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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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herein. Felicity warf ihr einen hoffnungslosen Blick zu.
    » So schlimm ist es gar nicht«, sagte Poppy betont heiter und zupfte die Hose ein bisschen zurecht. Felicity verzog das Gesicht. »Und außerdem hat man beim Segeln immer alle Hände voll zu tun; da hat niemand Zeit, groß darauf zu achten, wie du angezogen bist.«
    Felicity seufzte. Nicht mal Poppy konnte leugnen, dass sie einfach verboten aussah. Aber da das sowieso nicht zu ändern war, konnten sie ebenso gut über etwas Interessanteres reden. »Hast du schon mal von einem Mann namens Rafe Gallant gehört? Das ist unser Großvater.«
    Poppy nickte. »Du meinst den Anführer der Gentry, oder?« Sie krempelte die Ärmel von Felicitys Mantel hoch.
    »Ja. Aber woher weißt du das?«, fragte Felicity erstaunt.
    Poppy zuckte die Achseln. »Na ja, die Leute reden, und hin und wieder schnappt man mal was auf.« Sie band Felicitys Schnürsenkel neu, als hoffte sie, die hässlichen Treter würden davon etwas hübscher.
    Sicher, die Leute redeten, dachte Felicity, aber sie redeten nicht mit ihr . »Mama und Papa haben ihn nie erwähnt«, sagte sie. »Findest du das nicht ein bisschen merkwürdig?«
    »Die meisten Eltern reden nicht gern über die Gentry«, meinte Poppy. »Am besten ist es, man fragt nicht zu viel. Das macht nur schlechte Stimmung.«
    »Ich fand die Schmugglerei immer schon spannend.« Felicity erwähnte nicht, dass sie kaum mehr an etwas anderes denken konnte als an die Gentry, seit sie erfahren hatte, dass ihre durch und durch langweilige, biedere Familie von weltberühmten Abenteurern abstammte.
    Poppy überlegte. »Kein Wunder«, sagte sie nach einer Weile, »schließlich ist das so eine Welt wie in den Büchern, die du andauernd liest, nicht?«
    Felicity zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
    »Nur vielleicht?«, fragte Poppy spöttisch.
    Felicity lächelte. »Na ja, da ist bestimmt was dran.«
    Mr Gallant hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, was an sich nichts Ungewöhnliches war. Felicity schaute bei ihm vorbei, bevor sie ging. Insgeheim hoffte sie, er würde sie ein bisschen aufmuntern. Er stand am Fenster und wirkte so zerzaust und zerknittert, als hätte er in seinen Kleidern geschlafen, er trug keine Krawatte, sein Kragen stand offen.
    »Ich gehe jetzt zu meiner ersten Segelregatta«, fing sie an, »und da dachte ich, ich –« Sie brach ab, denn sie merkte, dass ihr Vater gar nicht mitkriegte, was sie sagte, weil er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Versuch konzentrierte, das klemmende Schiebefenster zu öffnen. »– da wollte ich mich noch bei dir verabschieden.«
    »Gut, gut …«, murmelte der Vater abwesend und bewegte sonderbar ruckartig den Kopf, als wollte er einer Fliege ausweichen. Er wedelte fahrig mit der Hand.
    Felicity musterte ihn etwas beunruhigt. »Du genießt es sicher sehr, dass Großmutter bei uns ist«, sagte sie in leichtem Plauderton.
    Der Vater hielt kurz inne, den Kopf leicht gekippt.
    »Es wäre schön, wenn du mal ein bisschen was von deinem Vater, meinem Großvater, erzählen würdest«, fuhr Felicity fort. »Er scheint ein sehr interessanter Mann zu sein.«
    Mr Gallant blickte sich abwesend um, aber etwas von dem, was Felicity zuletzt gesagt hatte, schien bei ihm angekommen zu sein. »Sehr interessant«, sagte er und lachte. »O ja, sehr interessant.«
    Felicity gab es auf und ging.
    Sie hatte eben die Tür hinter sich zugemacht, da stand wie aus dem Boden gewachsen die Großmutter vor ihr auf dem Gang. »Neugier ist ein besonders unschöner Charakterzug«, sagte sie und lächelte tückisch. »Ich kann sinnlose Fragen nicht ausstehen. Lass es sein – das ist besser für dich, glaub mir.«
    Felicity starrte sie schockiert an.
    Die Großmutter holte bereits zum nächsten Schlag aus: »Todschick siehst du aus, wirklich sehr originell. Du wirst jede Menge Komplimente kriegen von deinen Freundinnen. Falls du überhaupt welche hast.« Felicity schwieg. Die Großmutter hob eine Augenbraue, dann beugte sie sich vor. Felicity fühlte einen eisigen Windhauch, als die Alte ihr ins Ohr flüsterte: »Die anderen Mädchen mögen dich nicht, oder? Aber vielleicht kommt wenigstens der dicke kleine Junge, um dir Gesellschaft zu leisten. Na ja, so jemand wie du muss eben nehmen, was er kriegt.«
    Es traf Felicity wie eine Ohrfeige. Woher wusste die Großmutter das? War es so offensichtlich?
    Im Clubhaus herrschte dichtes Gedränge. Familienangehörige und Freunde der Schülerinnen waren gekommen, um sie

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