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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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erahnen. Die Butter löste sich unter der Hitze gänzlich in flüssiges Fett auf.
    »Vergiß es Hektor. Der Mann ist nicht einmal in der Lage, eine Motte zu killen.«
    »Warum nicht?«
    »Er ist so fett wie ein Getreidesilo!«
    »Und was ist mit dem da?«
    Hektor wies mit der Schnauze zum Bett, auf dem Archie halbtot auf dem Bauch und alle Glieder von sich gestreckt so dalag, als sei er unglaublich verliebt in die Bettdecke. Just in diesem Moment stockte sein dröhnender Schnarchgesang, und zwar auf höchster Stufe der Rrach-Rrach-Rrach-Tonleiter. Ein spitzer und wie ewig währender Furz erklang, bis es wieder mit der Schnarcherei weiterging. Hektor und ich schüttelten ob des widerlichen Intermezzos gleichzeitig den Kopf und wandten uns erneut dem Bildschirm zu, auf dem das grüne Pünktchen wie ein neckisches Männchen weiterhin fröhlich blinkte.
    »Die Technik müßte erst erfunden werden, mit der jemand, während er schläft und schnarcht und furzt, über das Internet kommunizieren kann, noch dazu mit einem Gesprächspartner, der an seinem eigenen Computer sitzt und den eigenen Anschluß benutzt«, bemerkte ich.
    »Du hast recht, Francis.« Über Hektors Gesicht flog eine düstere Wolke, die ich nur als Angst interpretieren konnte. »Also ...«
    »Also?«
    »Also vermutest du das gleiche wie ich!«
    Ganz vorsichtig, geradeso, als bestünden seine Halswirbel aus fragilstem Glas, und mit erwartungsvollem Blick hob er den Kopf und starrte zur Decke. Auch ich hob den Kopf, und als wäre dies ein magisches Ritual zur Erlangung höchster Erkenntnis, fügten sich plötzlich sämtliche Hinweise, Spekulationen und vernachlässigten Details mirakulös zu einem Ganzen zusammen und offenbarten mir die schreckliche Wahrheit. Der hartnäckige Nebel, der sich seit der Besichtigung von Roxys Leiche über meine Hirnwindungen gelegt hatte, wurde auf einmal von der Sonne des klaren Denkens verscheucht, und ich sah die Logik des Bösen bis ins letzte Detail deutlich vor mir.
    »... Er will die zwischen uns seit Ewigkeiten gärende Antipathie so lange steigern, bis wir uns gegenseitig ausrotten ... Er ist vollkommen verrückt, ein wildgewordener, wahllos meuchelnder Psychopath, der sich einen Dreck um unsere feinsinnigen Überlegungen schert ... Er gehört weder zu euch noch zu uns, sondern ist einfach ein anderes Tier und hat nicht den blassesten Schimmer, was er mit seinen Metzeleien lostritt ...«
    Diese drei Alternativen zur Deutung des Motivs, die ich am Anfang auf der Konferenz der gefletschten Zähne einfach ins Blaue hinausposaunt hatte, trafen alle auf ihre Weise den Nagel auf den Kopf. Ich hätte nicht den Fehler begehen dürfen anzunehmen, daß jeweils eine Vermutung die anderen automatisch in Frage stellte. 1. Der Mörder stammte in der Tat weder aus unseren noch aus den Reihen der Kläffer, er war ein anderes Tier - nämlich ein Mensch! 2. Der Mörder war ein Psychopath, der sich einen Dreck um unsere feinsinnigen Überlegungen scherte. 3. Er wollte die zwischen Mondanheulern und Mäusequälern seit Ewigkeiten gärende Antipathie so lange steigern, bis sie sich in einem ethnischen Krieg gegenseitig vernichteten. Alle diese drei Überlegungen schlossen sich keineswegs aus, sondern ergänzten sich aufs wunderbarste miteinander.
    Doch das eigentliche Warum beantworteten sie trotzdem nicht. Nun aber, da die Geistesblitze sich wie in einer Kettenreaktion überschlugen und ein Puzzlestück so nahtlos an das andere paßte, offenbarte sich des Rätsels Lösung mit der Klarheit von Quellwasser. Das Motiv erschloß sich mir, als ich mir erneut meine eigenen Worte ins Gedächtnis rief:
    »... Das Ganze war ein Experiment ... Ich wollte erforschen, wie Kriege entstehen. Natürlich half ich der Forschung etwas nach. Ich provozierte die Umstände, die nach fachmännischer Meinung zu einem Krieg führen können ... Doch ohne euer gegenseitiges Mißtrauen, eure Dummheit und eure Verführbarkeit zum Rassenhaß wäre dieser Tierversuch im Freilichtlabor niemals gelungen. Ich gab die Initialzündung und ihr habt wie willenlose Marionetten in der Doktorarbeit eines sogenannten Friedensforschers funktioniert ...«
    Diese Lüge hatte ich bei der alten Senke um des lieben Friedens willen den kurz vor der gegenseitigen Zerfleischung stehenden Kampfhähnen aufgetischt und mich dadurch zum Aussätzigen und Gejagten gemacht. Es war jedoch gar keine Lüge, sondern der eigentliche Auslöser der Mordserie gewesen, wenn auch die Realisierung des

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