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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fremder Geruch. Unnötig zu sagen, dass er ausschließlich von einem Riechorgan meines Kalibers wahrgenommen werden konnte.
    Irgendwelche Eindringlinge schlichen in der stockfinsteren Wohnung herum, beschnupperten vorsichtig dies und das, versuchten anscheinend, sich in dem fremden Revier
erst einmal zu orientieren. Sicherlich waren sie durch das geöffnete Toilettenfenster gekommen. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu erraten, wonach sie suchten oder besser gesagt, nach wem. Ganz offensichtlich trieben sich gegenwärtig Sancta, Junior und Blaubart nicht in der Wohnung herum. Die Dunkelmänner hatten sich fürwahr einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht. In stabiler Verfassung hätte ich mich aus Spaß an dem Blindekuh-Spiel beteiligt und sie an der Nase herumgeführt. Schließlich befand ich mich auf meinem ureigensten Terrain und war ihnen haushoch überlegen. Aber so …
    Ich startete einen zarten Versuch, mich zu erheben. Und bereute es bitterlich. Schmerzströme jagten mit der Intensität von Schockwellen durch meinen Körper, gerade so, als würde der Zahnarzt den Bohrer an mehreren entzündeten Nerven gleichzeitig ansetzen. Ohne Betäubung, versteht sich. Trotzdem unterdrückte ich mannhaft einen Schrei, was mir die Tränen in die Augen trieb. Doch mein einziger Vorteil gegenüber meinen Häschern war, dass sie offenkundig immer noch nicht wussten, wo ich mich aufhielt. Das sollte möglichst lange so bleiben.
    Was also tun? In meinem Kopf herrschte eine Konfusion wie auf einer Kreuzung, wenn sämtliche Ampeln ausgefallen sind, während die dezenten Geräusche der Schleicher allmählich lauter wurden. Mittlerweile schienen sie wagemutiger geworden zu sein und suchten offenbar frank und frei jedes einzelne Zimmer nach mir ab. Es half nichts, ich musste aufstehen, aus diesem Korb treten und mich verstecken oder mich ihnen sonst wie entziehen. Auch wenn ich dabei vor Schmerzen zugrunde ging. Denn eins war klar: Die Typen
waren bestimmt nicht gekommen, um mir eine Schachtel Pralinen ans Krankenbett zu bringen.
    Meine zerschundenen Knochen rafften sich erneut auf, und die Pfoten wagten ihre ersten Schritte aus dem Korb. Die Höllenqualen, die prompt einsetzten, hätten mich beinahe in die Bewusstlosigkeit katapultiert. Grausamerweise durfte ich meinem Leid nicht einmal das minimalste Ventil in Form einer Lautäußerung verschaffen. Flugs setzte ein Schmerzunterdrückungsprogramm ein, das der Volksmund euphemistisch als »Zähne zusammenbeißen« zu titulieren pflegt. Allerdings handelte es sich dabei auch um ein Programm, das der Programmierermund als »stark absturzgefährdet« zu titulieren pflegt. Immer wieder knickte ich ein, schleppte mich in Zentimeterabständen dahin und glaubte mehrmals, endgültig zusammenzubrechen. Verblüffender Nebeneffekt: Man gewöhnte sich langsam daran.
    Gewöhnung an den Schmerz war eine Sache, Effektivität eine andere. Ich fragte mich ernsthaft, was mir diese jämmerliche Aktion überhaupt brachte. Ich kam wirklich sehr langsam voran, kroch und robbte geradezu und hatte dabei das Gefühl, als würde ich all die vielen Rasierklingen in meinen Eingeweiden in den Schleudergang versetzen. Schließlich erreichte ich die gegenüber befindliche Wand und positionierte mich gleich neben dem Türrahmen. Nach einer kleinen Erholungspause lugte ich um die Ecke in die Diele - und hätte mir angesichts dessen, was da vor sich ging, beinahe noch einen Spontan-Durchfall eingehandelt. Drei unheimliche Schattengestalten wuselten mit einer Ungeniertheit durch die Wohnung, als würden sie hier schon seit Jahren ein und aus gehen. Schon auf den ersten Blick sah man, dass es
sich bei ihnen nicht um meine Lieben handelte. Ihre aufgerissenen Mäuler entblößten vollendete Dolchgebisse. Und ihre Schwänze wedelten und zuckten nervös und verliehen ihrer Frustration, weil sie mich immer noch nicht erwischt hatten, einen beklemmenden Anblick. Mittlerweile hatten sie jeder Vorsichtsmaßnahme den Laufpass gegeben und hechelten angestrengt wie Bluthunde. Einer von ihnen verschwand in Gustavs Arbeitszimmer, der andere ging ins Wohnzimmer, der dritte in einen Nebenraum.
    Ich hatte eine einzige Chance, ihnen zu entkommen. Eine einzige und obendrein eine ziemlich lausige. Jetzt, für den kurzen Moment, in dem sich keiner von den dreien in der Diele aufhielt, musste ich es irgendwie schaffen, die kurze Strecke bis zu der für unseresgleichen vorgesehenen Klappe an der Wohnungstür zu bewältigen und dann in

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