Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
die Schmerzen verdient, und ich bin ein besserer Mensch, weil ich sie ertragen habe.«
»Wir sind ein geduldiges Volk«, sagte Castdanur. »Wir werden von denen gequält, denen Ihr auf dem Weg hierher begegnet seid, und ich fürchte, wir werden eine Beziehung zwischen denen erkennen, denen Ihr am Strand gegenübergestanden habt, und denen, die uns immer umzingeln, wenn die Sonne untergegangen ist, aber darüber sollten wir uns in ein paar Tagen weiter unterhalten.«
»In ein paar Tagen?«
»Ich muss die Jagd anführen«, sagte der alte Elf. »Wie Ihr bereits gesehen habt, machen wir schwere Zeiten durch, und wir haben nicht genug Vorräte für Euch und Eure Männer. Wir werden euch nicht einfach töten, nur weil wir Hunger haben, und wir werden Euch auch nicht hungern lassen. Also müssen wir eine Jagd organisieren. Aus vielerlei Gründen können wir nicht in diesen Hügeln oder auf den Gipfeln weiter oben jagen, sondern müssen einen Tag oder länger nach Norden oder Süden ziehen, um Wild zu finden. Also wird es vier oder fünf Tage dauern, bis ich zurückkehre, und dann werden wir Zeit haben, uns weiter zu unterhalten. Ich wüsste es zu schätzen, wenn Ihr uns Euer Wort geben würdet, dass Ihr denen, die zurückbleiben, um Euch zu bewachen, keinen Ärger macht.«
»Es ist die Pflicht eines Soldaten zu fliehen«, sagte Kaspar.
Der alte Elf seufzte. »Das wäre dumm. Wir würden Euch nicht nur rasch aufspüren, Ihr würdet wahrscheinlich sterben, bevor wir Euch fänden. Wie ich schon sagte, die Umgebung dieser Festung ist gefährlich.«
Kaspar nickte. »Ich werde persönlich als Pfand guten Willens hierbleiben. Ich kann meinen Männern das Glei
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che befehlen, aber nicht sicher sein, dass alle gehorchen werden.« Er zögerte einen Moment, unsicher, ob er noch mehr hinzufügen sollte. »Ich habe gesagt, was ich sagen musste, und ich denke, es ist wichtig, wegen dem, wovon ich gesprochen habe, bald eine Übereinkunft zu erreichen; was immer dieses Schiff mit diesen Männern an Eure Küste gebracht hat, ist Teil einer größeren Intrige, einer, an der Kräfte beteiligt sind, die mit den Eindringlingen, von denen ich sprach, verbündet sind.«
»Die Dasati. Ja, ich weiß«, erwiderte Castdanur. »Wir werden Gelegenheit haben, über alles zu sprechen. Wir sind, wie ich sagte, ein geduldiges Volk, und wir haben eine andere Wahrnehmung der Zeit. Wir fällen keine übereilten Entscheidungen, aber wir werden Eure Situation im Auge behalten.«
»Ich danke Euch, dass Ihr mich angehört habt«, sagte Kaspar.
Eine Wache begleitete Kaspar zu der lang gezogenen Halle, in der man seine Männer eingesperrt hatte. Jommy, Servan und die anderen blickten erwartungsvoll auf. Kaspar sah, dass man auch ihnen etwas zu essen gebracht hatte, aber aus den leeren Schalen und den Mienen seiner Männer schloss er, dass er erheblich besser gegessen hatte als sie. Er ignorierte die lautlosen Fragen in ihren Blicken und bedeutete Jim Dasher mit einer Geste, mit ihm in eine Ecke zu kommen. Wortlos wies er die in der Nähe an, sich ein wenig von ihnen zu entfernen.
»Könnt Ihr hier rauskommen?«, fragte Kaspar.
»Kein Problem«, antwortete der Dieb. »Es dürfte ihnen sogar schwerfallen, ein Trampeltier wie Brix festzuhalten.«
Kaspar nickte. Brix war einer seiner kräftigsten Krieger, ein guter Mann bei einer Schlägerei, aber er wurde stän
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dig von den anderen aufgezogen, weil er so ungeschickt war, dass er oft buchstäblich über seine eigenen Füße fiel. »Könnt Ihr zu den Schiffen gelangen?«
»Ah«, sagte Jim leise. »Das ist eine andere Frage. Ich habe eine Route im Kopf, aber ich bin sicher, dass diese Elfen die Wälder tausendmal besser kennen als ich. Es wird viel davon abhängen, wie groß mein Vorsprung ist und wen sie hinter mir her schicken. Ich habe Geschichten über elfische Fährtenleser gehört, also bezweifle ich, dass es helfen würde, falsche Spuren zu legen - außerdem bin ich ein Stadtmensch, und meine Waldkenntnisse sind nicht besonders gut. Nein, Geschwindigkeit ist wahrscheinlich der einzige Vorteil, den ich habe.«
»Wann würdet Ihr gehen?«
»Nicht später als in zwei Stunden«, sagte der Dieb aus Krondor. »Es sind dann immer noch zwei Stunden bis Mitternacht, und wenn sie einen Ausbruch erwarten, werden sie das wohl eher im Morgengrauen tun.«
»Wachen sind normalerweise halb am Schlafen, bevor die Sonne aufgeht«, bemerkte Kaspar.
Jim nickte zustimmend. »Und da draußen sind diese Dinger
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