Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
Mutter besuchen – und schließlich ins Herz des
Kaiserreichs.«
»Und was machen wir da?«, wollte Tad wissen.
Ohne ein Lächeln antwortete Caleb: »Das ist eine lange Geschichte, und wir werden auf dem Schiff noch Zeit
dafür haben.« Schweigend marschierte er weiter.
Sieben
Ralan Bek
Magnus beobachtete nachdenklich das Geschehen.
Drei Tsurani-Magier standen rings um den Talnoy,
den er vor über einem Jahr nach Kelewan gebracht hatte.
Sie befanden sich alle in einem großen Raum tief unten
im Gebäude der Versammlung der Magier auf der Heimatwelt der Tsurani. Eine Reihe magischer Geräte an
den Wänden spendete Licht, da Fackeln zu rauchig waren.
»Wir glauben, dass wir jetzt mehr über das Wesen dieses … Dings wissen, Magnus«, sagte ein Magier namens
Illianda. »Wir haben mit Priestern mehrerer Orden über
die Möglichkeit gesprochen, dass dieses Geschöpf eine
… eine Seele beinhaltet, wie Ihr es ausgedrückt habt.«
Illianda trug wie seine Magierbrüder ein schlichtes
schwarzes Gewand. Anders als sie war er jedoch ein
hoch gewachsener, dünner Mann. Er war beinahe so groß
wie ein Bürger des Königreichs, was für einen Tsurani
sehr groß war. Seit dem Spaltkrieg waren viele TsuraniKinder so ungewöhnlich hoch gewachsen. Illiandas Gesicht war glatt rasiert wie das der meisten TsuraniMagier, und er rasierte sich auch den Kopf. Seine Augen
waren tiefschwarz. »Unsere Hauptsorge ist allerdings
immer noch, dass dieses Ding wie ein Leuchtfeuer für
diese andere Welt funktioniert.«
Fomoine, ein untersetzter Magier, der mehr aussah wie
die traditionellen Tsurani, sagte: »Wir haben gestern einen Bericht über einen wilden Spalt in einem Tal nördlich der Stadt Barak in der Provinz Coltari erhalten.«
Magnus sah ihn neugierig an. »Ein Hirte sah einen
schwarzen Spalt, der am Himmel erschien und durch den
ein Schwarm unheimlich aussehender Vögel geflogen
kam. Der Mann beschrieb sie als ausgesprochen bösartige Geschöpfe.«
Der dritte Magier, ein Mann namens Savdari, fügte
hinzu: »Einer unserer Brüder ist in dieses Tal gegangen
und hat einen Überrest von Energie von dem Spalt gefunden. Sie stammt zweifellos nicht von dieser Existenzebene und muss daher von dieser Dasati-Welt kommen,
von der du erzählt hast.«
Fomoine sagte: »Er hat auch die Vögel gefunden und
sie vernichten können, aber zuvor hatten sie schon mehrere Needra aus der Herde des Hirten umgebracht. Unser
Bruder kehrte mit drei Exemplaren zurück, und ihre Kadaver werden nun untersucht. Diese Vögel von der Dasati-Welt erinnern an die Aasvögel Eurer Welt – ich glaube, ihr bezeichnet sie als Krähen – oder an die Janifs hier
auf Kelewan. Sie sind allerdings, um es vorsichtig auszudrücken, erheblich aggressiver und gefährlicher als unsere
Vögel; der Hirte war gezwungen, sich in einem Dickicht
in der Nähe zu verstecken, um nicht getötet zu werden.«
»Das ist in der Tat beunruhigend«, sagte Magnus.
»Wie weit seid Ihr bei Euren Versuchen gekommen, die
Schutzzauber gegen solche Vorkommnisse zu verstärken?«
»Nicht besonders weit. Wieder einmal führen uns die
Werke Eures legendären Großvaters vor Augen, wie wenig wir wissen.«
Magnus zog leicht die Brauen hoch, aber ansonsten
blieb seine Miene ausdruckslos. Er fand es immer ärgerlich, wenn man von Macros dem Schwarzen als von seinem Großvater sprach. Macros war schon vor Magnus’
Geburt gestorben, und er und Caleb wussten über den
Mann nur, was ihre Mutter ihnen gesagt hatte – das meiste davon war alles andere als schmeichelhaft. Macros
war zweifellos ein äußerst begabter Magier gewesen,
aber in vielerlei Hinsicht hatte er sich als größerer
Schwindler herausgestellt als Nakor, und häufig hatte er
Mitgefühl und ethische Überlegungen außer Acht gelassen. Nach vorsichtigen Schätzungen waren als Folge seiner Manipulationen Zehntausende gestorben. Die Frage
war, ob es sich dabei um notwendige Opfer handelte oder
ob er andere Möglichkeiten gehabt hätte, um zu dem angestrebten Ergebnis zu gelangen. Magnus und sein Vater
hatten im Lauf der Jahre viele Diskussionen über die
Konsequenzen von Entscheidungen geführt, die von Personen mit großer Macht getroffen wurden.
Magnus kannte die offizielle Geschichtsschreibung
des Königreichs gut, und er hatte auch Chroniken diverser Historiker aus den Freien Städten und ein paar Tagebücher aus dieser Zeit gelesen, aber nichts war besser
gewesen als die Geschichten über die Heimsuchungen
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