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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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wahrscheinlich das Beste war, was ich mir unter den gegebenen Umständen hatte erhoffen können. Wir gingen gemeinsam zu Boden, aber ich als Oberster, und obgleich er mit einem schartigen Blechteil, das er als Messer einsetzte, nach mir stocherte, vereitelte mein Ellbogen in seinem Gesicht seine Absicht und schmetterte seinen Kopf hart auf den Boden. Aber er bewegte sich noch, und ein glücklicher Schnitt mit diesem Ding würde mich garantiert verbluten lassen, daher zog ich mein Knie zwischen seinen Beinen hoch und machte ihn mit dem Projekt geplanter Elternschaft mit unmittelbarer und verheerender Wirkung bekannt. Indem ich ihn seinem Schmerz und dessen Verarbeitung überließ, kämpfte ich mich auf die Füße, als das Gewehr feuerte.
    Es hatte natürlich nicht auf mich gezielt. Diese Typen mochten verrückt sein, aber es wäre schon eine ganz besondere Form von Wahnsinn, wenn jemand mit dem Gewehr woanders hinzielen würde, während Juliet ihn mit ihrer Killermiene angriff. Der Rücken ihrer Jacke öffnete sich in Brusthöhe, als die Kugel hindurchdrang, und ein feiner roter Sprühregen benässte mein Gesicht und meinen Oberkörper.
    Das Gewehr war halbautomatisch. Es konnte nichts anderes sein, denn der Mann schaffte einen zweiten Schuss, noch während Juliet ihn mit einem Tritt rückwärts durchs Fenster beförderte. Er stürzte mit einem Schrei, der eher wütend als entsetzt klang, und das war alles, was er in der Kategorie »Berühmte letzte Worte« zustande brachte. Ich hörte das dumpfe Klatschen, als er auf dem Straßenpflaster aufschlug.
    »Juliet!«, rief ich. »Verdammte Scheiße, sie sind besessen! Irgendetwas steuert sie!«
    Anscheinend hörte sie mich nicht. Sie wandte sich um, ein wenig vornübergebeugt, aber viel zu langsam, während die beiden Kerle, die die Geiseln bewacht hatten, sie von der Seite angriffen.
    Einer von ihnen hatte ein Messer, und er verpasste ihr einen Schnitt am Bauch. Der andere schwang seinen Baseballschläger und traf sie mitten ins Gesicht. Der Treffer schüttelte sie durch, dann stieß sie die linke Hand nach vorn und bohrte Daumen und Zeigefinger in die Augen des zweiten Mannes.
    Übrig blieb der Messer-Mann, und als er zu einem zweiten Stoß ausholte, zwang ich mich, ziemlich verspätet, zu reagieren. Ich konzentrierte mich auf seine Messerhand, packte sie mit beiden Händen und drehte sie mit brutaler Gewalt nach hinten. Er ließ das Messer fallen, und Juliet, die über die Schulter blickte und mich offenbar zum ersten Mal wahrnahm, zog die Faust in einem Uppercut hoch, der ihm fast den Kopf von den Schultern trennte. Er sackte bewusstlos zwischen uns zu Boden.
    »Bist du okay?«, wollte ich von Juliet wissen, während sich meine Brust in dem Bemühen, Luft zu holen, heftig hob und senkte und ich gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfte, die mich überkam, als das Adrenalin meinen Magen revoltieren ließ.
    »Alles in Ordnung«, murmelte sie, aber hinter den Worten erklang ein Gurgeln, das mir wahnsinnige Angst machte. Ihre Schultern waren eingefallen. Sie inspizierte die blutige Front ihrer Seidenbluse, und ihre Füße scharrten ein wenig über den Boden, als hätte sie große Probleme, das Gleichgewicht zu halten.
    Ich zog einen voreiligen Schluss. Eine ganze Generation von Unternehmern hatte ihr erstes Vermögen mit der Angst gemacht, die die Lebenden vor den lebenden Toten empfanden. Silberbeschichtete Munition war nur eine der Novitäten, die sich daraus ergaben. »Juliet, war die Kugel …?«
    Ich konnte ihre Antwort kaum verstehen. »Versilbert. Ja. Aber sie ging durch meine Lunge. Ich glaube … ich komme … damit …«
    Ihre Stimme versiegte, aber sie fiel nicht. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war nach innen gerichtet, und wo immer sie sich befand, ich wusste, dass sie für eine Weile von ihrer Umgebung nichts mitbekam. Draußen auf der Straße erklangen laute Befehle und das Heulen einer einzigen Sirene. Die Polizei würde nicht mehr lange damit warten, das Gebäude zu stürmen. Dafür flogen zu viele Körper aus den Fenstern.
    Ich schaute zu den Geiseln hinüber. Susan Book kam bereits auf mich zu, aber die anderen drängten sich noch immer vor der Wand zusammen. Einige Kinder weinten, und niemand wagte sich zu rühren. Ich wollte etwas sagen – wahrscheinlich etwas wie »Sie sind jetzt in Sicherheit«. Susans Hand schoss vor, und als ich sie reflexartig parierte, flog etwas Rotes aus ihren Fingern, prallte gegen meine Brust und landete vor meinen Füßen auf

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