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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Hände und Waffen erhoben, was nur bewies, dass sie gar nicht richtig hingeschaut hatten, als sie durch das Schaufenster hereinkam. Es war einiges nötig, um Juliet zu verletzen, und eine ganze Menge mehr, um sie stoppen. Zu hören war der Klang organischer Kollisionen von Fleisch und Knochen, abgehackter Stöhn- und Ächzlaute, dann das dumpfe Dröhnen zusammenbrechender Körper, als die Leute um sie herum wie gemähter Weizen umsanken.
    Das Ganze übte eine hypnotische Faszination aus, die es einem schwermachte, den Blick abzuwenden. Aber da der Druck von mir genommen war, dachte ich, dass es besser sei, meine Zeit produktiv zu nutzen. Indem ich der Szene schnell nachlassender Verstümmelung den Rücken zuwandte, rannte ich über die Galerie zu dem Abschnitt des Geländers, der zu einem improvisierten Galgen umfunktioniert worden war. Der Mann, den sie hatten aufhängen wollen, lag bäuchlings auf dem Boden, die Hände und Füße stramm gefesselt und mit einem zusätzlichen Strick fixiert, so dass die Beine nach hinten gebogen wurden und die Füße in die Luft ragten. Ich benutzte das Messer des
loup-garou
, um diese letzte Fessel zu durchtrennen, aber die Klinge war zu scharf, um sie so dicht an seinen Hand- und Fußgelenken einzusetzen. Ich rollte ihn auf den Rücken und zog den Knebel aus seinem Mund. Er war bleich und schwitzte, das Haar war verklebt, und seine Augen traten weit hervor. Die Tatsache, dass er eine Krawatte trug, kam mir ein wenig grotesk vor. Wer geht schon mit Schlips und Kragen zu einem Aufruhr?
    »Die Geiseln«, fragte ich. »Wo sind sie?«
    Er spuckte mir ins Gesicht. »Du bist ein verdammtes Stück Scheiße«, brüllte er. »Satan reißt dir die Kehle raus, du verkommener Mistkerl! Er rammt dir die Faust ins …«
    In diesem Stil wäre es sicherlich noch für einige Zeit weitergegangen. Daher stopfte ich ihm den Knebel wieder in den Mund und wischte den Speichel ab, während er mich wütend anstarrte und anknurrte. »Nicht bei unserem ersten Date, Kumpel«, murmelte ich.
    Geiseln, Geiseln. Wer hatte die Geiseln? Ich schaute mich auf der Suche nach einer Erleuchtung um. Der Bericht in den Fernsehnachrichten war auf der Straße vor dem Gebäude gedreht worden, und dabei hatte ich Susan Books Gesicht im zerschmetterten Fenster gesehen. Ich versuchte, mich zu orientieren, erinnerte mich, auf welchem Weg ich hereingekommen war und in welcher Richtung die Haupthalle unter mir verlief. Es schien, dass sich die Gebäudefront zu meiner Linken befand, wo fußhohe rote Großbuchstaben T . K. MAXX in die Welt strahlten.
    »Wohin jetzt?«, fragte Juliet und erschien leise und beängstigend dicht neben mir.
    Ich rappelte mich hoch und deutete in die Richtung. Sie überquerte lautlos die Galerie und betrat den Laden. Ich richtete einen letzten Blick auf den Schauplatz des soeben überstandenen Gefechts. Körper bedeckten den Boden, und keiner davon stand oder machte Anstalten sich zu erheben.
    Ich beeilte mich, sie einzuholen. »Hast du jemanden getötet?«, wollte ich wissen.
    »Nein. Eine Frau könnte an ihren Verletzungen sterben – einer ihrer Kameraden hat ihren Hals und ihre Schulter mit einem Messer aufgeschlitzt bei dem Versuch, an mich heranzukommen. Die anderen bleiben am Leben.«
    »Gott sei Dank«, sagte ich trocken. »Ich hatte gedacht, dass du ihre Libido anheizt und ihre Gehirne in Pudding verwandelst. Das gerade war ein wenig … direkter, als ich erwartet hatte.«
    »Ich hab’s versucht«, schnappte Juliet. »Sie hätten zu jeglicher Aggression unfähig sein müssen, als sie mich sahen. Sie hätten zu nichts anderem fähig sein dürfen als zu einem unfreiwilligen Orgasmus.«
    »Oh. Was ist schiefgelaufen?«
    »Vielleicht lasse ich nach.«
    Das war es nicht. Auch ohne sie anzusehen, spürte ich, wie ihre Sexualität mich wie eine warme, liebkosende Welle umspülte. Und ich wusste aus eigener erschreckender Erfahrung, wie stark die Unterströmung in solchen Gewässern sein kann. Aber ich denke, wir kannten beide die Antwort. Das dämonische Miasma umgab uns auf allen Seiten, und das tat es schon, seit wir diese Etage erreicht hatten. Die armen Schweine waren besessen.
    Da wir nicht über Taktiken diskutieren mussten, hielten wir ab diesem Punkt den Mund. Wir gingen durch das Kaufhaus, in dem es gespenstisch still war, abgesehen von den klagenden Echos der Polizeimegaphone draußen auf der Straße. Unsere eigenen Schritte wurden sehr wirkungsvoll von den Kleidern erstickt, die von ihren

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