Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
eine Warnung überbringen, denn im letzten Moment, direkt bevor er die trübe Kuppel aus den Augen verloren hatte, hatte er sie wachsen sehen. Sie war jetzt größer als noch Augenblicke zuvor.
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Der Magier wirkte einen Zauber. Zwei Dasati-Todespries-ter errichteten eine Schutzbarriere, aber nicht, bevor einer von ihnen von einer lodernden Feuerkugel getroffen wurde. Tomataka, der Erhabene der Tsurani, der die Feuerkugel geworfen hatte, wurde von der folgenden Explosion nach hinten geschleudert. Der Todespriester, der neben dem getroffenen Dasati gestanden hatte, war beinahe dreißig Schritt zur Seite geworfen worden und hart genug auf einen Felsen geprallt, um sich die Knochen zu brechen.
Der Kampf hatte den ganzen Morgen getobt, und Tausende von Tsurani-Kriegern waren in einen Pass geströmt, der in das kleine Tal führte. Sie befanden sich südlich des Dorfs Tastiano in der nördlichen Bergkette an der Grenze des Kaiserreichs, dem Hohen Wall, oder wo es dieses Dorf einmal gegeben hatte, bevor es von der schwarzen Kuppel verschlungen wurde. Der Fluss Gagajin hatte eine seiner zwei Quellen hoch oberhalb des Dorfs, und was der Größere Gagajin genannt wurde, floss durch das Herz des Dorfes.
Die Dasati hatten eine gute Wahl für ihren Brückenkopf getroffen, denn es gab nur eine einzige Zugangsmöglichkeit, einen schmalen Pass ein paar hundert Fuß über den Fluss. Der Gagajin floss zu schnell, als dass man Boote benutzen könnte, um Soldaten stromaufwärts zu bringen. Im Süden des Tals konnten die Eindringlinge direkt in die Provinz Hokani ziehen und zu den alten Minwanabi-Ländereien, die nun der Familie des Kaisers gehörten. Von dort ging es hinunter in die Stadt Jamar, dann auf die Stadt der Ebene zu, zur Schlachtenbucht, wo der große Spalt, der die ursprüngliche Invasion von Midkemia möglich gemacht hatte, immer noch existierte. Oder sie konnten sich nach Südwesten wenden und die Stadt Silmani angreifen, das nördlichste Bevölkerungszentrum am Gagajin, und dann
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durch das ziehen, was von der Heiligen Stadt Kentosani übrig war, und weiter nach Sulan-Qu und hinunter zu den alten Acoma-Ländereien, wo sich der Kaiser verborgen hielt.
Tomataka war einer von einem Dutzend Magiern, die sich freiwillig gemeldet hatten, um die massive Antwort auf die Berichte über eine Invasion zu begleiten, die der Versammlung am Vortag gebracht worden waren. Das Kaiserreich befand sich im Aufruhr, obwohl ein wenig Ordnung wiederhergestellt worden war, einfach, indem der Kaiser Edikte ausgab und jedes Haus nördlich von Hoka-ni gehorchte. Zehntausende Krieger waren unterwegs, obwohl viele sich noch Tage entfernt befanden, aber die ersten paar hundert, begleitet von den Erhabenen, hatten den Talpass an diesem Morgen in der Dämmerung betreten.
Der Erhabene stand wieder auf, und seine Ohren klirrten immer noch von dem Aufprall. Er konnte sehen, wie Dutzende von Dasati-Kriegern aus diesem Schwarzen Berg kamen. Die Kuppel hatte nun wirklich die Größe eines kleinen Bergs und war so schwarz wie Ruß um Mitternacht, daher der Name. Kein Licht kam von innen, und es gab keine sichtbaren Türen oder Fenster, aber die Dasati-Krieger und Priester schienen problemlos hinein- und herauszugelangen.
Hunderte von Tsurani-Kriegern eilten den Weg oberhalb des Flusses entlang und gaben ihr Leben, um den Vormarsch der Dasati aufzuhalten. Der Kopf des Erhabenen dröhnte, und er war nicht imstande, sich genügend zu konzentrieren, um einen Zauber zu wirken, der helfen könnte, also zog er sich langsam zurück, um sich wieder zu fassen. Aber als er den Schwarzen Berg ansah, entdeckte er erschrocken, dass das Ding größer war als bei seiner Ankunft: Es hatte einen vom Blitz getroffenen Baum und 227
eine seltsame Steinformation am anderen Ende der wachsenden schwarzen Kuppel gegeben, aber jetzt konnte man sie nicht mehr sehen. Er stellte Berechnungen an und kam zu dem Schluss, dass die Kugel in weniger als einer Stunde um ein Dutzend oder mehr Schritte in diese Richtung gewachsen sein musste.
Er fühlte sich immer noch wacklig auf den Beinen und taumelte den Weg von der Front der sich nähernden Tsurani-Fußsoldaten entlang. Er wusste, dass irgendwo unterhalb von ihm die Tsurani-Kavallerie warten musste. Pferde waren auf Kelewan immer noch selten, aber jedes größere Haus hatte inzwischen einige davon, und sie würden sie nicht verschwenden, indem sie versuchten, sie über einen schmalen Fußweg zu zwingen, sondern für eine
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