Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
besser, wenn ich mir etwas Zeit nehme, William auf seine Pflichten vorzubereiten.«
Arutha blickte an James vorbei zur Tür, wo deLacy die erste Gruppe von Bittstellern hereinbat.
»Davon will ich gar nichts wissen«, sagte der Prinz.
»Du weißt, was zu tun ist – also tu es.«
»Ja, Hoheit«, erwiderte James und verließ das Zimmer. Er eilte zum Innenhof, denn er wollte McWirth und William noch erwischen, bevor der frisch ernannte Leutnant zu einer Patrouille ins Tal der Träume oder durch von Banditen verseuchtes Busch und Waldland zwischen Krondor und Endland geschickt wurde. Dann würde er den jungen Jonathan Means aufsuchen und damit beginnen, sein Netzwerk von Agenten aufzubauen.
James fand William in den Quartieren der Kadetten; er holte gerade seine Sachen aus der kleinen Feldkiste, in der er während der letzten sechs Monate seine gesamte Habe aufbewahrt hatte. McWirth beaufsichtigte die Abreise der frisch ernannten Offiziere; seine Haltung hatte sich vollkommen verändert. Jetzt betrachtete er die jungen Männer so, wie ein Vater seine Kinder ansah, dachte James. Dann erinnerte er sich, dass in wenigen Wochen eine neue Kompanie aus Söhnen von Edelleuten, hochrangigen Offizieren des Königreichs und einigen viel versprechenden jungen Soldaten eintreffen würde, und dann würde der alte Soldat wieder ganz der Tyrann sein, dem nichts recht zu machen war.
William blickte auf, und bevor James auch nur ein einziges Wort sagen konnte, meinte er: »Krondor! Wieso?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete James,
»aber ich weiß, dass jeder andere Mann an deiner Stelle vor Freude einen Handstand machen würde.
Hier ist der richtige Ort, wenn du aufsteigen willst, Will.«
William sah aus, als wollte er darauf etwas entgegnen, sagte dann aber nur: »Ich muss das hier zur Waffenkammer bringen.«
James wusste, dass die Waffenkammer neben den privaten Gemächern der jungen Offiziere lag.
»Ich helfe dir.«
William nickte, aber seine Miene war noch immer düster. Allein hätte er nicht öfter als zweimal gehen müssen, um all seine persönlichen Sachen in die Waffenkammer zu tragen, aber er begrüßte die angebotene Hilfe. William hängte sich das Schwert um, den einzigen Gegenstand, den er im Training benutzt hatte und den er jetzt mitnahm, und reichte James ein Bündel Kleidung. Dann nahm er ein zweites Bündel mit zwei Paar Stiefeln, einem gro
ßen Umhang und zwei Büchern und gab James mit einem Nicken zu verstehen, dass er vorausgehen solle.
James wandte sich um, ging zur Tür und passierte dabei Schwertmeister McWirth. Als William die Tür erreicht hatte, hielt er inne und meinte:
»Schwertmeister?«
»Ja, Leutnant?«, fragte McWirth. Seine Stimme klang ruhig und gelassen.
James wandte sich um und sah Williams erstaunten Gesichtsausdruck; der Junge hatte noch immer nicht richtig begriffen, dass er jetzt ein Offizier war und McWirth ihn nicht mehr anschreien würde.
William zögerte. »Ich wollte Euch nur für all das danken, was Ihr mir beigebracht habt. Ich hoffe, ich werde Euch niemals enttäuschen.«
McWirth lächelte. »Mein Sohn, wenn es auch nur den leisesten Hauch einer Möglichkeit gegeben hätte, dass Ihr mich enttäuschen könntet, hättet Ihr heute nicht diese Sporen erhalten.« Er deutete auf Williams Stiefel, deren Fersen jetzt mit zwei neuen Silbersporen geschmückt waren. »Ihr werdet es schon schaffen. Aber jetzt beeilt Euch und seht zu, dass Ihr Eure Sachen rüber in die Waffenkammer schafft. Sonst sehen die anderen Leutnants noch, wie Ihr Eure Sachen selbst schleppt, und setzen Euch zu, weil Ihr nicht die Pagen oder Soldaten damit beauftragt habt.«
James stand einen Augenblick reglos da, dann lachte er. Plötzlich begriff auch William, dass er als Leutnant der Garnison einen Pagen oder einen der Soldaten hätte anweisen können, ihm seine Sachen zu tragen. Dann wandte sich McWirth an James. »Oder Euch, Junker, dafür, dass Ihr Williams Hunderäuber seid. Nun macht schon, Ihr beiden.«
»Ja, Schwertmeister«, sagte James.
William eilte weiter. »Was ist denn das für ein Begriff?«
»Nach allem, was ich weiß, sind die Soldaten, von denen Arutha gesprochen hat, damals nicht so wohlhabend gewesen, und ihre Junker mussten schon sehr schlau sein, um eine Mahlzeit für ihre Herren zu kriegen.«
William grinste. »Soll ich dich zu meinem Junker machen, Junker?«
James erwiderte das Grinsen mit einem spöttischen Stirnrunzeln. »Ich würde einen Goldsovereign bezahlen, nur um
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