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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Und bis ich genau an diesem guten Stück zurückgezogen oder besser gesagt zurückgeschleift wurde wie an einem Seil. So heftig wurde ich plötzlich unter dem Gestängewald nach hinten gerissen, dass ich mich nicht mehr auf die Auflösung des Rätsels konzentrieren konnte. Geschweige denn auf eine Fluchtmöglichkeit. Dabei vernahm ich ein recht aggressives Geknurre, und zunehmend kam mir auch ein Gestank
in die Nase, der mir sehr vertraut vorkam und den ich zeit meines Lebens instinktiv mehr als alles andere gehasst hatte.
    Als man mich schließlich unter der Tribüne in den rückwärtigen Teil des Saales herausgezogen hatte, ohne dass die Protagonisten der Show vorne davon anscheinend etwas mitbekamen, ließ man endlich von meinem Schwanz ab. Zunächst blieb ich flach auf dem Boden liegen. Dann rappelte ich mich auf und wandte mich um. Vor beziehungsweise über mir stand eine kohlschwarze Dänische Dogge, die die Größe eines Ponys besaß und den Charme eines Folterknechts. Der Kerl hatte hoch aufgerichtete, lange Ohren, die rassebedingt an den Spitzen geknickt waren, und sabbernde Lefzen, die fast bis zum Boden reichten. Sein muskulöser Körper hatte gleichzeitig etwas von einem Unterwäsche-Modell und einer Kampfmaschine. Mit seinem abgrundtief hässlichen und aggressiven Gesicht starrte er mich durch ausdruckslose Augen so an, als spiele er insgeheim mit dem Gedanken, eine Doktorarbeit mit dem Titel »Optimale Fleischverwertung im Haustierbereich« zu verfassen. An seinem Maul mit der heraushängenden, feuerwehrschlauchlangen Zunge klebten noch ein paar Härchen von meinem Schwanz, an dem er mich aus dem Stangenlabyrinth rausgezerrt hatte.
    »Ich glaube, du hast keine Einladung zu dieser Veranstaltung, Freundchen. Würdest du mir bitte still und unauffällig folgen?«, sagte er mit einer rauen Stimme und in solch nüchternem Ton, als verkünde er im Bahnhof die Abfahrts- und Ankunftszeiten. Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten!
    »Doch, hab ich«, antwortete ich und versuchte das Angstzittern zu unterdrücken. »Vor lauter Begeisterung für die gebotene Show hab ich das Ticket bloß aufgefressen. Aber ich muss sowieso gleich auf den Topf, und da kommt das gute Teil bestimmt wieder zum Vorschein. Wenn du mir vielleicht folgen möchtest, Hasso?«
    »Verstehe, ein Witzbold. Entweder wir erledigen die Sache harmonisch, Freundchen, oder so …« Er drehte den Kopf mit einem geradezu angeekelten Blick über die Schulter. Ich folgte der Bewegung und glaubte daraufhin zu schielen  – und zwar circa zwanzigfach. Ungefähr so viele Kopien Hassos standen in einer Reihe hinten an der Waschbeton-Wand zu Füßen ihrer Halter, sprich Sicherheitsleuten in schwarzen Anzügen und mit dunklen Sonnenbrillen auf den Nasen. Das Ganze sah aus, als hätte die Bande bei einer Treibjagd kurz innegehalten. Die Knaben hatten wohl den Schlimmsten unter ihnen vorausgeschickt, um mich zu holen. Und wenn sie mich erst aus dem Saal befördert hätten, dann hätte ich mich wohl nur noch zurücklehnen und zuschauen dürfen, welche Stücke sie als Erstes aus mir rausbeißen würden.
    Ich schaute mich aus den Augenwinkeln um. Gleich rechts hinter der Aufstellung der Bruderschaft der Schwarzen befand sich ein mit dem Wahrzeichen der Nation versehener Wandvorsprung, wo es offenbar zum Ausgang ging. Selbstverständlich kam es einer Illusion, wenn nicht dem Wahnsinn gleich, dorthin auszubüxen in der Hoffnung, dadurch den »Dänen« zu entkommen. Spätestens auf halber Strecke würden mich die Knickohr-Monster erwischen und in der Luft zerreißen. Das war so klar wie das blendende
Weiß ihrer Hauer. Doch da die Not die besten Ideen hervorbringt, tat sie es auch dieses Mal, wenngleich diese Idee nicht gerade politisch korrekt klang und gehörig auf den immerwährenden latenten Rassismus unter den Arten spekulierte. Ich setzte mir ein besonders dämliches Grinsen auf.
    »Ich fürchte, für Harmonie ist es zu spät, Hasso. Du und deine sabbernden Verwandten müsst euch euer Abendessen schon verdienen«, sprach ich furchtlos und flitzte erneut unter die Tribüne. Doch diesmal nicht, um mich darunter zu verstecken, nein, im Gegenteil, so schnell war ich noch aus keiner Deckung wieder hervorgeschossen. Ich rannte unter der vorderen Sitzreihe heraus und steuerte geradewegs auf die Bruderschaft der Schwarzen zu. Wusste ich doch, dass die Doggen mir sofort um die Tribüne herum folgen würden. Allerdings wusste ich auch, dass eine jahrtausendealte

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