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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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weshalb er so schlapp daliege, zog er es vor, mir mit einem Duft zu antworten, der achtundvierzig Tage altem Gyros anhaftet.«
    »Nein, das wußte ich nicht. Gerade als ich meinen Stolz überwunden hatte und mich anschickte, zu dir zu kommen, sah ich diese Mistviecher in die Röhre marschieren. Offenbar bin ich nicht der einzige gewesen, der dich nach deinem dramatischen Abgang beschattet hat.«
    »Kennst du die Typen?«
    »Nur vom Hörensagen. Sie kommen aus dem Ausland. Mehr ist mir nicht bekannt.«
    »Sie tragen Soldatenmarken. Auch der Tote.«
    »Soso. Merkwürdig.«
    »Ist das alles, was du bei der Polente gelernt hast, soso und merkwürdig? Ich habe doch diese faszinierenden Fernsehreportagen gesehen, wie deinesgleichen nur am Rasierwasser von jemandem zu schnüffeln braucht, um ihn der Steuerhinterziehung zu überführen.«
    »Das ist es ja. Ich habe an jeder Leiche geschnüffelt, doch außer dem Geruch verschiedener Tiere, mit denen sie zu Lebzeiten zu tun gehabt hatten, konnte ich nichts Spezifisches feststellen. Menschengeruch haftete ihnen selbstverständlich auch an. Aber das ist wohl nicht sonderlich hilfreich.«
    »Na, dann Mahlzeit, Kumpel! Danke, daß du mir eines von meinen neun Leben gerettet hast. Und sei vorsichtig mit deiner Zunge. Ich glaube, die löst sich gleich von deiner Kehle. Schönen Abend noch.«
    Ich drehte mich weg und peilte das Zuhause an.
    »Francis, wohin gehst du?« rief Hektor mir nach.
    Mein Kopf wanderte überrascht zurück, da ich die Frage für äußerst sonderbar hielt.
    »Na dorthin, wo ein Foto von mir und darunter der Spruch ›Papis Liebling‹ an der Wand hängen. Süß, nicht?«
    »Und der Bericht?«
    Mein Retter schien wegen der ausstehenden Antwort regelrecht von Panik erfaßt. Seine Horcher zuckten, die haselnußbraunen Augen weiteten sich, die schwarze Schnauze stupste ruckhaft himmelwärts, und die Vorderpfoten stiegen nervös von der linken auf die rechte.
    »Was für ein Bericht?« wollte ich ernstlich wissen.
    »Wir müssen doch unseren Oberen einen Bericht über das Vorgefallene erstatten. Am besten jetzt gleich.«
    Nun verstand ich. Nämlich den fundamentalen Unterschied zwischen unseren beiden Naturen. Den Unterschied zwischen Polizei und Detektei. Hektor dachte in Hierarchien, und da sein Rang irgendwo in der Mitte lag, verkniff er sich selbst den leisesten Furz, bevor er nicht sein Tun einer höhergestellten Dienststelle offenbart hatte. Es war die Software seiner Art. Ich dagegen besaß vor Autoritäten so viel Respekt wie vor Volksmusikanten. Meine Art verband eine unstillbare Leidenschaft zu Geheimnissen, zum Heimlichtun, und diese Geheimnisse in aller Heimlichkeit zu lösen versprach wahre Befriedigung. Man behielt Dinge für sich, jonglierte mit Ideen, ergötzte sich am Spekulativen, ehe man sich der Wirklichkeit stellte. Deshalb würde ich eher meine künftigen Mahlzeiten aus einem Freßgeschirr mit Garfield-Aufdruck zu mir nehmen, als bei dieser Bande von Möchtegern-Anführern über jeden einzelnen meiner Schritte Rechenschaft abzulegen.
    »Lieber Hektor, ich weiß nicht, wie ich es dir begreiflich machen soll, ohne mich wieder auf deine Kosten zu amüsieren«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen. »Im Gegensatz zu dir jedoch betrachte ich die an mich herangetragene Bitte keineswegs als Gottesbefehl. Auch entsinne ich mich nicht daran, einen Beamtenschwur geleistet zu haben, wonach ich jede erfolgte Pinkelpause fein säuberlich ins Dienstbuch einzutragen und einem Vorgesetzten mitzuteilen habe. Um es ein wenig drastischer zu formulieren: Ich mache, was mir paßt!«
    »Aber dir liegt doch auch viel daran, daß die alte Harmonie im Revier wieder hergestellt wird. Oder etwa nicht, Francis?«
    Eine ehrliche Traurigkeit legte sich auf sein teddybärfarbenes Gesicht, als wäre er ein kleines Kind, dessen Vater den versprochenen Ausflug nach Disneyland abgesagt hat. Der Knabe tat mir wirklich leid. Im übrigen hatte er ja recht.
    »Ja und nein. Wie soll ich mich ausdrücken? Mein Gott, ich bin eben kein Befehlsempfänger, und Aufträge nehme ich nur von mir selbst entgegen. Sagt dir das Wort ›eigenwillig‹ etwas? Na, vergiß es! Und noch etwas, Hektor: Vielleicht breche ich dir damit das Herz, aber es liegt vollkommen außerhalb meiner Vorstellungskraft, daß wir jemals ein Paar werden können. Was ich auf der Konferenz gesagt habe, gilt noch immer. Ich kann nicht mit einem Partner zusammenarbeiten. Offen gesagt fällt es mir bisweilen sogar

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