Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
haben einen Platz, der für diesen Tag vorbereitet wurde und den wir noch nie zuvor benutzt haben. Er liegt sehr nahe an einem alten Eingang zum Palast, der uns in das Herz der Privatgemächer des TeKarana bringen wird.
Wir haben vor, von unten in diese Gemächer einzubrechen, um den TeKarana töten zu können, bevor seine Talnoy uns überwältigen, und den Thron zu beanspruchen.«
»Den Thron beanspruchen?«, fragte Pug. »Wie soll das möglich sein?«
Martuch und Hirea wechselten einen Blick, dann sagte Martuch: »Es ist leicht zu vergessen, dass Euch trotz Eures Aussehens und Eurer fließenden Beherrschung unserer Sprache grundlegendes Wissen über unsere Kultur fehlt, Mensch.« Er zeigte auf seinen Freund. »Sollte ich meinen Freund im Kampf töten, ist das eine Sache. Ich erwerbe Ehre für mein Haus und die Gesellschaft und kann mir von seinem Körper nehmen, was ich als Beute will, jedenfalls auf dem Feld. Aber wenn ich meinen Vater töte, werde ich Lord meines Hauses, wie Valko, als er Aruke tötete. Und wenn ich meinen Lehnsherrn töte, ihn überwältige und seinen Kopf nehme, dann ist es mein Recht, alles zu nehmen, was ihm gehört.«
»Wenn Valko also den TeKarana tötet«, schloss Hirea, »wird er zum TeKarana.
Warum, glaubt Ihr, hält sich der TeKarana eine Armee fanatisch loyaler Talnoy, die die ganze Zeit bei ihm bleiben?«
»Aber das bedeutet…«, begann Magnus.
»Jemand muss den Dunklen Gott töten«, schloss Pug. »Oder Valkos Herrschaft als TeKarana wird sehr kurz sein.«
»Was schlagt Ihr vor?«, fragte Alenburga.
»Die Tsurani sind tapferer als alle Soldaten, die ich je gesehen habe«, sagte Kaspar, »aber es fehlt ihnen ein Gefühl für Organisation oberhalb der Ebene von Kompanien. Das zu verändern könnte schwierig werden.« Er sah den jungen Jeurin von den Anasati an. »Mein Freund, ich habe eine sehr schwierige Aufgabe für Euch.«
»Was immer ich tun muss, Herr.«
Die gesamte Kommandostruktur der Tsurani war jetzt in einem rasch zusammengebauten Pavillon auf einem Hügel nahe dem Fluss untergebracht, weniger als eine halbe Meile von der Stelle entfernt, wo der Fluss die Ebene erreichte. Sie konnten den Staub sehen, der von den Kämpfen ein Stück flussaufwärts aufstieg, und bald schon würden sie auch die Kampfgeräusche hören können. Die Tsurani wurden langsam zurückgetrieben, und Kaspar suchte fieberhaft nach einem Plan, um den Vormarsch der Dasati aufzuhalten, wie Alenburga es verlangt hatte. Miranda und ein halbes Dutzend Magier waren erschienen, nachdem sie die Evakuierung eingeleitet hatten, und standen an der Seite, bereit zu tun, worum immer der General sie bitten würde.
Der General sah Kaspar an, der mit dem jungen Tsurani-Lord sprach. »Ihr müsst für mich die Spitze übernehmen,
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dort« - Kaspar zeigte auf eine Stelle zwischen ihrem derzeitigen Aufenthaltsort und den ersten Hügeln zu beiden Seiten des Flusses - »und ich will zwei Gruppen mit so vielen Soldaten, wie wir finden können, auf jeder Seite. Lord Jeurin, Eure Aufgabe besteht darin, Euch zurückzuziehen, sehr langsam, und die Dasati dabei hinter Euch herzulocken. Wir werden sie umzingeln und angreifen.«
Der junge Adlige salutierte und eilte aus dem Zelt, wobei er seinen Leuten bereits Befehle zuschrie.
»Was ist mit denen hinter der Spitze?«, fragte Kaspar.
Alenburga wandte sich Miranda zu. »Könnt Ihr sie eine Stunde lang beschäftigen?«
Sie seufzte. »Wir können es versuchen.«
»Wie sieht es mit der Evakuierung aus?«, fragte Alenburga.
»Schlecht«, antwortete sie. »Ein zweiter Spalt wird angefertigt, einer, der nach Novindus führen wird, aber das braucht Zeit, vielleicht noch einen Tag. Der, der jetzt offen steht, ist ein kleiner Raum im Gebäude der Versammlung, und wir können nur ein paar Dutzend Flüchtlinge auf einmal hindurchschicken.
Und selbst dann werden sie auf einer Insel im See der Träume im umstrittenen Land zwischen Kesh und dem Königreich herauskommen. Die einzige gute Nachricht ist, dass Tausende von Tsurani auf dem Weg zu den Spalten sind, also werden sie gleich hindurchgehen können, sobald die Spalte geöffnet werden.«
»Tausende«, sagte Erik von Finstermoor leise und sprach nicht weiter aus, was alle wussten: Millionen von Tsurani würden dem Tod überlassen bleiben, wenn nicht ein Wunder geschah.
Drei Stunden nach Mittag wurde der Rückzugsbefehl gegeben, und was von den Streitkräften der Tsurani übrig
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war, die in den Nischen der
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