Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
eine Möglichkeit finden, sie zu beherrschen, ohne diesen
Ring zu benutzen.«
Nakor nickte zustimmend. Der Ring, mit dem die Talnoy beherrscht werden konnten, hatte die unangenehme
Nebenwirkung, den Träger wahnsinnig zu machen.
Pug blickte sich um. »Und jetzt lass uns sehen, ob wir
diese Spur finden können.«
»Sie ist da drüben«, sagte Nakor und zeigte auf ein
winziges, schimmerndes Fragment, das zwischen ein
paar Büschen in der Luft hing. »Es ist mir aufgefallen,
als wir uns unterhielten.«
Pug eilte zu dem winzigen Fragment von Energie, das
weniger als acht Zoll lang war und zwischen zwei Ästen
eines Busches in der Luft schwebte. »Wir hätten jahrelang danach suchen können«, sagte Pug. »Was denkst du,
wie hat der Junge es gewusst?«
Nakor zuckte die Achseln. »Das hier ist ein sehr böses
Ding, und wenn man sein Wesen bedenkt…«
»Du meinst, er ist irgendwie darauf eingestimmt?«
»Offensichtlich«, erwiderte Nakor. Er betrachtete das
winzige Energiefragment. »Hast du eine Idee, wie dieses
Ding funktioniert?«
»Als ich unterhalb der Stadt Sethanon gegen die Magie von Murmandamus kämpfte, bin ich auf etwas wie
das hier gestoßen, aber es war erheblich weniger subtil.
Es stellte sozusagen die brutalste Herangehensweise an
das Thema dar. Dies hier ist zart, beinahe … künstlerisch.«
»Wenn man das Gemetzel bedenkt, das in dem
Schlachthaus stattgefunden haben muss, das Varen in
Kaspars Zitadelle unterhielt, ist das eher unerwartet«,
stellte Nakor fest.
»Varen mag ein mörderischer Wahnsinniger sein, aber
er ist nicht dumm. Tatsächlich hätte er, wenn er nicht
verrückt wäre, eine große Hilfe für uns sein können.«
»Wenn er nicht wahnsinnig wäre, gäbe es vielleicht
kein ›uns‹, Pug.«
»Vielleicht nicht das Konklave, aber es hätte sicher eine Gruppe von Magiern gegeben, die zusammenarbeiten.«
Nakor betrachtete das Schimmern und fragte: »Wohin
zieht sich das hier?« Er zeigte auf einen winzigen Energiefaden, ein schimmerndes, silbrig-grünes Licht, das
nicht länger war als ein Fuß.
Pug deutete auf das Ende, das ihm näher war. »Es
kommt aus der Richtung, in der der letzte Ort liegt, an
dem es sich manifestiert hat. Es hat etwas an sich, das
sich ähnlich anfühlt.« Er zeigte nach Osten. »Etwa hundert Meilen dort entlang.«
»Hat es genau so ausgesehen?«
»Nein«, sagte Pug leise. »Dort war es eine Kugel, etwa von der Größe einer Traube. Und es war irgendwie an
Ort und Stelle verankert, mit Hilfe von Energie, die es an
den Boden band. Es war für ein normales Auge unsichtbar und ohne Substanz, also konnte man durch es hindurchgehen, ohne es zu bemerken. Ich brauchte einen
besonders guten Zauber, um es zu entdecken. Das hier
scheint…« Er schaute zurück entlang der Energielinie,
als sähe er etwas. »Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat.
Es sieht so aus, als …« Dann riss er die Augen auf. »Er
hat eine Möglichkeit gefunden, seine Energie springen zu
lassen, Nakor.«
»Was meinst du mit springen}«
»Dieses Ende hier«, sagte Pug und zeigte darauf, »ist
nicht hundert Meilen von der Kugel entfernt. Es ist mit
ihr verbunden.« Er stand einen Augenblick reglos da,
dann sagte er: »Es ist ähnlich wie die Tsurani-Kugeln,
die wir benutzen, um uns von einem Ort zum anderen zu
transportieren.«
»Aber das sind Maschinen«, wandte Nakor ein.
»Miranda braucht keine Kugel«, sagte Pug leise. »Sie
kann sich kraft ihres Willens von einem Ort an den anderen versetzen, wenn sie weiß, wohin sie will.«
»Aber niemand außer ihr kann das.«
Pug lächelte. »Das dachte ich auch, aber als du die
Höhle auf der Insel bei unserem letzten Zusammentreffen
verlassen hast, hast du vergessen, eine zu benutzen.«
Nakor zuckte die Achseln. »Ein Trick.«
Pug nickte. »Sie hat versucht, Magnus und mir diesen
Trick beizubringen. Wir können es immer noch nicht,
aber wir arbeiten auch erst seit etwa zwanzig Jahren daran.«
»Wenn dieses Ende mit der Kugel verbunden ist«, sagte Nakor, »wohin führt dann das andere Ende?«
Pug betrachtete den Faden blinzelnd, als könnte er auf
diese Weise erkennen, wo er hinführte. Nach ein paar
Minuten beinahe regloser Betrachtung weiteten sich seine Augen. »Nakor«, flüsterte er, als hätte er Angst, die
Stimme zu erheben.
»Was ist?«
»Es ist ein Spalt!«
»Wo?«, fragte Nakor.
»Am Ende dieses Energiefadens. Er ist unvorstellbar
winzig, aber er ist vorhanden. Varen hat tatsächlich einen
Spalt geschaffen. Zuerst
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