Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Dann zeigte ein Ruf in der Ferne hinter ihnen an, wo sich die Todesritter befanden, denen sie zuvor begegnet waren.
»Wie weit noch?«, fragte Pug Macros.
»Zwei weitere Stunden werden uns, wenn wir nicht aufgehalten werden, an den Rand eines Bereichs bringen, der
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als Camlad bekannt ist, und dort müssen wir entscheiden, ob wir den Bezirk entlang der äußeren Bereiche der Stadt umgehen, was unserem Weg mehrere Stunden hinzufügen würde, oder uns mitten hindurch begeben. Letzteres ist vorzuziehen, aber die Gefahr ist viel größer.« »Warum?«, fragte Nakor.
»Das erste Blutvergießen wird stattgefunden haben, direkt nachdem das Große Ausmerzen ausgerufen wurde«, sagte Macros. Er war stärker außer Atem als sonst, und Pug erkannte, dass seine Krankheit sich bemerkbar machte, vielleicht als Ergebnis der Anstrengung der letzten Stunden. »Um es in Dasati-Begriffen auszudrücken, die Dummen, Schwachen und Übereilten sterben innerhalb von Stunden. Fallen wurden gelegt und Scharmützel ausgefochten. Dann wird es ein oder zwei Stunden ruhiger, und danach werden die Verwegeneren und Dreisteren gegeneinander antreten. Diese Gruppe von Todesrittern, der wir gerade entkommen sind, hat schon Blut gesehen, wahrscheinlich nach einer Begegnung mit einer ähnlichen Gruppe, die sie besiegen konnte. Die Überlebenden sind gefährliche, zähe Mörder, die Beute suchen. Der Blutdurst hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht, und das wird den ganzen Morgen so weitergehen. Später am Tag«, fügte er leise hinzu,
»werden sich die Dinge beruhigen, wenn selbst die blutgierigsten Mörder anfangen, den kommenden Sonnenuntergang zu spüren, und erkennen, dass nur solche wie sie selbst draußen geblieben sind, in anderen Worten, jene, die gut darin sind zu töten und ebenso fähig, sich zu verstecken. Zu diesem Zeitpunkt werden sich alle bedeckt halten und auf den Sonnenuntergang warten - jeder, der sich durch irgendeinen Teil der Stadt bewegt, wird ein leichtes Ziel für einen Hinterhalt sein. Das bedeutet also, es ist am wichtigsten, vor dem Mittag durch Camlad und ins nächs
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te Raion zu gelangen. Sobald wir die Stadt wieder verlassen, werden wir nur noch Stunden vom Hain von Delmat-Ama entfernt sein. Das Weiße beherrscht den Hain und den größten Teil seiner Umgebung vollkommen; dort werden wir sicher sein und können abwarten, um herauszufinden, was diese letzte Metzelei zu bedeuten hat.«
Magnus fragte: »Was denkst du denn, dass es bedeutet?«
Macros schwieg einen Augenblick und dachte über die Frage nach. »Ein Anfang«, sagte er schließlich. »Seine Dunkelheit ist ein gieriger Gott. Er verlangt Blut, aber wenn sein Hunger größer ist, bedeutet das für gewöhnlich eine große Veränderung.« Der Dasati, der einmal ein Mensch gewesen war, seufzte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Eindringen in eine höhere Ebene einfach ist, nicht einmal für einen Gott. Kann sein, dass er seiner Armee selbst folgen will.« Er schaute von einem zum anderen. »Kommt, wir können ausführlicher darüber sprechen, wenn wir den Hain von Delmat-Ama erreicht haben.«
Wie ein Mann drehten sie und die drei Diener sich um und eilten weiter den Weg entlang, als der Himmel im Osten heller wurde.
Die offenen Felder des Raion fanden ein Ende, als sie eine breite Straße erreichten, auf deren anderer Seite sich eine endlos scheinende Mauer von Gebäuden erhob, die zehn oder zwölf Stockwerke hatten. Macros sagte: »Dort.
Rechts gibt es einen Dienstbotentunnel.« Er sah sich um. »Lasst euch von der Stille nicht täuschen. Hinter jedem Fenster gibt es Augen, und in jeder Hand liegen Waffen. Im Augenblick denken ein Dutzend Geringere darüber nach, wie gefährlich wir sind - sind wir mutig und mächtig oder dumm und schwach
- und wie ihre Chancen bei einem
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Hinterhalt wären. Wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir erst Camlad hinter uns haben, werden wir den Hain von Delmat-Ama schnell erreichen.«
»Hattest du nicht erwähnt, dass wir dieses Viertel umgehen könnten?«, fragte Nakor.
Macros ging weiter. »Wir haben zu viel Zeit verloren.« Dreimal hatten sie sich seit Mitternacht versteckt, einmal für über eine Stunde, um Konfrontationen mit den Dasati zu vermeiden.
»Wird heute viel Magie eingesetzt?«, wollte Magnus wissen.
Macros zögerte. »Ich bin nicht sicher, was du meinst.«
»Bisher haben wir unsere Kräfte verborgen, um nicht entdeckt zu werden.«
»Ja«, stimmte Macros zu. »Wir hätten alles auf unserem Weg
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