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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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rückwärtigen Teil des Hauses bewachten. Dementsprechend instruierte ich Junior so genau, wie es in der gegenwärtigen Lage nur möglich war. Er war von der Idee ganz begeistert, konnte es kaum abwarten, den Plan in die Tat umzusetzen, und so nahmen wir die Sache in Angriff und marschierten los.
    Unter dem Brett des offenstehenden Klofensters angekommen, ging ich mit ihm zur Sicherheit flüsternd alles noch einmal durch, was eigentlich unnötig war, denn blitzgescheit, wie Junior war, hatte er das Vorhaben vorhin schon nach wenigen Sätzen »gecheckt« - ganz der Papa eben. Bevor es losging, schaute er mir schuldbewußt in die Augen. Er mochte sich damit in einer unattraktiven Pose wähnen, doch ich hätte selbst ein Himmelsgeschöpf nicht schöner finden können. Dieses Samtfell, dessen Couleur an einen Traumwald im beginnenden Herbst erinnerte, dieser scharfsinnige Spitz von einem Gesicht, diese saphirgrünen, stechend leuchtenden Augen, diese stets in äußerster Konzentration vibrierenden Schnurrhaare - er war wie ich, er war ein Stück meines Ich, er war ich in jung, er und ich, wir waren eins, wir waren wir , Vater und Sohn!
    »Verzeihst du mir, Paps?« brachte er schließlich heraus und blickte bedripst auf den Boden. »Vor lauter Langeweile haben meine Freunde und ich unseren Frust an Andromeda ausgelassen. Aber jetzt wissen wir, weiß ich, daß wir dabei die Grenze zum Bösen überschritten haben. Also verzeihst du mir?«
    »Schwamm drüber, Junior«, antwortete ich. »Denn wenn ich der Jugend keine Chance gäbe, hieße das der Zukunft keine Chance zu geben. Das kann und will ich nicht tun. Seht nur zu, daß ihr die Zukunft so friedlich und behaglich gestaltet wie meinesgleichen es einst versuchten. Und habt Spaß dabei!«
    »Okay. Grüß Andromeda von mir, Paps!« Sprach's und sprang aus dem Stand so dynamisch aus dem Fenster, als katapultiere sich ein Kunstturner vom Trampolin geradewegs aus dem Sportstadion heraus. Sofort stellte ich mich auf die Hinterbeine und lugte über die Kante des Fensterbretts nach draußen. Plangemäß entstand dort augenblicklich ein Mordskrawall. Alle meine Häscher, die auf der Terrasse, im Garten und auf den umliegenden Mauern ungeduldig nach etwas Francisähnlichem Ausschau gehalten hatten, bellten und miauten so ohrenbetäubend, als hätte die EU nach der Werbung für Zigaretten nun auch die für süchtigmachendes Dosenfutter verboten. Augenscheinlich war ihre Konzentration durch die lange Warterei ein wenig herabgesetzt worden, denn wie ich beobachten konnte, hatte Junior überhaupt keine Mühe, zwischen diesen Brüllaffen in den finsteren Bauch des Reviers zu entwischen. Das, worauf sie so erpicht gewesen waren, nämlich Francis beim Verlassen seines Heimes zu schnappen, war ihnen gründlich mißlungen. Aus Wut über dieses Desaster entstand ein noch schlimmerer Radau, bis einige sich auf das Dringlichste besannen und sich unverzüglich an die Fersen von Junior hefteten, der Rest der Meute immer hinterher.
    Ich wartete ab, bis auch der letzte auf den Beinen war, und kam dann aus meinem Versteck hervor. Während ich auf dem Fensterbrett der davon stürmenden Schar nachschaute, hoffte ich inständig, mein Konzept möge aufgehen. Irgendwann würden diese Idioten den Kleinen einholen (mit seinem Zutun versteht sich), ihn einkreisen, ihre Zähne fletschen und ihre Krallen ausfahren, immer näher auf ihn zugehen - und am Ende verblüfft feststellen müssen, daß sie nicht den gesuchten Massenmörder, sondern lediglich eine Gestalt gefaßt hatten, die ihm täuschend ähnlich sah. Und Junior würde daraufhin beteuern, daß seine Flucht durch reine Panik ausgelöst worden sei. Wenn das nicht ein feiner Dreh war!
    Nachdem die Bahn endlich frei war, machte ich mich auf den Weg. Es schauderte mich bei dem Gedanken, daß ich den Ort, den Neptun genannt hatte, unlängst besucht hatte, ohne zu ahnen - ja was denn eigentlich? Das Internetphantom hatte sich in dieser Beziehung sehr bedeckt gehalten, zwar etwas vom Wohnsitz des sogenannten Kriegsmonsters fabuliert, aber ohne zu verraten, weshalb ein übernatürliches Wesen überhaupt eine Behausung brauchte. Und genaugenommen hatte ich diese Behausung auch gar nicht richtig beehrt, sondern mich lediglich in ihrer unmittelbaren Nähe aufgehalten. Um es kurz zu machen, es handelte sich um den palazzoartigen Bau, in dessen Windschatten bzw. Garten Andromeda ihr klägliches Dasein fristete.
    Während ich zwar unbehelligt, aber aus Angst vor

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