Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
dem Angriff auf den Herzog von Olasko?«
»Man hört Gerüchte, selbst in Eurem Kerker.
Dieser Angriff war das Ergebnis einer Intrige, die entweder der Kriecher oder die Nachtgreifer ausgeheckt haben müssen. Wenn es der Kriecher gewesen ist, dann deshalb, weil der Herzog seine Pläne behindert. Wenn es die Nachtgreifer sind, dann deshalb, weil der Tod des Herzogs den dunklen Kräften nützlich ist.«
»Arbeiten Magier für die Nachtgreifer?«, schaltete James sich ein.
»So weit ich gehört habe, nein, aber sie arbeiten auch nicht für den Kriecher. Diebe haben wenig Vertrauen in jene, die die magischen Künste beherrschen, wie du ja sehr gut weißt, Jimmy die Hand«, antwortete Ethan.
Arutha lächelte bei der Erwähnung dieses Namens. »James weiß außerdem, welche Fragen er stellen muss, um die Wahrheit herauszubekommen.
Wenn wir dir also jetzt sagen würden, dass es Magier waren, die den Angriff auf den Herzog ver
übt haben, und dass ihr Ziel in Wirklichkeit nicht der Herzog, sondern der Kronprinz war – was sagst du dazu?«
»Dann sage ich, dass eine dritte Gruppe beteiligt sein muss. Vielleicht schicken die dunklen Kräfte zusätzliche Männer, um sicherzugehen, dass sie ihr Ziel erreichen werden, unabhängig davon, wie erfolgreich die Nachtgreifer und der Kriecher sind.«
Arutha seufzte. »Verflucht, manchmal wünsche ich mir, ich würde endlich einem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.«
»Hoheit«, bemerkte Graves. »Ich glaube, ich kann Euch wenigstens einen Namen geben.«
»Was?«, fragte Arutha.
Graves ging zu einer der Leichen. »Ein Mann sieht als Leichnam nicht unbedingt so aus wie zu der Zeit, als er noch gelebt hat, aber diesen hier kenne ich ganz sicher. Sein Name – der, unter dem ich ihn kannte – war Jendi. Er war ein Plünderer aus der JalPur und hat früher häufig mit dem Aufrechten zusammengearbeitet. Er war ein Mörder, ein Sklavenhändler und ein Dieb.« Er blickte den Prinzen an. »Wie ist er hierher gekommen?«
James übernahm es, darauf zu antworten. »Er hat versucht, mir gegen meinen Willen ein Gespräch aufzuzwingen.«
Graves lächelte. »Es wäre vermutlich ein sehr einseitiges Gespräch gewesen, denn nachdem du ihm gesagt hättest, was er wissen wollte, hätte er dich zweifellos getötet.«
»Du kanntest also diesen Mann«, sagte Arutha.
»Was glaubst du, für wen er gearbeitet hat?«
»Es heißt, dass Jendi, als er noch ein gewöhnlicher Dieb gewesen ist, hin und wieder mit gefährlichen Leuten zusammengearbeitet hat. Zum Beispiel mit Nachtgreifern.«
»Wie ist das möglich?«, fragte Arutha. »Ich habe gedacht, die Nachtgreifer würden unter sich bleiben?«
»Oh, das tun sie auch, aber sie brauchen Kontakt mit der Außenwelt, und so benutzen sie ein paar Leute, die sie bestechen oder zur Treue zwingen.
Jemand muss für sie die Verhandlungen führen, wenn es darum geht, auf Bestellung jemanden zu töten.«
»Ich dachte, wenn man die Dienstes eines Assassinen in Anspruch nehmen will, hinterlässt man an einer bestimmen Stelle den Namen des Opfers, und sie treten mit einem in Kontakt, um den Preis auszuhandeln«, meinte James.
»Ja, aber irgendjemand muss ihnen doch diesen Namen überbringen und dir diesen Preis mitteilen.
Das machen die Nachtgreifer nicht selbst«, erklärte Graves.
»Weißt du, ob auch Keshianer bei den Nachtgreifern sind?«, fragte Arutha.
»Bei dieser Bruderschaft ist die Herkunft unwichtig«, sagte Graves. »Es gibt durchaus Banden von Assassinen im Königreich, die Verwandte bei den IzmaliClans im Süden haben.«
»Zumindest bedeutet dies, dass die keshianischen Assassinen mit den Nachtgreifern zusammenarbeiten.«
»Und zwar im strengen Sinn«, meinte Graves.
»Was soll das bedeuten?«
»Es bedeutet, dass Ihr beinahe sicher davon ausgehen könnt, Eure Nachtgreifer – die aus dem Königreich und die aus Kesh – an ein und demselben Ort etwa sieben Tagesreisen von hier zu finden.«
»Wo?«, fragte Arutha. »Wenn du mir das sagst, werden dir sämtliche Verbrechen verziehen, und du erhältst sicheres Geleit.«
»Im Süden der ShandonBucht gibt es einen alten KarawanenWeg, der nicht mehr benutzt wird.
Noch weiter südlich dieses Weges erhebt sich eine Hügelkette, auf der einst eine alte keshianische Festung gestanden hat. Ich weiß das alles nur, weil dieser Mann da« – er deutete auf die Leiche – »einmal, als er betrunken war, davon gesprochen hat.
Auf irgendeiner alten Karte müsste die Festung noch
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