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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Animosität zwischen den Kläffern und den Spitzohren existierte, und alle antrainierte Disziplin und blasiertes Diplomaten-Gehabe würde dem animalischen Instinkt kaum standhalten können.
    Als ich auf die felinen Politclowns zusteuerte, rissen die vor Überraschung ihre Augen um die doppelte Größe auf und sträubten das Fell. Doch da hatte die dänische Landsmannschaft den Bogen um die Tribüne bereits absolviert und stürmte auf der Jagd nach dem Wild ebenfalls der Bruderschaft entgegen. Dadurch wurde die Konfusion natürlich um eine gewaltige Dimension größer, um nicht zu sagen, sie glitt endgültig ins Chaos ab. Der Zusammenprall zwischen Kläffer und Spitzohren war nun nicht mehr zu vermeiden und auch nicht der Zusammenbruch des Knigge-gerechten Verhaltens um der lieben
Menschen willen. Als beide Parteien aufeinanderstießen, ließ man jegliche Hemmungen fallen und sich mit Freuden von der archaischen, quasi zum jeweiligen Selbstbild gehörenden Feindschaft übermannen. Es bildete sich sofort ein bellendes, jaulendes, knurrendes und fauchendes Knäuel, in dem ein erbarmungsloses Hauen und Stechen herrschte, wo Zähne in Serie gefletscht wurden und das Blut nur so spritzte. Mit einem Wort, die Doggen und die feline Bruderschaft fielen nach alter Väter Sitte übereinander her.
    Es glich einem Wunder, dass ich inmitten dieses Tohuwabohus stand, ohne etwas von der Gewalt abzubekommen. Flüchtig ging mein Blick zu den Staatschefs, die angesichts dieser Szenerie mit offenen Mündern und entsetzten Gesichtern wie in Kunstharz gegossen dasaßen. Allmählich kamen die Sicherheitsleute herbeigeeilt. Es war für mich an der Zeit zu verschwinden, auch wenn mir nicht klar war, wohin und was dann.
    »Schönen Abend noch!«, sagte ich leise, um niemanden weiter zu behelligen, und spazierte dann zwischen den sich bis aufs Blut fetzenden schwarzen Kriegern in Richtung Ausgang. Als ich mein Ziel schließlich erreicht hatte, hörte ich plötzlich einen hässlichen Bass an meinem Nacken: »Wohin so eilig, Kleiner?«
    Ich wandte mich um und sah mich mit Hasso von vorhin konfrontiert. Er hatte offenkundig bei dem immer noch laufenden Pfotengemenge nicht mitgemacht und sah in seinem glänzenden Fell so makellos aus wie ein frisch gestriegeltes Pferd. In seinen dunklen Augen lag nichts als Freude und Befriedigung darüber, dass er sich von dem altmodischen
Kampf Kläffer gegen Spitzohr nicht hatte ablenken lassen und mir hübsch gefolgt war.
    »Wohin?«, fragte ich zurück und zerkratzte ihm mit einem blitzschnellen Krallenhieb die empfindliche Nase, dass ein dünner Blutstrahl daraus hervorschoss. »Dorthin, wo man keine Männchen macht!« Dann wetzte ich los.

16
    Und schon wieder befand ich mich auf der Flucht. Diesmal durch herrschaftlich anmutende Flure, die von gotischen Säulen flankiert wurden und sich labyrinthisch im Nichts verloren. Die Böden, welche aus riesigen Steinplatten bestanden, waren mit scharlachroten Laufteppichen belegt. Das mit dem Nichts war natürlich ein rein subjektives Gefühl, denn alle naslang kreuzten weitere Flure meinen Weg, und von denen ging es wieder zu anderen, wiewohl alles gleich aussah und nicht gerade der besseren Orientierung diente. Matt strahlende Wandlüster tauchten die Flure in ein besinnliches Licht, das einen gewaltigen Kontrast zu meiner momentanen Verfassung bildete. Ich war ausschließlich damit beschäftigt, einer offenkundig von einem Sadisten scharfgemachten und mit der Ausdauer eines Kernkraftwerks und der Beißlust eines Fleischwolfs ausgestatteten Bestie zu entfliehen.
    Zwischendurch riss ich den Kopf über die Schulter und überprüfte, wie weit ich den Abstand zu Hasso mittlerweile vergrößert oder er den Abstand zu mir verkürzt hatte – und erschauerte. Das rabenschwarze Mistvieh galoppierte mit der Rasanz eines Hochgeschwindigkeitszuges nur wenige
Meter hinter mir her, und welche cleveren Haken ich auch schlug und wie unerwartet ich auch den Flur wechselte, er blieb mir wie mit einer unsichtbaren Kette verbunden stets auf den Fersen. Dabei schlugen seine sabbernden Lefzen wild hin und her, die aus dem bis zum Anschlag geöffneten Maul hängende Zunge wirbelte einer grotesken Peitsche gleich, die dolchartigen Hauer blitzten, und die finsteren Augen schienen nichts als blinden Vernichtungswillen auszustrahlen. Dabei gab er ein lautes Geknurre von sich, das sogar Tote eingeschüchtert hätte. Eher würden sich für mich jeden Moment die Himmelstore auftun, als dass

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