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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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verschaffen, Varens letzter offener Versuch,
Chaos in unsere Welt zu bringen. Zwischen diesen Ereignissen hat er sich damit zufrieden gegeben, an ruhigen, abgelegenen Orten im Stillen zu arbeiten.«
»Wie in der Zitadelle von Kaspar von Olasko?«, fragte
Nakor grinsend.
»Kaum abgelegen im üblichen Sinn, das muss ich
zugeben, aber wie viele Menschen wussten, dass er dort
war? Es war außerhalb von Kaspars Haushalt ein gut gehütetes Geheimnis«, sagte Pug. »Seine Nekromantie hat
ihm die Macht gegeben, sich von einem Körper zum anderen zu bewegen. Meine Forschungen weisen darauf
hin, dass es irgendwo ein Gefäß geben muss, in dem sich
seine wahre Seele befindet – ein besserer Ausdruck fällt
mir nicht ein. Das gestattet ihm, sich der Körper von anderen zu bemächtigen und sie zu benutzen. Er wird nicht
aufgeben, bis er das Konklave zerstört hat. Sein Auftrag
besteht darin, dem Bösen in jeder Hinsicht Vorschub zu
leisten. Also ist er ein Problem.« Pug zeigte auf Bek.
»Und nach allem, was du sagst, haben wir da drüben
noch eins.«
»Aber ich glaube nicht, dass er Varen ist«, sagte Nakor und warf die Orangenschale beiseite. »Varen wurde
rekrutiert oder verführt, betrogen oder wie immer du es
nennen magst, entweder mit dem Versprechen von Macht
oder ewigem Leben oder etwas Ähnlichem. Kein
Mensch, der noch bei Verstand ist, überlässt sich freiwillig dem Bösen.«
»Leso Varen ist nicht bei Verstand.«
»Aber er war es vielleicht einmal«, wandte Nakor ein.
»Vielleicht war er nur ein Mann, der sich unglücklicherweise zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Dieses
Amulett, von dem du gesprochen hast, kann einen Menschen mit schwachem Willen überwältigen und ihn in
den Wahnsinn treiben. Und geistige Gesundheit ist alles,
was zwischen Gut und Böse steht. Es ist unmöglich, dass
dieser junge Mann da drüben in ein paar Jahren auch nur
annähernd bei Verstand sein wird. Er hat bereits jeden
Sinn für Moral verloren, wird nur noch von Impulsen
getrieben.«
»Aber was kann uns jemand nutzen, der keine moralischen Bedenken hat, etwas Böses zu tun?«
»Wir haben einen Nutzen für Kaspar gefunden, nicht
wahr?«, erwiderte Nakor.
Pug schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Zugegeben, aber er stand unter Varens Einfluss. Dieser Junge
wurde direkt vom Namenlosen berührt. Ist das nicht ein
Unterschied?«
»Ich weiß es nicht, Pug, aber ich weiß, wir müssen ihn
entweder umbringen, und zwar bald, bevor er zu gefährlich wird, oder wir müssen versuchen, ihn irgendwie zu
ändern.«
»Ich kann dein Widerstreben verstehen, ihn einfach
umzubringen, aber warum dieser Wunsch, ihn zu verändern?«
»Was, wenn meine Annahme stimmt, dass die Götter
kleine Stücke ihrer Selbst in uns platzieren, weil sie lernen wollen?«
»Also gut, aber du hast gesagt, du bezweifelst, dass
dies die Absicht des Namenlosen war.«
»Ja«, stimmte Nakor grinsend zu. »Aber wenn jemand
etwas tut, hat das häufig unvorhergesehene Folgen. Was,
wenn wir die kleine Botschaft zurücksenden können,
dass das Böse ohne ein Gleichgewicht und ohne das Gute
nicht existieren kann?«
»Nach allem, was du vermutest – würde das etwas ändern?«
»Ja, denn das liegt im Wesen der Wirklichkeit. Denk
doch an das alte Symbol von Yin und Yang, den Kreis, in
dem es sowohl Schwarz als auch Weiß gibt, aber im
Weiß befindet sich ein kleiner schwarzer Fleck und im
Schwarz ein kleiner weißer! Entgegengesetzte Kräfte,
aber in jedem eine Spur des anderen. Er mag verrückt
sein, aber selbst der Namenlose sollte dies als grundlegende Wahrheit erkennen.«
Pug lachte wehmütig. »Wir werden es vielleicht nie
erfahren, und das ist in Ordnung, denn die Götter haben
uns nur ein begrenztes Maß an Kräften und Wissen gegeben. Ich bin damit zufrieden. Aber ich muss den Dingen, die ich verstehe und beherrschen kann, den Vorrang
vor deinen Theorien geben, ganz gleich, wie erstaunlich
sie sein mögen. Sollte sich Bek als eine Gefahr für das
Konklave erweisen, werde ich ihn vernichten, wie man
eine Küchenschabe zertritt. Ohne zu zögern. Hast du das
verstanden?«
»Sehr gut.« Nakors Grinsen war verschwunden. »Aber
ich denke, wir sollten diesen jungen Mann noch eine
Weile erforschen, bevor wir ihn töten.«
»Einverstanden. Ich möchte allerdings, dass du dich
mit den anderen auf der Insel besprichst. Und zuvor solltest du nach Novindus zurückkehren, zu den Talnoy. Sie
sind eine wirkliche und unmittelbare Gefahr. Wir müssen

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