Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
nickte mit dem Kopf in Richtung des Ladens von Yusuf und fügte mit einem stählernen Unterton in ihrer Stimme hinzu: »Aber der da versucht, sich die Taschen mit Gold voll zu stopfen, und dafür lässt er Kinder leiden, und ich bin mir sicher, dass der Dienst am Kaiserreich für ihn nur von zweitrangiger Bedeutung ist. Selbst wenn ich in Diensten Keshs stehen würde, würde ich sein Dasein nicht länger ertragen.« Sie packte ihren Stab fester – so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden, wie James feststellte. Obwohl er die neue Hofmagierin erst seit ein paar Stunden kannte, hegte er nicht den geringsten Zweifel, dass es sich hierbei kaum um eine leere Drohung handelte; gleichgültig, wem ihre Loyalität letzten Endes auch gelten mochte – sie würde dafür sorgen, dass Yusuf für seine Verbrechen an den Kindern bezahlen würde.
»Was schlagt Ihr vor?«, fragte er.
»Es sind nur drei Wachen da. Ich nehme an, Ihr seid ein fähiger Schwertkämpfer?«
»Ich bin –«
»Und ich bin eine fähige Magierin«, unterbrach ihn Jazhara. »Also los, worauf warten wir?«
Als sie zu dem Färberladen zurückschritten, spürte James, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufstellten, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich in seiner Nähe Magie sammelte. Er hatte das Gefühl noch nie gemocht, auch wenn er wusste, dass jemand an seiner Seite dafür verantwortlich war. »Ich werde sie ablenken. Ihr müsst versuchen, Yusuf lebend gefangen zu nehmen«, sagte Jazhara.
James zog sein Rapier und murmelte dabei: »Es sind vier gegen einen, und Ihr wollt, dass ich einen davon lebend erwische? Na wunderbar …«
Jazhara betrat den Laden vor James; Yusuf drehte sich zu ihr um. »Was –?«, begann er.
Jazhara deutete mit ihrem Stab auf ihn, und ein lautes, schrilles Geräusch erfüllte die Luft, als ein Ball aus blauer Energie aus der Spitze des Stabes barst. Er traf den Kaufmann und ließ ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenbrechen.
James eilte an der Magierin vorbei und blickte sich rasch in dem Raum um, um nach den Kindern zu sehen.
Sie waren verschwunden. Die drei bewaffneten Wachen zögerten einen kurzen Augenblick und stürzten dann vorwärts. James wollte gerade den Wachmann zu seiner Rechten angreifen, als der Ball aus Energie von Yusuf abprallte und sich eben diesen Wachmann vornahm. James erkor sich daher rasch den mittleren Wachmann zum Ziel seines Angriffs.
James hatte schon früher gegen mehrere Gegner gleichzeitig gekämpft, daher wusste er, dass dies auch einige Vorteile barg. So neigten die Gegner dazu, sich einander im Weg zu stehen, wenn sie nicht zuvor als geschlossene Kampfeinheit gemeinsam geübt hatten.
Er machte einen Satz, erwischte den mittleren Wachmann unterhalb seiner Deckung und durchbohrte ihn. Als er die Klinge zurückzog, sprang er nach rechts, und genau wie er es gehofft hatte, stolperte der Mann zu seiner Linken gegen den Sterbenden in der Mitte.
Plötzlich zischte Yusufs Schwert knapp über James’
Kopf hinweg. Er hatte sich anscheinend von der magischen Energie erholt, die Jazhara ihm entgegengeschleudert hatte, und befand sich nun rechts von James. Und er führte seinen Krummsäbel meisterlich.
»Na großartig«, murmelte James. »Der Spion muss natürlich auch noch ein meisterhafter Schwertkämpfer sein
…«
Die beiden noch lebenden Wachen waren mittlerweile wieder auf die Beine gekommen. Sie stellten zweifellos eine Gefahr dar, aber die eigentliche Bedrohung war Yusuf. »Jazhara! Sorgt bitte dafür, dass mir die zwei da nicht zu nahe kommen.«
Jazhara machte einen Schritt nach vorn, und ein weiterer Energieblitz schoss quer durch den Raum; diesmal war es ein roter Blitz, der die Luft zum Knistern brachte, als er zwischen James und den beiden Wachen im Fußboden einschlug. Die Wachen zogen sich schnell zurück, als Rauch von den hölzernen Dielen aufstieg.
James hatte nicht die Zeit, sich dem Anblick mit gebührender Achtung hinzugeben, denn Yusuf erwies sich als ernst zu nehmender Gegner. Es sah so aus, als gäbe es keine Möglichkeit, den keshianischen Spion am Leben zu lassen, außer mit sehr viel Glück. Und wenn er die Wahl hatte, würde James eher darauf achten, selbst am Leben zu bleiben, als Yusuf zu schonen und dabei selbst zu sterben.
James wandte jeden Trick an, den er kannte, eine todbringende Aneinanderreihung von Kombinationen und Finten. Zweimal war er kurz davor, den Keshianer aufzuspießen, aber auch Yusuf war zweimal kurz davor, den Kampf zu seinen Gunsten
Weitere Kostenlose Bücher