Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
ernsthafte Wunden zugezogen«, sagte Vladic.
»Wie geht es der Prinzessin?«, fragte William.
»Sie war hinter mir«, erklärte Vladic. »Sie erholt sich im Zelt.«
William betrachtete den Schaden. »Wie viele Katzen waren es?«
»Mindestens ein Dutzend«, meinte einer der Soldaten. »Vielleicht auch mehr, Leutnant.«
William schüttelte den Kopf. »TotemAnrufung.
Es ist eine seltene und sehr mächtige Magie.
Diejenigen, die versucht haben, Euch zu töten, Euer Gnaden, hatten Männer von großer Macht auf ihrer Seite. Nur wenige bringen das zuwege, was diese drei hier geschafft haben.«
»Ihr schmeichelt mir, Leutnant. Diese drei Männer sind nicht gekommen, um mich zu töten«, widersprach der Herzog.
»Euer Gnaden?«, sagte William.
»Sie sind gekommen, um mich zu töten«, erwiderte Vladic. »Es wäre nicht schwer gewesen, meinen Onkel zu töten, doch sie haben ihn gar nicht beachtet, sondern sind gleich auf mich losgegangen.«
William verstand überhaupt nichts mehr.
Der Herzog zuckte zusammen, als seine Wunden eine Schmerzwoge durch seinen Körper schickten.
»Ich kann das erklären, glaube ich: Hättet Ihr mich nicht zum Lager zurückgeschickt, wäre ich mit Euch und Euren Männern auf dem Pfad gewesen, als die Leoparden das Lager angegriffen haben.
Mit ziemlicher Sicherheit wären dann alle hier gestorben. Ich kann Euch das später noch genauer darlegen, sobald meine Wunden versorgt sind.
Jedenfalls würde ich sagen, dass jemand den Tod des Kronprinzen von Olasko wünscht. Und zwar auf der Türschwelle Eures Prinzen.«
William spürte einen kalten Schauer seinen Rücken hinablaufen. Jemand versuchte also nicht einfach nur, einen Edlen aus einem benachbarten Königreich zu töten, sondern jemand trachtete danach, einen Krieg anzuzetteln.
Acht
Angriff
Die Diener eilten herbei.
William wies Matthews an, noch vor Einbruch der Dunkelheit die Umgebung der Schenke zu überprüfen, während die Bediensteten mit dem Herzog und seiner Familie hineingingen. Nach dem Überfall der Magier war William zu einer Reihe von Erkenntnissen gekommen. Und er hatte eine Entscheidung gefällt.
Die erste Erkenntnis war die, dass die drei äußerst mächtigen Magier den Angriff mit höchster Sorgfalt geplant haben mussten. Was wiederum bedeutete, dass jemand von der Ankunft des Herzogs gewusst hatte. Mit einem Gefühl von Beklommenheit fragte sich William, ob es einen Spion im Palast gab oder ob jemand die kleine Gruppe beim Verlassen der Stadt beobachtet und dann mit Hilfe von Magie jemanden in einiger Entfernung benachrichtigt hatte. Er wünschte, James wäre bei ihm, denn der Umgang mit Intrigen und Ränken fiel eigentlich eher in seinen Bereich. William hatte einfach nicht die Begabung, sich jede mögliche Wendung einer Intrige auszudenken. Seine Stärke war der Kampf: Strategie und Taktik, Logistik und Verpflegung, Verteidigung und Angriff.
Die andere Erkenntnis war, dass er sieben seiner zwanzig Männer sowie die Hälfte der Dienerschaft verloren hatte. Allen Aussagen nach waren es mindestens zwei Dutzend große Katzen gewesen, die gleichzeitig angegriffen hatten, mit der Folge, dass zwölf Männer tot am Boden lagen, ehe überhaupt jemand den Angriff als solchen erkannt hatte.
Es gab verwirrende Einzelheiten. Einige der Diener berichteten, sie hätten zwischen den Katzen auch schwarz gekleidete Männer gesehen, während andere nichts dergleichen erwähnten. Herzog Radswil, Kazamir, Paulina und Prinz Vladic erklärten übereinstimmend, dass sie keine derart gekleideten Männer gesehen hätten.
William hatte entschieden, dass die Verletzungen des Herzogs es ihm unmöglich machten, den ganzen Weg nach Krondor zurückzureiten, und so hatte er Reiter zur Stadt geschickt, während sie alle an der Schenke auf Verstärkung warteten. Er hatte den Reitern den Befehl gegeben, nicht nur zusätzliche Soldaten, sondern auch einen Heiler herzuschicken. Sergeant Matthews war es gelungen, die Blutung der Schulterwunde des Herzogs mit einer vorzüglichen Bandage zum Stillstand zu bringen, aber noch immer nässte die Wunde leicht, und der Herzog wurde immer schwächer.
Auch Prinzessin Paulina schien Hilfe zu benö
tigen, aber William wusste nicht recht, was sie brauchte. Sie saß nur still da, die Augen weit ge
öffnet, und blickte mehr wie ein verängstigtes Kind drein als wie eine verführerische junge Frau.
Die Nacht stand bevor, und William beeilte sich nachzusehen, ob bei den Männern und Pferden alles
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