Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
die anderen
Götter dieser Welt das Mana auf diese Weise er
starren ließen?«
Pug schüttelte den Kopf, während er aufstand
und von der Maschine zurücktrat. »Ich nehme an,
es war ein Akt der Verzweiflung; wenn sie es auf
dem Höhepunkt des Kampfes taten, haben die
Valheru diese Welt möglicherweise für zerstört
gehalten und sind weitergezogen, sie könnten gespürt haben, wie sich alle Magie verflüchtigte, und
fürchteten, hier gefangen zu sein. Wir werden wohl
niemals erfahren, warum sie es getan haben. Und
ich bin nicht in der richtigen Stimmung, zu den
Säulen zurückzukehren, um den Grund herauszufinden.«
»Wie können wir dieses Ding richtig einstellen, wenn wir keine Kraftquelle besitzen?«, fragte
Owyn.
Pug hielt den Becher von Rlynn Skrr hoch.
»Hierdurch werden wir die Macht kanalisieren.
Dhatsavan hat Euch doch gesagt, dass es sich um
einen Schlüssel handelt, dass man mit ihm andere
Welten erreichen könnte.«
»Natürlich«, erwiderte Owyn.
Pug deutete auf seinen Kopf. »Hier drin ist das
Wissen. Doch ich benötige Eure Hilfe.«
Owyn blinzelte. »Inwiefern?«
»Ich muss euch alle warnen: Möglicherweise
funktioniert das hier alles nicht, oder es führt
gar zu unserer Vernichtung.« Das Letzte war an
Gorath und seine Tochter gerichtet. »Ich wünschte, ich könnte euch das Risiko ersparen, aber meine
Erfahrung mit einem solchen Spalt sagt mir, dass
wir nur ein paar Sekunden Zeit haben, das Tor zu
benutzen.«
»Sag uns einfach, was wir zu tun haben, Vater«,
meinte Gamina.
»Nachdem ich Owyn meine Anweisungen gegeben habe, werde ich laut zählen, und wenn ich
bei ›drei‹ bin, müssen wir versuchen, das Spalttor
zu aktivieren. Wenn es funktioniert, müsste ein
schimmerndes, silbriges Licht zwischen den beiden Pfosten erscheinen und sich in trübes Grau
verwandeln. In dem Augenblick, da es grau geworden ist, springt zwischen den beiden Stäben hindurch. Es ist vielleicht gut, wenn ihr beiden euch
an der Hand haltet. Owyn und ich werden kurz
danach folgen.«
Er zeigte ihnen, wo sie sich hinstellen sollten.
Dann wandte er sich an Owyn. »Dies ist vielleicht
die schwierigste Aufgabe, um die Ihr jemals gebeten worden seid. Ihr habt die nötige Energie und
das Wissen, auch wenn Ihr das zweite erst seit kurzer Zeit besitzt.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Owyn.
Pug nickte. »Meine Kräfte sind noch immer geschwächt, weil ich den Becher unerlaubt benutzt
habe. Meine Erinnerungen sind zwar zurückgekehrt, aber es kann noch einige Zeit dauern – möglicherweise Tage –, bis ich wieder voll und ganz auf
meine Kräfte zurückgreifen kann. Aber Ihr habt
Kraft – die Ihr schon vorher besessen habt – und
das Wissen, das Ihr von mir erhalten habt, als wir
den Becher geteilt haben.«
»Aber ich verstehe doch gar nichts von Spalten,
weder von diesem noch von irgendeinem anderen«,
wandte Owyn ein.
»Schließt die Augen und hört auf, darüber nachzudenken, was Ihr tun sollt. Entspannt Euch einfach und lasst die Dinge auf Euch zukommen.«
Owyn blickte zweifelnd drein, schloss aber gehorsam die Augen. Pug wartete ein paar Minuten.
»Ihr versucht es noch immer«, sagte er. »Denkt an
etwas anderes.«
»An was?«
»Denkt an etwas Langweiliges, vielleicht an ein
Buch, das ihr vor vielen Jahren gelesen habt und
das Euch nicht interessiert hat, oder an eine von
Elgohars Vorlesungen in Stardock.«
Owyn lachte, und plötzlich trat etwas in seine
Gedanken. »Ich … wartet, etwas …« Er öffnete die
Augen. »Ich habe gelacht, und in dem Augenblick
wusste ich etwas über den Spalt.«
»Schließt die Augen und denkt an etwas anderes«, wiederholte Pug.
Owyn holte tief Luft und schloss erneut die
Augen. Er ließ seine Gedanken schweifen, und
Erinnerungen kamen zurück. Er dachte an seine
älteren Brüder, wie sie ihn aufgezogen hatten, als
er die wenigen Bücher studiert hatte, die im Besitz
seines Vaters gewesen waren. Er erinnerte sich an
ein Mädchen aus der Stadt, das er gemocht hatte;
er hatte niemals mit ihr gesprochen, obwohl sie
wahrscheinlich über die Aufmerksamkeit eines
Sohns des Barons geschmeichelt gewesen wäre.
Dann dachte er daran, wie er Patrus getroffen hatte, an dessen wenig ehrerbietige Haltung gegenüber seinem Vater, an die tiefe Weisheit, die er unter
seinem rauen Äußeren verbarg. Er konnte den alten Mann vor seinem geistigen Auge sehen und sogar hören, wie er über die Zaubersprüche sprach,
die er dem Jungen beizubringen versuchte.
»Ich sage dir, Junge«, sagte die Erinnerung
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