Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
habt, haben Euch nicht geholfen;
Ihr seid nur benutzt worden, um eine Situation
zu schaffen, in der sie als Eure Nachfolger die
Kontrolle übernommen hätten – natürlich erst,
nachdem sie Euch, Reeves, Stahlherz und einige
andere, die ihren Zielen im Weg standen, beseitigt
hätten. Es würde mich nicht wundern, wenn die
Agenten des Kriechers die Nachtgreifer darüber
informiert hätten, dass Ihr ihnen den Mord an
Reeves in die Schuhe schieben wolltet.«
»Als ob es einen Unterschied machen würde,
wenn man ihnen noch einen weiteren Mord anhängt«, bemerkte Gorath.
»Das ist wahr«, sagte James. »Aber meine Erfahrung sagt mir, dass Verbrecher zwar stolz auf ihre
eigenen Verbrechen sind, aber nichts mit denen zu
tun haben wollen, für die sie nicht verantwortlich
sind. Das klingt seltsam, ich weiß, aber so ist es
nun mal.«
»Ihr redet, als hättet Ihr schon viele Verbrecher
gekannt«, meinte Waylander.
»Ja, nicht wahr?« James lächelte, aber das Lächeln
war ohne jede Wärme.
»Was geschieht, nachdem ich mich mit dem
Grafen getroffen habe?«
»Ich schlage vor, Ihr bittet um Nachsicht«, sagte
Owyn.
James nickte. »Eurer Entscheidung wegen sind
viele Leute gestorben, und Ihr und Stahlherz werdet Euch dafür verantworten müssen. Aber wenn
Ihr dem Grafen helft, die Ordnung wiederherzustellen und diejenigen zu entlarven, die hinter diesem Plan stecken, werden wir tun, was wir können,
um Euch vor dem Galgen zu bewahren.«
»Vielleicht sollte ich einfach weglaufen«, meinte
Waylander.
»Ihr würdet nicht einmal bis Silden kommen«,
sagte James. »Sie würden Euch jagen wie einen
tollwütigen Hund. Und wohin könntet Ihr schon
gehen?«
»Ich habe Verbindungen nach Kesh«, erwiderte
Waylander. »Wenn ich es bis zum Hühnerhundkopf
schaffe, könnte ich mich einer Karawane anschließen und über die Gipfel der Ruhe entkommen.«
»Ihr solltet nichts Unüberlegtes tun«, sagte James.
»Wenn alles so läuft, wie meine Freunde und ich
uns das vorstellen, werden die Nachtgreifer bald
kein Problem mehr sein. Ich rate Euch daher, zum
Grafen zu gehen und dort zu bleiben. Ich werde
Euch benachrichtigen, sobald es wieder sicher für
Euch ist.«
»Aber was ist mit den Männern in Silden?«
James erhob sich. »Die sind ebenfalls ein Problem.«
»Aber ich weiß so gut wie nichts über sie;nur wie
sie aussehen und mit Vornamen heißen – Jacob,
Linsey und Franklin. Und das waren womöglich
noch nicht einmal ihre richtigen Namen.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte James. Er nahm
das Spionierglas und die Silberspinne aus dem
Reisebeutel. »Könnt Ihr mir dazu etwas sagen?«
»Die Spinne habe ich von einem Händler, der
sich Abuk nennt«, sagte Waylander. »Er reist zwischen Sloop und Malac’s Cross hin und her und
kommt dabei regelmäßig durch Silden. Das letzte
Mal habe ich ihn dort gesehen, also ist er möglicherweise auf dem Weg zu uns. Er besitzt einen
grün bemalten Krämerwagen, auf dem sein Name
in großen, roten Buchstaben steht.«
Owyn zuckte bei der Beschreibung zusammen.
»Diesen Wagen können wir wohl kaum verfehlen.«
James’ Gesicht verdüsterte sich. »Wir haben diese
Spinne heute Morgen bei den toten Lanzenreitern
gefunden«, sagte er.
»Dann kann es aber nicht dieselbe sein!«
»Wieso nicht?«, wollte James wissen.
»Ich habe zwar eine bei Abuk gekauft, aber die
haben die falschen Nachtgreifer bekommen, um
damit Damon Reeves zu töten.«
James blickte den Gegenstand an. »Vielleicht
gibt es mehr als eine davon. Aber das reicht trotzdem noch nicht, um Eure Unschuld zu beweisen.«
Waylander untersuchte die Spinne. »Seht her!«,
rief er dann. Er deutete auf die Furche, in der sich
das Gift befand. »Ich weiß nicht genau, was das hier
ist, aber in meiner war tödlicher Nachtschatten!«
»Silberdorn ist hier im Süden schwer zu bekommen«, gab Gorath zu bedenken.
»Aber nicht unmöglich«, meinte James. »Trotzdem neige ich dazu, Euch zu glauben. Was ist mit
dem Spionierglas?«
»Darüber weiß ich nichts«, erwiderte Waylander.
»Aber ich könnte mir vorstellen, dass Abuk so etwas ebenfalls verkauft.«
James forderte seine Gefährten mit einer Geste
auf, ihm zu folgen, und ging zur Tür. »Geht zum
Grafen, Michael«, sagte er. »Ihr und Arie solltet
morgen vor Sonnenuntergang bei ihm auftauchen,
wenn Euch Euer Kopf lieb ist. Wir bleiben bis zur
Morgendämmerung in der Schenke, dann brechen
wir nach Silden auf.«
»Ich werde Euch zu Aries Haus begleiten«,
Weitere Kostenlose Bücher