzende Haltung verdankte er nur dem Wagenrad und der
Leiche des toten Armbrustschützen. Tad kniete sich neben ihn und sagte: »Er atmet noch.«
Zane zog die Leiche des Banditen weg, und Caleb
sackte zur Seite. Tad untersuchte ihn und fand eine tiefe
Wunde in der Seite, wo ihn ein Armbrustbolzen getroffen
hatte, und mehrere Schnittwunden von Schwertern. »Wir
müssen etwas tun!«
Zane zeigte auf den nächsten Banditen: »Zieh dem
Mann da das Hemd aus und schneide Verbände aus dem
Stoff.«
Tad machte sich an die Arbeit und benutzte Calebs
riesiges Jagdmesser, um das schmutzige Hemd des Mannes in breite Streifen zu schneiden. Zane untersuchte die
beiden anderen Leichen und kehrte mit zwei weiteren
Schwertern und einem vollen Geldbeutel zurück. »Sie
müssen schon zuvor Leute überfallen haben«, sagte Zane.
Tad erwiderte mit einem gereizten Blick: »Ach
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