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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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fischen. Vegetiere schön vor dich hin, anstatt dein Schicksal selbst in die Pfote zu nehmen. Und wenn du zwischendurch wieder einen Aussetzer hast, von wegen rückwärtslaufender Zeit und so, red dir einfach ein, du träumst. Danach träumst du einfach weiter, damit du mit dem wirklichen Leben bloß nicht in Berührung kommst, geschweige denn etwas daran änderst.«
    Sie begann zu lachen. Allerdings sehr verhalten und irgendwie traurig. »Francis, ich habe ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, welche Art von Hilfe du dir von einer Kaputten wie mir erhoffst. Es stellt sich überhaupt die Frage, ob ich dir je eine Hilfe sein kann und nicht vielmehr ein Klotz am Bein bin. Doch die Frage aller Fragen hast du dir selbst anscheinend überhaupt nicht gestellt. Vielleicht weil du die Antwort fürchtest.«
    »Ach ja? Welche Frage mag das wohl sein?« Natürlich kannte ich sie.
    »Die Frage lautet: Was machst du, wenn du bei diesem Museumstreffen nicht die erhoffte Lösung findest? Oder noch simpler: Was machst du, wenn du zwar die Lösung findest, aber trotzdem an der verdrehten Zeit nichts ändern kannst? Und echt, was wäre auch schon so schlimm dran? Ich meine, diese Aussetzer dauern doch nur sieben Minuten und …«
    »Acht Minuten und sechsundfünfzig Sekunden!«
    »Gut, von mir aus acht Minuten und sechsundfünfzig Sekunden. Aber wir halten es aus, ohne dass uns ein Zacken aus der Krone bricht. Die Zeit läuft rückwärts, und
niemand bekommt es mit, außer uns beiden und noch ein paar anderen Auserwählten, wie du in Erfahrung gebracht hast. Na und, wen kümmert es? Warum sollten wir uns deshalb in Gefahr bringen?«
    »Aha, zumindest gibst du zu, dass das Herumstochern in diesem mystischen Mist Gefahr bedeutet. Ich sage dir, warum ich, warum wir den Fall aufklären müssen, Sybilla. Weil eine gewisse Ordnung in dieser Welt und in diesem Universum existiert, und wenn wir wissen, dass diese Ordnung elementar gestört ist, hilft es nicht, den Kopf einfach in den Sand zu stecken. Denn irgendwann wird der scheinbar so kleine Fehler uns alle einholen. Es ist so wie bei einem Computerprogramm. Erst sind es nur ärgerliche Aussetzer , doch am Ende bricht das ganze System zusammen.« Offen gesagt wusste ich nicht so genau, ob das, was ich da eben von mir gegeben hatte, von großer Logik zeugte, doch Sybilla drehte zumindest nicht um, sondern folgte mir mit ihrem traurigen Lachen die Treppen hinauf.
    Als wir oben angekommen waren, sahen wir uns mit einem Bild wie bei der Oscar-Verleihung konfrontiert. Vom Ausgang der U-Bahn-Station aus schweifte unser Blick über einen riesenhaften Platz, der mit hellem Kiesel ausgelegt war. Den sah man aber kaum, weil sich darauf wie bei einem Massenkonzert eine unüberschaubare Anzahl von ins Museum drängenden Menschen in Abendkleidern, Smokings und ähnlichem feinen Zwirn gegenseitig auf die Zehen stieg. Laserkanonen schossen hin- und herpeitschende und sich kreuzende Strahlen in den Nachthimmel, in die Erde gerammte Fackeln verbreiteten warmes Aida-Licht und haushohe Bildsäulen aus Styropor, welche mit Hieroglyphen
verziert waren, sorgten für die passende Nildelta-Stimmung. Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter wie ich bemerkte die schier versteckten Kolonnen schwarzer Limousinen zu beiden Flanken der Menschenmasse, die bis hinter das Gebäude führten. Vermutlich der Tross des Außenministers, der sich bei diesem festlichen Anlass ebenfalls die Ehre gab.
    Das Museum selbst war einem gründlichen Lifting unterzogen worden. Ich kannte es von früheren Fotos aus der Presse, und auch die Jahre währenden Restaurierungsarbeiten hatten darin sporadisch Erwähnung gefunden. Damals grau, bröckelig und eher abweisend, strahlte das Gebäude nun mit seinem königlichen Treppenaufgang aus Marmor, der Säulenhalle am Vorderbereich und der runden Holzkassettendecke in frischen Pastellfarben wie eine schmucke Schatzkiste.
    Über dem Eingang hatte man zur Feier des Tages ein überdimensioniertes Segel mit der vergrößerten Wandzeichnung des in einem Papyrusboot sitzenden Gottes Re aufgespannt. Er war der einzige und durch alle Zeiten verehrte Gott in der ägyptischen Mythologie, der Herrscher der kosmischen Gottheiten, von dem die ägyptischen Könige ihre Herkunft ableiteten. Die Verehrung von Re wurde zu einer Art Staatsreligion erhoben. Das Bild brachte mich kurzzeitig ins Grübeln. Zum ersten Mal fragte ich mich, weshalb diese komische Re-Gesellschaft auf ihrem Briefkopf ihrem Namen gemäß

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