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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Deshalb wechselte ich das Thema, was auch daran lag, dass ich mich schon wieder unendlich schlapp fühlte.

    »Nun will ich es aber wissen, Herzl. Kannst du mir vielleicht verraten, was dieses ganze Affentheater hier zu bedeuten hat?« Ich ließ den Blick über das von den vielen Lagerfeuern flackernd beleuchtete Panorama schweifen. Wie im Rausch bewegte sich der Pulk aus Tanzenden und den sie, was Gelenkigkeit anbelangt, übertreffenden Spitzohren. So stellte ich mir den Höllenpfuhl in einem Musical von Andrew Lloyd Webber vor.
    Herzl schmunzelte. »Tierschützer!«, sagte er in einem abschätzigen Ton, als meine er Irrenhausinsassen. »’s gibt se en zwej Varijanten. Mejst kommen se anklogend, pastoral, humorlos doher. Noch em Motto: ›O Mentsch, bedenk, doss auch du nur a Bazillus best!‹ Do helft nur bejten - und spenden. Donn hätt ma noch de Alarmisten, wos ihnere Anliegen zur Weltpolitijk mochen wolln. An jeden Tog sterben siebenzig Tierarten aufm Globus und su ejne Schmonzes. De bejßen sech doch ständig innen Hintern, doss se noch immer nicht so groß gefejert werdn ols wie Greenpeace oder Attac. Und doss Bono noch immer kejn Klezmer-Liedl für se singt auf sejm Endloskreuzzug. Und denn gibt’s noch de Animal Army, wo sech ejnen Dreck um all dos schert. A Chaostrupp, wos met anarchistische Aktijonen auf das Lejd von de Tieren aufmerksom machen möcht. De schrecken auch vor krummen Machloikeles nicht zerück, de sennen auch, wenn nötig, kriminell. Siehste dem Golem dort?«
    Herzl deutete in die Ferne. Ich folgte seiner Pfote und sah inmitten eines Haufens tanzender, halb nackter Weiber einen Hünen von einem Mann, der einem aufgepumpten Crocodile Dundee ähnelte. Der sehr bärtige und mit der Spritzigkeit eines Springbrunnens schwitzende Kerl wog mindestens
eine Bruttoregistertonne mehr als Gustav. Aus der Schlangenhautweste auf seinem nackten Oberkörper wölbte sich ein Ehrfurcht gebietender, haariger Bauch, dem Kegelbrüder in aller Welt großen Respekt gezollt hätten. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Hut, in dessen Band reihum Zähne von irgendwelchen krokodil- oder haifischartigen Monstern steckten. Und das sollte ein Tierschützer sein? Doch wenn man genau hinsah, bemerkte man, dass er dieses Safarijäger-Image eher karikierte. Er alberte mit den Mädels herum, schnappte sich bisweilen einen der umherrennenden Unsrigen und wickelte ihn sich wie einen Pelzschal um den Hals und lachte dabei so dröhnend, dass er damit sogar das Indianergejaule übertönte.
    »Dos is Lars Büttel, dar Chef von Animal Army«, fuhr Herzl fort. »A dänischer Biolog, wos sech bej da Beschäftigung mit’m Tierschutz immer mehr radikalisiert hot und schließlech de Organisatijon gegründet hot. Er lässt es nischt blejben bej medjenwirksame Protestaktijonen met ausgestopfte Hühner en Käfige und bej Kerle en Ejsbärkostüme vorm Europäijschem Parlament in Brüssel! Nein, er führt an regelrechten Krieg gegen Menschen, wos die Tieren schaden. Desholb spricht er aso nech von Tierschutz, sondern von Tierrecht. Dos sennen nämlich zwej Paar Schuh …«
    »Ist ja gut, Herzl, aber was hat das Ganze mit Domino und ihrem Milliardenerbe zu tun?« Die Schlappheit, die mittlerweile wie Gift in jeder Zelle meines Körpers zirkulierte, zeigte sich in meinen Sehnerven durch eine schleichende Unschärfe. So leid es mir tat, den Kampf um Sancta hatte ich fürs Erste wohl verloren. Ich wünschte mir nichts Sehnlicheres als ein stilles Plätzchen, wo ich mich hinlegen und ins
Traumland begeben durfte. Alles andere mochte der neue Tag bringen.
    »Francis, wus is denn? De siehst jo aus wie ausgespieben.« Herzl lugte mir durch seine goldgelben Glubscher so besorgt in die meinen, als rekapitulierte er schon mal im Kopf seinen Erste-Hilfe-Kursus. Nachdem ich ihm gesteckt hatte, dass ich mich nach unserer Unterredung wohl kaum mehr in die große Party schmeißen würde, schubste er mich mit der Schnauze sanft in eine mir unbekannte Richtung. Es war klar, dass er mich aus dem Trubel zu einem ruhigen Plätzchen lotsen wollte. »Ausnohmsweis, mej Bester, moch ech es kurz: Animal Army, dos hejßt Lars Büttel, is dar Überzejgung, doss dos vijle Geld den Tieren, genauer gesogt, uns zukemmen sollt«, sagte er, während wir einen Zickzackkurs durch das lärmende Gehopse schlugen.
    »Uns oder seiner komischen Organisation?« So schlapp ich mich auch fühlte, war ich, was die Logik betraf, immer noch spitze. Auch wenn sich mir allmählich der

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