Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
angegriffen haben«, sagte Riggers und senkte dabei die
Stimme. »Offensichtlich wisst Ihr mehr als ein gewöhnlicher Söldner.« Er deutete mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes in die Richtung von
Gorath. »Solche wie er tauchen in der letzten Zeit
immer in dieser Gegend auf, aber niemals so offensichtlich und noch dazu mit Menschen. Das alles
führt mich zu der Annahme, dass es sich bei Euch
um jemanden handeln muss, über den ich mehr
wissen sollte, bevor ich ihm meine Geschichte erzähle.«
James grinste. Riggers erwiderte das Grinsen,
und wieder waren die anderen verblüfft über die
große Ähnlichkeit. »Wenn ihr keine Brüder seid,
müssen die Götter seltsame Launen haben«, sagte
Owyn.
»Die haben sie in der Tat«, meinte Riggers, »ab
gesehen von allem anderen.«
»Folgendes kann ich Euch erzählen«, meinte
James. »Ich arbeite für Leute, die gegenwärtig
keinen Grund haben, Euren Tod zu wünschen,
Riggers. Seht also zu, dass Ihr ihnen auch keinen
gebt. Es sind außerdem Leute, die mit denen, die
Eure Attentäter angeheuert haben, nicht auf gutem Fuß stehen.«
»›Und der Feind meines Feindes ist mein
Freund‹«, sagte Riggers und zitierte damit eine alte
Binsenwahrheit.
»Bis zu einem gewissen Grade, ja«, bestätigte
James. »Im Augenblick gefällt mir die Vorstellung,
dass wir mehr Grund haben, einander zu helfen als
uns zu schaden.«
Riggers schwieg eine Zeit lang, dann kam das
Essen und gewährte ihm einen weiteren Aufschub,
während er eine Scheibe Käse nahm und auf das
warme Brot legte. Nachdem auch das Bier auf dem
Tisch stand und er einen großen Schluck genommen hatte, meinte er: »Verzeiht mir eine gewisse
Vorsicht, dann werde ich Euch erzählen, soviel ich
kann.
Ich repräsentiere die Interessen bestimmter
Leute in Krondor, die von gewissem Rang sind
und gute Verbindungen besitzen. Sie haben Handelsverbindungen im ganzen Königreich, bis nach
Kesh und über das Bittere Meer nach Natal. In
der letzten Zeit wurden sie von einem neuen
Konkurrenten bedrängt, der sich bemüht, die bestehenden Handelsbeziehungen zu zerstören und
ein neues Handelsimperium zu errichten.«
James dachte schweigend darüber nach. »Macht
es Euch etwas aus, mir den Namen Eures Auftraggebers oder des neuen Konkurrenten mitzuteilen?«
Lysle grinste noch immer, aber das Lächeln war
aus seinen Augen verschwunden. »Was das Erste
betrifft, ja, es macht mir etwas aus, aber der Zweite
ist eine ziemlich geheimnisvolle Person. Sie wird
von einigen der Kriecher genannt.«
James beugte sich vor und sprach so leise, dass
nur die am Tisch ihn verstehen konnten. »Ich
bin Junker James vom Hofe des Prinzen, also bin
ich ein Mann des Königs. Aber ich war eine Zeit
lang auch als Jimmy die Hand bekannt, daher
weiß ich, von wem Ihr sprecht. ›Mutter gibt eine
Gesellschaft.‹«
»›Und alle werden eine schöne Zeit verbringen‹«,
vollendete Riggers den Spruch. »Ihr seid Jimmy die
Hand? Das hätte ich nie geglaubt.« Er lehnte sich
zurück. »Ich gehe nicht oft nach Krondor. Meine
… Auftraggeber ziehen es vor, wenn ich hier im
Osten bleibe. Aber die Geschichten um Euren
Aufstieg haben sich weit verbreitet.«
»Möglicherweise haben wir mehr gemeinsam,
als Ihr ahnt«, sagte James. Er erzählte von den
falschen Nachtgreifern in den Abwasserkanälen
von Krondor und von dem Verdacht, dass jemand
versuchen könnte, den Prinzen das Versteck der
Spötter stürmen zu lassen, um so die falschen
Nachtgreifer zu finden.
»Das klingt ganz nach dem Kriecher«, sagte
Lysle. »Er würde die Krone fröhlich gegen die
Spötter aufhetzen, sich in aller Ruhe zurücklehnen und das Schauspiel genießen. Möglicherweise
würden die Spötter überleben, aber sie wären auf
jeden Fall so geschwächt, dass sie sich ihm nicht
mehr entgegenstellen könnten; und wenn sie vernichtet wären, könnte er hingehen und ihren Platz
einnehmen.«
»Das ist unwahrscheinlich, solange Arutha in
Krondor ist«, sagte James. »Er ist zu schlau, um
auf ein so offensichtliches Spiel hereinzufallen.
Was uns aber wirklich beunruhigt, ist die Existenz
dieser echten Nachtgreifer – derjenigen also, die
versucht haben, Euch zu töten.«
»Ich will nicht einmal nach dem Grund dafür
fragen«, erwiderte Lysle. »Ich nehme an, es hat etwas mit dem Wohl des Königreichs zu tun.«
»Sie waren vor zehn Jahren an den Versuchen
beteiligt, Prinz Arutha zu töten. Aber unabhängig
davon, ob sie Überlebende von damals sind oder
andere, die in ihrem Namen
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