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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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betont formellen Telefonstimme, die Kinder schon mal von Erwachsenen übernehmen, ohne genau zu wissen, was dahintersteckt.
    »Mein Name ist Castor«, sagte ich. »Kann ich Juliet sprechen? Ist sie da?«
    Am anderen Ende der Leitung war eine gemurmelte Unterhaltung zu hören. Dann: »Sie ist weggegangen«, sagte Emma. »Wenn Sie wollen, können Sie eine Nachricht hinterlassen.«
    »Danke. Die Nachricht lautet, dass sie mich anrufen soll.« Ich überlegte kurz. Nicht gut. Ich wäre auf dem Weg nach Westen. »Eigentlich«, sagte ich dann, »lautet die Nachricht, dass sie nicht in die Kirche gehen soll. Ich erkläre es ihr, wenn ich sie treffe.«
    »Ich gebe die Nachricht weiter«, sagte Emma mit ihrer Piepsstimme.
    Ich legte auf und wandte mich ein wenig verspätet zu dem kleinen Mann um, der mich immer noch schweigend beobachtete. »Ich weiß nicht, was Sie mit mir gemacht haben, aber es hat geholfen«, sagte ich. »Danke.«
    Er zuckte die Achseln – eine wirklich großmütige Geste, wenn man bedachte, dass ich ihn soeben ziemlich nachlässig behandelt hatte, nachdem er mich vermutlich im letzten Moment vor irgendetwas gerettet hatte. Ich musste gehen, aber ich musste auch Bescheid wissen. »Was war es denn?«, fragte ich. »Was habe ich mir eingefangen?«
    »
Clostridium tetani
, im Wesentlichen«, erwiderte er.
    »
Clostridium …

    »Sie hatten eine schwere Tetanusinfektion. Sie hätten sich regelmäßig impfen lassen sollen. Sagen Sie mal, hatten Sie in letzter Zeit mit Werwölfen zu tun?«
    Ich zögerte kurz, dann nickte ich. »Warum?«, wollte ich wissen.
    »Nun, ich dachte es mir schon.« Er kratzte sich am Kinn und musterte mich, als wolle er mich eingehender untersuchen und vielleicht einen Bericht über mich im
The Lancet
veröffentlichen. »Da war etwas, das ich früher schon mal gesehen hatte – und es war so auffällig, dass ich versucht habe, mich eingehender zu informieren. Die Wunde in Ihrer Schulter stammte von einer Art Krähenfuß oder einem Wurfstern. Wer immer diese Waffe benutzt hat, war ein
loup-garou
, und er hatte vorher die Schneideflächen abgeleckt und reichlich mit seinem Speichel benetzt. Sicherlich wissen Sie, dass die Bösen in Spionageromanen den Wagen oder die Schuhsohlen oder wer weiß was des Helden mit einer Wanze präparieren, damit sie ihn verfolgen können, oder? Nun, dies ist sozusagen die nichttechnische Version einer solchen Wanze. Ein
loup-garou
kann die Pheromone seines eigenen Speichels wittern. Und zwar meilenweit, wie eine Studie ergeben hat. Sie konnten Sie durch halb London verfolgen. Natürlich können sie einen auch mit Tollwut oder HIV infizieren. Alles in allem sind Sie wahrscheinlich noch glimpflich davongekommen.«
    Das erklärte vieles – und meine Gefühle waren offenbar in meinem Gesicht abzulesen, denn der kleine Mann versuchte hastig, mich zu beruhigen. »Oh, machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Ich habe Sie mit Vacomycin vollgepumpt. In Ihrem Körper hat nichts überlebt, das sich nicht dort aufhalten sollte. Und die Povidon-Jod-Wischtücher, die ich benutzt habe, dürften auch die letzte Spur Pheromon, die Sie noch an sich hatten, beseitigt haben. Sie brauchen nicht mehr ständig über die Schulter zu blicken. Allerdings sollten Sie irgendwann einen Bluttest durchführen lassen, um mögliche Infektionen auszuschließen, deren Entwicklung langsamer verläuft. Aber soweit ich feststellen kann, sind Sie okay.«
    Mehr Sorge bereitete mir der Schaden, der bereits angerichtet worden war. So hatten mich also die beiden
loup-garous
, Po und Zucker, auf der
Thames Collective
gefunden, und danach in der Church Street in Kensington. Und letztendlich auch auf der Straßenüberführung in Hammersmith. Diese Bastarde mussten mich zwei ganze Tage lang rund um die Uhr beschattet haben. Glücklicherweise war ich die meiste Zeit auf der Jagd nach irgendwelchen Phantomen im Kreis herumgerannt, so dass sie sich am Ende für ihre Mühe allenfalls ein leichtes Schwindelgefühl eingehandelt hatten.
    »Danke«, sagte ich abermals ziemlich lahm. »Das weiß ich zu schätzen.«
    Er winkte ab. »Ich habe nur einem Freund einen Gefallen getan«, sagte er.
    »Doc Forster?«
    »Aye, richtig. Wenn er gekonnt hätte, wäre er selbst gekommen. Aber er kann nicht ganz frei über seine Zeit verfügen.«
    Das Verhalten des Mannes veränderte sich – er zögerte und wurde vorsichtig. »Dieses kleine Mädchen – kann ich irgendwie helfen? Ich meine – als Arzt?«
    Die Frage traf mich

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