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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Ständern heruntergerissen und auf den Fußboden geworfen worden waren. Die Stangen und Regale waren nicht höher als anderthalb Meter, daher hatten wir eine gute Übersicht über den weiten, offenen Bereich, in den wir gelangt waren, aber vor uns knickte der Laden, der einen L-förmigen Grundriss hatte, ab, was wir jedoch erst erkennen konnten, als wir das Ende des breiten Mittelgangs erreicht hatten. Wir gaben uns keine besondere Mühe, leise zu sein – Juliet hatte für derlei Geheimnistuerei nicht viel übrig – aber wir wollten nicht, dass unsere Unterhaltung ein mögliches Warnsignal vor einem Hinterhalt übertönte.
    Als wir um die Ecke bogen, befanden wir uns plötzlich mitten in der Party. Die Wand vor uns war die Fassade des Einkaufszentrums. Die Fenster reichten vom Boden bis zur Decke, und die Nacht drang durch das gezackte Loch in der mittleren Scheibe ein, das ich von seiner anderen Seite in der Nachrichtensendung gesehen hatte. Auf beiden Seiten hatten drei oder vier Männer Stellung bezogen, knieten oder drückten sich an die Wand und blickten auf das Polizeiaufgebot auf der Straße hinunter, als hätten sie noch nie etwas von Scharfschützen gehört. Ein Stück weiter entfernt von uns befand sich eine runde Ausstellungsfläche mit Spiegeln in Bodenhöhe, die offenbar beim Schuhkauf behilflich sein sollten. In diesem bescheidenen Amphitheater bewachten zwei weitere Männer, einer mit einem Baseballschläger bewaffnet, eine kleine, verängstigte Gruppe von vermutlich unschuldigen Kaufhauskunden. Das war alles – und es sah aus, als seien unsere Gewinnchancen sehr gut, außer dass einer der Männer am Fenster ein Gewehr besaß. Während er das Schloss öffnete und die erste Patrone in die Kammer steckte, sah er mit seinen langen Haaren und seinem dichten Bart aus wie jemand, der zufälligerweise die Dreharbeiten für
Deliverance
verlassen hatte und sich plötzlich in einer Episode der
East Enders
wiederfand.
    Alle Köpfe fuhren zu uns herum. Und ich erblickte Susan Book zwischen den Geiseln. Ich sah auch einen Mann, der ausgestreckt auf dem Boden lag und dort ein blutiges Loch hatte, wo sein Gesicht hätte sein sollen. Susan saß direkt neben diesem armen Teufel. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich sah, und sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen.
    Ich redete zuerst. »Hey, Leute«, sagte ich. »Wir haben euch in den Neun-Uhr-Nachrichten gesehen. Wo müssen wir uns eintragen?«
    Wir gingen dabei ständig weiter, aber dann schwang der Mann mit dem Gewehr seine Waffe herum, um uns ins Visier zu nehmen. »Das braucht ihr nicht«, sagte er kalt. »Geht nur zu diesen dämlichen Arschlöchern da drüben und haltet die Fresse.«
    Wir kamen nicht aus dem Tritt. »Was für eine Waffe ist das?«, fragte Juliet halblaut neben mir.
    »Eine Sportflinte«, raunte ich zurück und klang weitaus kundiger, als ich es tatsächlich war. »Halbautomatisch – das heißt, immer nur eine Kugel.« Die Wahrheit ist, dass ich so gut wie nichts über Waffen weiß, obwohl ich über ein Jahr lang mit einem süßen Mädchen zusammengelebt habe, das
Arms and Ammo
abonniert hatte, aber dieses Ding bestand aus dunkelrotem Holz und eleganten Rundungen. Keine Schusswaffe, die sich derart auftakelt, wird jemals zu einer echten Schießerei gebeten. Außerdem hatte das Gewehr ein winzig kleines Magazin, nicht größer als ein Mobiltelefon. Wenn die Schussfolge auf automatisch eingestellt war, wäre es in der kurzen Zeit, die man braucht, um »Stirb, Mutter …« zu brüllen, leer geschossen. Andererseits und angenommen, der Kerl hatte eine ruhige Hand, wäre das lange genug, um mich und Juliet gründlich durchzulüften. Sie würde es wahrscheinlich überleben, es sei denn, die Kugeln wären aus Silber. Bei mir stünden die Chancen ein wenig schlechter.
    Glücklicherweise hatten diese Typen nicht alle das gleiche Gesangsbuch. Die anderen drei Männer, die verschiedene Behelfsknüppel und -totschläger schwangen, nutzten diesen Moment, um uns anzugreifen, und halfen uns ungewollt, indem sie damit ihren Freund total überraschten. Juliet beschleunigte ihre Schritte, damit die Angreifer zuerst auf sie trafen, und schaltete zwei von ihnen mit Aktionen aus, die ich zu meiner Freude als chirurgisch bezeichnen kann, weil die meisten Eingriffe dieser Art zur Folge haben, dass man eine Zeitlang nicht laufen kann und das ein oder andere Körperteil verschmerzen muss.
    Den dritten Mann fällte ich mit einem Hechtsprung, was

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