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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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übertreffen.
Du bist auch erheblich arroganter als sie beide.«
    »Mir fehlen die Begabung meines Vaters zur Geduld
und die Pragmatik meiner Mutter«, erklärte Magnus mit
trotzigem Unterton. »Mein Bruder wird gebraucht. Das
weißt du.«
    »Ich weiß nichts von diesen Dingen«, erwiderte die
Frau. »Dein Vater kam einmal mit seinem Freund zu mir,
dem Menschen, der zum Valheru wurde.« Sie stand auf.
    Magnus war überrascht zu entdecken, dass sie größer
war als er. Aus irgendeinem Grund ärgerte ihn das. Ohne
nachzudenken machte er sich größer als die Göttin.
    Die Frau lachte. »Auch noch eitel?« Sie nickte. »Dein
Vater kam noch ein zweites Mal zu mir.«
»Ich weiß«, erwiderte Magnus. »Er hat uns von eurem
Handel erzählt.«
»Tatsächlich?« Sie wandte ihm den Rücken zu und
ging davon, als wollte sie die Berggipfel unter ihr betrachten. »Ich kann mich an keinen Handel erinnern. Ich
weiß allerdings, dass ich ihn vor eine Wahl stellte.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Magnus.
»Ich weiß, dass du es nicht verstehst. Ich habe keine
Ahnung, was dein Vater dir über das gesagt hat, was geschehen wird, aber ich stehe nicht in der Schuld deiner
Familie. Es gibt nur ein Übereinkommen, das ich vor
Jahren mit Pug getroffen habe. Dein Bruder ist nicht von
seinem Schicksal ausgenommen; er liegt am Eingang zu
meinem Reich, und ich bin nicht verpflichtet, ihn abzuweisen. Seine Zeit ist gekommen.«
»Nein«, sagte eine Stimme hinter Magnus.
Er drehte sich um und sah eine dünne, zerbrechliche
alte Frau mit einer Haut wie durchscheinendes gebleichtes Pergament, das über uralte Knochen gespannt war. Ihr
Haar war weiß, und sie trug ein Gewand von der Farbe
des Schnees auf den fernen Gipfeln. Ihr Gewand und ihr
Haar waren mit Elfenbeinringen und -spangen geschmückt, und der Saum des Gewands verbarg ihre Füße.
»Du kannst tun, was du willst, Tochter, denn du bist Herrin deiner Domäne, aber genau darum geht es: Du kannst
tun, was du willst. «
»Ich bin verpflichtet, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Und nenne mich nicht ›Tochter‹, alte Frau. Du gehörst
nicht hierher.«
»Es scheint, als gehörte ich nirgendwohin.« Sie warf
Magnus einen Blick zu und lächelte.
Magnus betrachtete die alte Frau und sagte: »Du bist
die Hexe aus dem Dorf.«
»Nein«, sagte die alte Frau. »Aber ich kenne sie, genau, wie ich viele andere kenne.«
Magnus war verwirrt, denn die beiden sahen vollkommen identisch aus, nur dass die Hexe eisengraues
Haar hatte und ihre Haut wie Leder war. »Wer bist du?«
»Ich bin eine, die war und wieder sein wird, aber im
Augenblick …«
»Ist sie niemand«, sagte Lims-Kragma.
»Ja«, stimmte die alte Frau ihr zu, und plötzlich war
sie verschwunden. Aber ihre nächsten Worte hingen in
der Luft. »Du kannst tun, was du willst.«
Einen Moment sagten weder Magnus noch die Göttin
etwas, dann ergriff die Göttin des Todes wieder das Wort:
»Nun gut. Ich verweigere deinem Bruder, mein Reich
zu betreten. Sein Urteil wird zu einem anderen Zeitpunkt
gefällt werden; bring ihn auf deine Insel.«
»Wer war das?«, fragte Magnus.
»Eine, die war«, erwiderte die Göttin, und dann fügte
sie mit einer Miene, die auf aufgewühlte Emotionen
schließen ließ, hinzu: »Und vielleicht, wie sie sagt, eine,
die eines Tages wieder sein wird«, und mit einer Geste
brachte sie Magnus und sich selbst zu ihrem Tempel zurück. Dort waren alle in der Zeit erstarrt wie Fliegen in
Bernstein, und die Göttin sagte: »Frag Nakor oder deinen
Vater nach Echos.« Dann war sie plötzlich verschwunden, und alle rings um Magnus begannen wieder, sich zu
bewegen.
Stöhnend öffnete Caleb die Augen. Er blinzelte, dann
sagte er leise: »Bruder?«
»Die Göttin hat dein Gebet erhört«, erklärte der Hohe
Priester und verneigte sich. Die anderen Priester folgten
seinem Beispiel.
»Kommt«, sagte Magnus zu den beiden Jungen und
hob seinen Bruder hoch. Caleb schloss die Augen wieder,
und er verlor erneut das Bewusstsein, ließ den Kopf an
die Schulter seines Bruders sinken. Die Jungen stellten
sich dicht neben Magnus, und wieder hatten sie dieses
Gefühl von Dunkelheit, gefolgt von einem Augenblick
der Orientierungslosigkeit.
Der Ort, an dem sie standen, musste sich irgendwo in
der Nähe des Meeres befinden, denn Tad und Zane konnten das Salz in der Nachtluft riechen. Tad zeigte auf die
beiden Monde am Himmel, und die Jungen wussten, dass
sie sich ein ganzes Stück nördlich von McGrudders
Gasthaus

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