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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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schnell weiter.
    Trotz seiner Größe war Tomas so beweglich wie ein Elf, und Jim fiel es schwer, ihm zu folgen, ohne von dem Weg um den Baum herunterzufallen. Schließlich erreichte er sicher den Boden und holte Tomas am Rand einer großen Lichtung ein. »Haltet Euch bereit«, war alles, was Tomas sagte, dann rief er etwas in einer fremden Sprache und wiederholte es dreimal. Danach schwieg er.
    »Und jetzt?«, fragte Jim.
    »Jetzt warten wir«, antwortete Tomas.
    Minuten vergingen, und bald entstand eine erwartungsvolle Atmosphäre.
    Elfen ringsumher blieben stehen, um zu sehen, was geschehen würde. Jim hatte keine Ahnung, aber er hatte schon lange gelernt, dass es Zeiten gab, in denen es das Beste war, einfach den Mund zu halten und zu tun, was man ihm sagte.
    Die Zeit verging langsam, und gerade, als Jim spürte, wie seine Geduld nachließ, konnte man fernes Flügelrauschen hören. Erst dachte Jim, es müsse ein großer Vogel sein -ein Adler oder Geier vielleicht -, aber der Rhythmus wollte nicht dazu passen, war zu langsam, und das Geräusch wurde zu laut, und das zu schnell.
    Plötzlich fiel ein riesiger Schatten auf sie, als eine gewal 137
    tige Gestalt über die Lichtung flog. Jim schaute nach oben und spürte, wie seine Kehle sich zusammenzog. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er so etwas wie Panik. Das Geschöpf, das zum Landen ansetzte - und für Jim sah es so aus, als wollte es direkt auf Tomas und ihm landen -, war ein Drache.
    Und nicht nur irgendein Drache, sondern ein Drache von der Größe eines kleinen Schiffs!

    Wie die meisten Bürger des Königreichs hatte Jim sein Leben lang Geschichten über Drachen gehört, aber er hatte nie jemandem geglaubt, der behauptet hatte, einen gesehen zu haben.
    Auch jetzt mochte er seinen eigenen Sinnen kaum trauen. Leise sagte er: »Das wird mir niemand glauben.«
    Tomas wandte sich ihm zu und lächelte, und dieses Lächeln wischte ein wenig von der Ehrfurcht weg, die er in seiner Aufmachung als Drachenlord bei Jim hervorgerufen hatte. »Wer die Wahrheit weiß, wird Euch glauben, und das ist alles, was zählt.«
    Eine Stimme donnerte tief aus der Kehle des Geschöpfs. Es sprach eine Sprache, die Jim nicht verstand, und er beherrschte sieben fließend und konnte in einem Dutzend weiterer mehr oder weniger erraten, um was es ging.
    Tomas antwortete in der Allgemeinen Sprache: »Ich möchte um einen Gefallen bitten, alte Freundin.«
    Das Geschöpf war rubinrot mit Glanzlichtern, die in der Sonne silbern, golden, in einem helleren Rot und stellenweise sogar blau blitzten. Es hatte einen gewaltigen Kamm, der zwischen seinen Augen begann und sich nach oben und zurück bis zum Halsansatz zog, und die Farbe dieses Kamms wechselte zwischen Rot-, Orange- und Goldtönen; er sah aus wie eine schillernde Flamme mit silbernen Blitzen und war aufgerichtet wie der Kamm eines Hahns. Der Drache schaute sie aus tiefschwarzen Augen an.
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    »Sprich, Drachenreiter«, sagte er.
    »Wir müssen zu den Bergen der Quor reiten, zum fernen Baranor, um der Sicherheit unserer Völker willen, Eledhel und Drachen.«
    Der Drache senkte den massigen Kopf, der so groß war wie ein Bauernwagen.
    »Schon lange bist du ein Drachenfreund, du, der du einmal unser Herr warst.
    Dein Wort ist deine Bürgschaft, und ich werde dich tragen.«
    »Und meinen Begleiter«, sagte Tomas.
    Jim spürte, wie er blass wurde. »Was?«
    »Kein Grund zur Furcht«, sagte Tomas. »Ich verfüge über Magie, die für Eure Sicherheit sorgen wird, und das hier ist der schnellste Weg, um Kaspar und seine Männer zu erreichen.«
    »Wartet!«, rief Jim. »Ich habe dieses Ding. Es wird uns zur Insel des Zauberers bringen. Miranda kann uns dann …«
    Tomas grinste noch breiter und erklärte: »Vertraut mir, wenn ich sage, dass dies der beste Weg für einen Auftritt ist.«
    Jim seufzte. »Also gut. Wenn Ihr meint.«
    »Ja. Folgt mir, und tretet dahin, wo ich hintrete. Bei all ihrer Größe ist Ryath doch sehr empfindlich.«
    Jim schob den beinahe unvernünftigen Drang zu kichern beiseite und folgte Tomas, beobachtete, wo er seine Füße aufsetzte, und hielt sich fest, als der weißgolden gekleidete Krieger an der Seite des Drachengesichts hinaufstieg.
    Tomas ging über den langen Drachenhals und hielt sich dabei leicht an dem großen Kamm fest, und als er den Halsansatz erreichte, setzte er sich hin und drückte die Beine leicht gegen den Hals, der etwa den gleichen Durchmesser hatte wie der Rumpf eines größeren

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