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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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einen
unverbrüchlichen Bund mit meiner Wenigkeit eingehst, könnte es noch andere
Vergünstigungen für dich geben.«
    »Du meinst, zusätzlich zu der 100-Meter-Yacht mit
Hubschrauberlandeplatz und den Mäusen am Spieß, bis der Arzt kommt?«
    »Ja. Wie wäre es noch mit einem langen Leben?«
    Jetzt schien der Typ echt abzuheben. Vermutlich
verursachte die adrenalingeschwängerte Vorfreude auf den bevorstehenden
Ausbruch einen gehörigen Sauerstoffmangel in seinem Gehirn.
    »Warum nicht«, sagte ich wie nebenbei.
    »Und wie wäre es mit Unsterblichkeit?«
    »Klar, her damit! Und pack' noch ein saftiges Rumpsteak
drauf. Können wir jetzt endlich loslegen, Refi?«
    »Nein, noch nicht. Wir müssen erst den Vertrag
unterzeichnen.«
    Ich schaute zu ihm auf und erwartete, daß er ob des
blühenden Unsinns, den er gerade von sich gegeben hatte, wieder in ein
grölendes Gelächter ausbrechen würde. Pustekuchen! Refizul beachtete mich gar
nicht und fixierte das offenstehende Zellengitter. Ich folgte seinem Blick und
sah über meine Schulter. Dort an der Schwelle stand einer, an den ich mich noch
allzu gut erinnerte. Es handelte sich um die schillerndste Figur des
Irrentrios, das uns bei unserer Einlieferung so freudig in Empfang genommen
hatte. Der Beinahe-Glatzkopf mit dem hauchdünnen Haarkranz und der gebrochenen
und wieder schief zusammengewachsenen Nase machte den Eindruck eines
herbeibeorderten Dieners. Alles Meschuggene schien inzwischen von ihm
abgefallen. Obwohl auch er als Anstaltsuniform das lange Nachthemd trug und wie
bei unserer ersten Begegnung bestialische Stinkwolken absonderte, wirke er nun
wie die personifizierte Seriosität. Er hielt in der linken Hand eine derart abgewetzte
braune Aktentasche, daß schon die hellen Fasern des Leders zum Vorschein kamen.
    Refizul bedeutete ihm mit einem Kopfnicken näherzukommen.
Der Glatzkopf begab sich zum Meister, zog aus der Tasche einen Stoß Papiere
hervor, legte diesen auf ein in der Ecke stehendes Tischlein und trat dann
zurück.
    »Zeit für die Zeitenwende!« frohlockte Refizul und strich
sich wohlig über die schulterlange Silbermatte. Ich sprang auf den Tisch und
begutachtete im trüben Schein der Glühlampe das zuoberst liegende Papier. Ohne
überheblich klingen zu wollen, kann ich mit Fug und Recht behaupten, daß ich
ein ausgezeichneter Schriftkenner bin. Es gibt wohl keine noch so stilisierte
Schreibe oder noch so erbärmliche Sauklaue, welche ihren Inhalt vor meinem
fachkundigen Blick zu verbergen vermochte. Doch was mir jetzt vor die Glubscher
kam, stellte selbst für mich eine unlösbare Herausforderung dar. Zwar sah der
handgeschriebene Text auf dem stark ausgeblichenen, fleckigen Papier zunächst
nach reiner Routine aus. Aber trotz angestrengter Entzifferungsversuche wollte
sich partout keine Lesbarkeit einstellen. Die mit pechschwarzer Tinte
aufgetragenen Buchstaben besaßen etwas seltsam Zackiges, als wären sie das
Gekritzel einer nervös ausgeschlagenen Schreibnadel, und die einzelnen Wörter
schienen wie ineinander verklumpt. Wenn ich es recht betrachtete, sah das Ganze
wie rückwärts geschrieben aus. Wann hatte Refizul dieses Zeug verfaßt? Er hatte
doch nicht wissen können, daß ich wirklich auf die abstruse Idee eines
Kontraktes eingehen würde. Oder trug er das Schriftstück immer mit sich herum?
    »Also wirklich, Refi, wer das lesen kann, ist ein Genie
oder ein Telepath. Ich jedenfalls kann es nicht«, sagte ich.
    »Das Lesen übernehme ich, wenn du es möchtest.« Er nahm
die Papiere in die Hand und machte eine solch angestrengte Miene, als müsse er
den furchtbar komplizierten Letzten Willen eines Korinthenkackers verkünden.
    »Keine Zeit«, sagte ich knapp. »Zeig mir, wo ich mein
Autogramm verewigen soll.«
    »Erst bin ich dran!« Er zauberte einen Stift aus den
Falten seines Hemdes hervor. Aber eigentlich war es gar kein richtiger Stift,
sondern so etwas wie eine Kombination aus Stift, Brieföffner und Schaber. Das
merkwürdige Ding funkelte golden und besaß ein schmales Design, das sich an
einem Ende zu einer Art Füllfeder verjüngte und am anderen in ein zu kurz
geratenes Rasiermesser auslief. Ohne mit der Wimper zu zucken, stieß Refizul
sich das Schreibutensil mit der Spitze in den Arm, entnahm mit der Feder etwas
Blut und setzte dann seine Unterschrift unter die letzte Seite des Vertrags.
Wäre mir die menschliche Motorik zu eigen gewesen, hätte ich mir angesichts
dieses unfaßbaren Vorgangs die Augen gerieben. Mir fehlten

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