Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
Selbst die Hühner hier kämpften, hatte Nakor festgestellt.
Sie gingen weiter durch die geschäftige Stadt,
und jeder Anblick, jedes Geräusch stellte eine neue
Ablenkung dar. Pug war gezwungen, niemanden
anzustarren, und er musste Nakor mehrmals einen
Stoß versetzen, um ihn daran zu erinnern, nicht zu
glotzen.
Schließlich erreichten sie das Gasthaus, wo sie laut
Martuchs Aussage in Sicherheit sein würden, solange
sie ihre Rollen als Geringere spielten, und sie wurden
rasch von Martuch und Bek getrennt und in die
Quartiere für die Diener reisender Krieger gebracht,
die hinter dem eigentlichen Gasthaus lagen.
Es war eine Unterkunft, in der schon drei andere
geringere Männer und eine einzelne Frau sich ausruhten, während zwei andere Frauen sich um die
Kochfeuer kümmerten. So, wie es aussah, würden sie
sich offenbar selbst um ihr eigenes Essen kümmern
müssen, aber bevor er das Nakor und Magnus sagen
und sie die Rationen aus ihrem Gepäck holen konnten, sagte eine der Frauen am Feuer: »Zwei Sus für
das Essen. Und noch einen Su, wenn ihr etwas ande
res als Wasser trinken wollt.«
Pug griff in seinen Beutel, holte neun Münzen
heraus und legte sie auf den Tisch, unsicher, ob er
etwas sagen sollte. Er nahm an, »Danke« würde ihm
nur Ärger einbringen.
Die Frau nahm die Münzen und steckte sie in einen Beutel, der an einem gewebten Gürtel aus
Schnüren hing, mit dem sie ihr Kleid gebunden hatte.
Pug setzte sich still in die Nähe des Tisches und sah
zu, wie sie die Mahlzeit zubereiteten.
Die beiden Dasati-Frauen unterhielten sich über
Dinge, für die Pug keinen Bezugsrahmen hatte, bis er
erkannte, dass sie über eine Frau redeten, die nicht
anwesend war. Die übrigen Dasati im Raum waren
die Diener von anderen, die im Gasthaus übernachteten, und Pug beschloss, sie nach Hinweisen zu beobachten, die nützlich sein könnten.
Als das Essen auf den Tisch gestellt wurde, nahmen die Dasati, die vor Pug und seinen Begleitern
gekommen waren, sich volle Schalen vom Tisch,
dann kehrten sie zu ihren Ruheplätzen zurück. Pug
nickte Nakor und Magnus zu, und sie folgten diesem
Beispiel.
Als sie beim Essen saßen, starrte eine der DasatiFrauen, die gekocht hatte, Magnus weiterhin an. Pug
beugte sich zu ihm und flüsterte: »Du hast nie etwas
über deine Begegnung mit Narueen gesagt.«
Magnus starrte seine Schale an. »Das werde ich
auch nicht.«
»Schwierig«, vermutete Pug.
»Mehr als …« Er lächelte dünn. »Es gibt Dinge,
die ein Sohn nicht mit seinen Eltern teilen möchte,
nicht einmal mit einem Vater, der so … so weit gereist ist wie du.«
Plötzlich verstand Pug. Die Erfahrung war für
Magnus nicht vollkommen unangenehm gewesen,
und das verstörte ihn.
Magnus schluckte einen weiteren Bissen von dem
gebratenen Gemüse und einem Getreide, das mit so
etwas wie Fleisch angereichert war. »Und bitte erwähne es Mutter gegenüber nicht.«
Pug unterdrückte ein Lachen.
Sie aßen schweigend weiter. Pug fragte sich, ob es
ein Problem mit den Frauen und Magnus geben würde. Er und seine Freunde wollten einfach nur ignoriert werden, aber offenbar hatte Narueen mit ihrer
Beobachtung recht gehabt, dass Magnus nach Maßstäben der Dasati ungewöhnlich gut aussah.
Unerwünschte Aufmerksamkeit war wirklich
nichts, was sie gebrauchen konnten. Pug wusste, dass
er oder sein Sohn das gesamte Gasthaus rings um
alle, die sie bedrohten, einstürzen lassen konnten. Sie
konnten genug Verwirrung schaffen, um zu entkommen. Aber wohin? Pug war nicht vollkommen
sicher, worin seine Mission bestand, außer, dass er so
viel über dieses Volk herausfinden musste wie möglich. Bisher hatte er keinen Grund gefunden, wieso
die Dasati in die erste Ebene der Wirklichkeit eindringen wollten, wenn man einmal von Nakors häufig geäußerter These absah, dass das Böse von Natur
aus verrückt war. Andererseits stellte Nakor immer
wieder fest, dass das Böse, selbst wenn es verrückt
war, immer noch zielgerichtet handeln konnte. Das
hatte sich im Fall von Leso Varen mehrmals deutlich
genug gezeigt.
Das wiederum ließ Pug an Varen denken, der sich
irgendwo auf Kelewan verbarg, und dieser Gedanke
wiederum ließ ihn seine Frau vermissen. Er wünschte
sich, er könnte wenigstens mit ihr sprechen, und sei
es nur für einen Augenblick, um zu erfahren, ob es
ihr gutging. Und um sie zu fragen, ob sie im Kaiserreich der Tsurani schon eine Spur von Varen gefunden hatte.
Wyntakata hinkte so schnell er konnte neben ihr her
und versuchte, mit Miranda Schritt zu
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