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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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zu nehmen, weil meine zwischen Knuddelbedürfnis und Wutattacken schwankende »Trägerin« inzwischen derart ihren Gleichgewichtssinn eingebüßt hatte, dass eine visuelle Konzentration auf einen bestimmten Punkt ans Unmögliche grenzte.
    »Ja, die Herrschaften da unten machen sich oberwichtig«, brüllte sie gerade in Grizzly-Lautstärke. »Und ich bin nicht eingeladen. Ist das zu fassen!?« Sie lachte irre und voller Spott, wobei allerlei Speicheltropfen aus ihrem offenen Mund explodierten. Dennoch konnte sie kaum verbergen, wie sehr es sie getroffen hatte, nicht unter den gesalbten Häuptern zu sein. Sie war nun einmal nur eine kleine Ministerin für »Familie und so ein Gedöns« und kein wichtiger Posten, wenn es um das Walten des Weltgeschehens ging. Und das fraß beziehungsweise soff sie richtiggehend auf.
    »Glaubst du, die da unten sind besser als ich, Kleiner?« Ihre Torkelei wurde zunehmend unkontrollierter, um nicht zu sagen gefährlicher, und sie wankte so raumgreifend umher wie eine Angeschossene kurz vor dem Zusammenbruch. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Immerhin befanden wir uns auf einer Terrasse, und bis nach unten ging es bestimmt mehr als fünfzig Meter in die Tiefe. Zwar hatte ich bis jetzt weit größere Gefahren überstanden, als im Arm einer menschlichen Seekuh hemmungslos hin- und hergeschleudert
zu werden, doch war ich weit davon entfernt, dies als eine prickelnde Kirmesattraktion abzutun. »Nein, um keinen Deut sind sie besser als ich!«, fuhr sie schreiend und torkelnd fort. »Im Gegenteil, sie haben von nichts eine Ahnung, sind alle Blender und nur durch fiese Tricks und Anbiederei an das Stimmvieh zu ihrer Position gekommen. Ich, ja, ich sollte da unten sitzen anstatt diese Vollidiotenbande.«
    Sie schmiss sich an das Geländer und starrte mit einem Blick, der Drachen hätte pulverisieren können, auf das hell erleuchtete Glasdach. »Sie haben mir nicht einmal den wahren Grund verraten, warum so viele von ihnen antanzen mussten. Vielleicht für ein schönes Gruppenfoto am Ende der Party, damit die verblödete Presse sieht, dass man alles unter Kontrolle hat. Aber nichts habt ihr unter Kontrolle, ihr Trottel, hört ihr, nichts! Weil das Leben und insbesondere die Welt sich einen Scheißdreck um eure großartigen Pläne schert!«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht, das musste ich ihr lassen. Trotzdem hätte es von Achtung vor der Kreatur gezeugt, wenn sie mit meiner Wenigkeit im Arm solche halsbrecherischen Sperenzien gelassen hätte. Aber nein, sie steigerte sich noch mehr in Rage, feuerte eine hysterische Lachsalve nach der anderen in die Nacht ab, und um das Maß vollzumachen, beugte sie sich schließlich mit dem Oberkörper weit über das Geländer und hing mit dem Rotweinglas, mir und ihren augenkrebserzeugenden blond gefärbten Korkenzieher-Locken quasi über dem Abgrund. Auch ihr Dreifach-Kinn hing. Mir stockte der Atem. Sollte ich den ganzen Aufwand auf mich genommen haben, um
am Ende von einem abgetakelten Politmonster in den Tod gerissen zu werden? Die Antwort bekam ich postwendend.
    »Hoffentlich hört ihr mich, ihr Nullen da unten!«, brüllte sie hinunter, und wieder kam es zu einer Speichelexplosion aus ihrem Mund. »Ihr könnt mich nicht einfach in der Besenkammer abstellen, damit ich den Bedarf von Alleinerziehenden kalkuliere, während ihr nach Belieben Billionen in der Weltgeschichte hin- und herschiebt. Nein, Ladies and Gentlemen, ich gehöre auch an den großen Pokertisch. Soll ich euch verraten, was ich von euch halte, ja, soll ich? Das halte ich von euch …«
    Und mit diesem geschichtsbuchträchtigen Ausspruch holte Gundula mit voller Wucht aus und schleuderte ihr Rotweinglas in die Tiefe, geradewegs auf das Glasdach des Konferenzsaals. Keine große Sache, schließlich musste ein jeder von uns ab und an seiner Frustration ein Ventil verschaffen. War ja angeblich auch gesund so. Hätte sie dabei bloß nicht etwas zu kräftig ausgeholt. Hätte sie sich dabei bloß nicht einen Tick zu weit über das Geländer gelehnt. Hätte sie bloß das Verhältnis zu ihrer Körpermasse mit der Kinematik, also dem Gesetz der Beschleunigung von Materie, vernünftig eingeschätzt. Hätte, hätte, hätte …
    Was soll ich sagen, die Riesenfrau purzelte bei der komödiantischen Einlage über das Geländer und sauste mit einem gellenden Schrei in die Tiefe. Und nun raten Sie mal, wer gleich mit!

15
    Gundula überschlug sich während des Falls einmal, und das war mein

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