Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
von einigen Spalten erfahren,
aber ich habe persönlich mehr von diesen Berichten
studiert als alle anderen hier –«
»Das ist wahr«, warf Alenca ein.
»- und ich kann mit einiger Sicherheit erklären,
dass die meisten Berichte fehlerhaft waren – was die
Leute gesehen haben, war nicht magischer als eine
Wetteränderung oder der Drachen eines Kindes! Der
einzige zusätzliche Spalt, den ich finden konnte, maß
nicht mehr als die Größe meiner Faust, und er bestand nur noch ein paar Minuten, nachdem ich eingetroffen war. Ich bin überzeugt, dass diese kleinen
Spalte natürliche Nebenprodukte der Anwesenheit
des Talnoy sind und dass keine Intelligenz dahintersteht und sie auch nicht von irgendwem benutzt werden, der einen Weg nach Kelewan sucht. Ich glaube,
wir können Euch bald erheblich mehr über diesen
Talnoy sagen, und unsere Untersuchungen jetzt zu
beenden, wäre eine große Verschwendung von Zeit,
die wir bereits investiert haben.«
»Ich werde meinem Mann davon berichten«, sagte
Miranda. Mit einem Lächeln zu Wyntakata fügte sie
hinzu: »Ich muss mich von Euch verabschieden und
nach Hause zurückkehren.« Dann wandte sie sich an
Alenca. »Würdet Ihr mich bis zum Spalt begleiten?«
Der alte Mann nickte, und Wyntakata zögerte einen Moment, bevor er sich knapp verbeugte und in
eine andere Richtung ging. Als sie den Garten verließen, sagte Miranda: »Wyntakata hat zumindest für
mein Ohr einen seltsamen Akzent.«
»Er verbrachte seine Kindheit in der Provinz Dustari, auf der anderen Seite des Blutigen Meeres. Sie
neigen dazu, einige Vokale zu schleifen, nicht
wahr?«
Miranda lächelte. »Ich habe noch eine Frage.«
»Was ist, meine Liebe?«
»Sind Euch irgendwelche Gerüchte zu Ohren gekommen, dass jemand irgendwo im Kaiserreich Nekromantie betreibt?«
Der alte Magier blieb erschrocken stehen. »Das ist
verboten! Es ist die einzige Art von Zauberei, die
selbst in der alten Zeit, als unser Wort noch Gesetz
war, einen Erhabenen zu Fall bringen konnte. Jede
Spur davon zog die Todesstrafe nach sich.« Er wandte sich wieder dem Weg zu, und sie gingen weiter.
»Warum?«
»Pug hat Grund anzunehmen, dass vor kurzem jemand aus unserer Welt ins Kaiserreich gekommen
ist, ein Nekromant von gewaltiger Macht. Er stellt
eine große Gefahr dar, und er könnte sich überall
verstecken. Aber es liegt in seinem Wesen, dass er
diese Art von Zauberei nicht allzu lange meiden
kann.«
»Ich werde Erkundigungen einziehen.«
»Es wäre mir lieber, wenn Ihr das nicht tut«, sagte
Miranda. »Pug macht sich aus vielen Gründen Sorgen, von denen er Euch ein andermal berichten wird.
Aber er vertraut Euch, und Euch allein. Ihr müsst
noch etwas wissen: Diese Person – Leso Varen –
verfügt über die Macht, den Körper eines beliebigen
Menschen zu übernehmen. Wir verstehen die Mechanismen, mit denen er dies tut, noch nicht, nur,
dass sie Nekromantie erfordern und viele viele Tode,
je schrecklicher, desto besser für seine dunklen Künste. Wir glauben, er könnte hier festsitzen. Und wenn
das der Fall ist, müssen wir ihn finden und ihn vernichten.«
»Ihr glaubt, er könnte hier sein?« Alenca sah sich
um, als fürchtete er plötzlich, dass jemand sie beobachtete.
Miranda erkannte, dass sie einen Fehler gemacht
hatte. »Vielleicht auch nicht. Seine Wahl von Wirten
scheint eher zufällig zu sein, aber beim letzten Mal
maskierte er sich als Mann von großer Macht. Ich
bitte Euch nur, dass Ihr wegen dieser Sorge Ruhe
bewahrt, bis Pug zurückkehrt, um ausführlich mit
Euch darüber zu sprechen. Ist das möglich?«
»Selbstverständlich«, antwortete er, als sie das
große Gebäude der Akademie betraten. »Wir werden
unsere Arbeit an dem Talnoy fortsetzen – und bitte
sagt Nakor, wenn Ihr ihn das nächste Mal seht, dass
wir immer noch auf seine Idee warten, dieses Wesen
ohne den Ring zu beherrschen, dessen Tragen zum
Wahnsinn führt.« Er tätschelte ihren Arm und flüsterte dramatisch: »Ich lasse es Euch wissen, wenn
ich irgendwelche Gerüchte höre … über diese andere
Sache.«
Miranda gestattete ihm die Vertraulichkeit. Sie
mochte die Erhabenen der Tsurani nicht besonders,
aber für Alenca machte sie eine Ausnahme.
Sie betraten den Raum, der für den Spalt nach
Midkemia bereitgestellt worden war. Pug hatte die
Spaltmaschine der Tsurani bearbeitet, sodass sie nun
ein halbes Dutzend Ziele in Midkemia auswählen
konnte und nicht unbedingt nach Stardock führen
musste. Miranda wählte die
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