Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
gebracht werden. Sorgt dafür, dass Männer vor meiner Tür Wache stehen, bis ich sie zurückschicke.«
Der Soldat schien noch immer unsicher zu sein.
»Würdet Ihr es bevorzugen, wenn ich den Prinzen darum bitte, diesen Befehl selbst zu geben?«
Der Soldat wusste so gut wie alle anderen in der Garnison, dass der Junker die Unterschrift des Prinzen bekommen würde, wenn er es wollte, und so beeilte er sich, die Sache nicht länger zu verzö
gern. »Ich werde ein paar von den Jungs holen und die Leute zu Euch bringen lassen.«
»Wir sehen uns dann oben, Ethan«, sagte James und verschwand.
Kurze Zeit später klopfte es an seiner Tür. Graves, Kat und Limm standen vor ihm, die Füße und Handgelenke mit Ketten gefesselt. »Nehmt ihnen die Fesseln ab und wartet draußen«, befahl James.
»Jawohl, Junker«, antwortete die Wache und führte den Befehl aus.
Nachdem sich die Tür wieder hinter ihnen geschlossen hatte, deutete James auf ein Tablett, das er eigens für sie hatte kommen lassen. Darauf befanden sich ein Krug Bier, Käse, Brot und kaltes Fleisch. Limm griff ohne zu zögern zu. Graves füllte erst einen Teller für Kat, bevor er sich selbst etwas auflud, während sie Bier in zwei Becher goss.
James wandte sich an Ethan. »Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, wolltest du nur noch Kat holen und dich mit ihr nach Kesh aufmachen«, sagte er.
Graves nickte. »So war der Plan.«
»Was ist geschehen?«
»Es hat beinahe zwei Wochen gedauert, bis ich Kat gefunden hatte. Dann haben wir uns auf die Reise nach Durbin vorbereitet. Wir wollten in einem Versteck auf den Tag warten, an dem unser Schiff auslief. Doch die Morde sind uns dazwischengekommen.« Ethan blickte Limm an und gab ihm zu verstehen, dass er jetzt weiterreden sollte.
»Wir schlagen uns jetzt schon seit einer ganzen Weile mit dem Kriecher und seinen Männern herum. Erinnerst du dich an letzten Monat, als sich herausgestellt hat, dass der alte Donk gestorben ist?«
James nickte, obwohl er nicht genau wusste, wer der alte Donk gewesen war und wann er gestorben war.
»Dann hast du sicher auch davon gehört, dass einige Schläger an den Docks getötet worden sind?«
James nickte erneut; er nahm an, dass Limm sich auf das bezog, was Walter Blont ihm über den Kampf zwischen seiner Gruppe und den Männern des Kriechers gesagt hatte.
»Nun, als der Kriecher den Spötterschlupf überfallen hat, sind wir in alle Winde zerstreut worden. Ich habe Kat und Ethan gesucht, die sich versteckt gehalten und darauf gewartet haben, nach Kesh zu gehen. Dann ist der Nachtmeister getötet worden. Man hat ihn in der Bucht treiben sehen. Der Tagesmeister ist zusammen mit Mick Giffen, Reg deVrise und FingerPhil verschwunden, und als sie zurückgekehrt sind, haben sie erzählt, dass der Aufrechte tot ist. Danach ist in den Abwasserkanälen der Krieg ausgebrochen. Die meisten von den Jungs sind tot, auch die Schläger.«
Limm machte eine Pause und holte tief Luft, dann fuhr er fort: »Ethan, Kat und ich wollten nach Kesh aufbrechen, wo wir uns wie eine richtige Familie niederlassen wollten, aber wir sind im Hafen in den Aufruhr geraten. Den Rest kennst du.«
»Für meinen Geschmack wird hier in der letzten Zeit ein bisschen zu viel gemordet«, meinte James.
Er teilte ihnen nur so viel mit, wie er für nötig hielt, und ließ alle Einzelheiten aus, die sich auf die jüngsten Ereignisse bezogen und möglicherweise die Sicherheit des Königreiches betrafen.
Als James geendet hatte, meinte Graves: »Diese IzmaliAssassinen überraschen mich nicht. Ich habe zwei sehr unangenehm aussehende Keshianer unten in den Abwasserkanälen gesehen, als wir auf dem Weg zu den Docks waren. Es ist wohl unnötig zu sagen, dass ich mich ihnen nicht in den Weg gestellt habe, um herauszufinden, was sie dort zu suchen hatten.«
Limm schaltete sich ein. »Und ein paar von denen, die die Straßenjungen umgebracht haben, waren ebenfalls Keshianer.«
James wog im Stillen ab, wie viel er seinen ehemaligen Kameraden mitteilen konnte. »Wieso sollten sie Magier umbringen?«, fragte er schließlich.
Ethan Graves hörte einen Augenblick auf zu kauen. Er schluckte schwer, die Augen weit aufgerissen. »Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass es etwas mit dem Tempel von Ishap zu tun hat. Ich bin zwar ein Abtrünniger dieses Ordens, aber es gibt da Geheimnisse, die ich nicht enthüllen möchte. Das hat nichts mit meiner Pflicht gegenüber dem Tempel zu tun, sondern mit meiner Pflicht
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