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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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während der Zeremonie nicht an sich halten kann und so weiter und so weiter, wie in einer Betriebsanleitung, die von einem Scheißholländer vom Japanischen ins Lateinische übersetzt wurde, wobei offenbar der gesamte Sinn – sozusagen das Fleisch – bei der Übersetzung flöten ging.
    So lautete Fankes Heilsbotschaft, die er im Internet verbreitete, weil der Berg Ararat verdammt weit weg war: Um einen Dämon zu rufen, braucht man ein Opferwesen, das bereits bei seiner Geburt den Mächten der Finsternis geweiht werden müsse. Eigentlich schon vor seiner Geburt. Es – sie muss bereits durch die Art der Zeugung mit der Hölle verbunden sein. Spirituell und physisch – vorbereitet – geschaffen …« Er suchte nach dem richtigen Wort.
    »Abbie.«
    »Wie kommst du verdammt noch mal darauf?« Peaces Stimme steigerte sich zu einem wütenden Fauchen, ging jedoch dann in ein Husten über, und er krümmte sich und versuchte die Krämpfe in seinem Hals zu überstehen, ohne sein Zwerchfell zu belasten. »Ja, Abbie«, sagte er, als er wieder reden konnte und starrte mich mit dem Ausdruck eines gegen niemanden speziell gerichteten Hasses an. »Diese Schweine haben sie in diese Welt geholt, um sie zu töten – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit der richtigen verdammten Waffe, nachdem Fanke und seine Genossen sie vorher gesegnet und mit Weihwasser und Pferdepisse geweiht hätten.« Er hustete abermals, und diesmal musste er eine Hand auf den Mund pressen, um zurückzuhalten, was immer in seiner Kehle hochstieg.
    »Okay«, sagte ich sanft – obgleich die Wut, die aus ihm heraussickerte wie Teer aus Raucherschweiß, förmlich auf meiner Haut brannte. »Und da ist noch eine andere Lücke, die ich selbst füllen kann. Sie haben den Prozess verloren.« Er nickte, das Gesicht immer noch zur Hälfte von seiner Hand bedeckt. »Und Sie haben eine ganze Masse Geld verloren, weil Fanke eine Gegenklage angestrengt hat.«
    »Nur damit ich meine Klage zurückzog«, keuchte Peace und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Ein Speichelfaden hing von seinem Kinn herab, jedoch bemerkte er ihn nicht. Seine Worte waren kaum mehr zu verstehen. »Er forderte mich auf zu verschwinden. Insgeheim boten mir seine Anwälte einhunderttausend Dollar an, wenn ich bereit wäre, eine Erklärung zu unterzeichnen, dass ich auf jeden weiteren Versuch verzichtete, als Abbies Vater anerkannt zu werden. Ich dachte auch ernsthaft daran, diese Abmachung zu unterschreiben, das Geld zu kassieren und einen Teil davon dafür auszugeben, dass er aus dem Weg geräumt wurde. Aber an Multimillionäre war nur schwer heranzukommen. Und als ich mir die ganze Sache durch den Kopf gehen ließ, erkannte ich, dass ich einen großen Vorteil hatte, den sie mir ohne eine weitere, langwierige Auseinandersetzung nicht wegnehmen konnten.
    Nämlich das Besuchsrecht, Castor. Ich durfte sie besuchen.
    Meine Gefühle hatten sich mittlerweile verändert. Ich wollte Zeit mit Abbie verbringen. Ich wollte einiges bei ihr gutmachen, denn es war meine Schuld, dass sie sich in einer derart schlimmen Lage befand. Ich hatte die Saat gesät und war wie der verdammte Lone Ranger in den Sonnenuntergang geritten. Es war falsch gewesen. Und auch wenn es zu spät war, um etwas gutzumachen, musste ich es zumindest versuchen. Ich musste versuchen, alles soweit es ging wieder in Ordnung zu bringen.
    Fast zwei Jahre blieb ich in New York und sah sie jedes zweite Wochenende dank der Entscheidung der vorsitzenden Richterin Harmony Gilpin im zweiten Bezirk des amerikanischen Berufungsgerichts. Sie konnten mich nicht aufhalten oder zum Schweigen bringen. Sie richteten mich finanziell zugrunde, nicht dass das verdammt hart war, zerrten mich mindestens zweimal jeden Monat wegen irgendwelcher Vergehen vor Gericht, schickten mir die Cops wegen irgendeiner lächerlichen Beschwerde auf den Hals und ließen sie meine Wohnung aufbrechen und verwüsten. Aber sie konnten mich nicht aufhalten.
    Ich lernte Abbie immer besser kennen, und ich … ach, sie war ein gutes Kind. Ein wirklich gutes Kind. Sie war bisher aufgewachsen wie ein Tier in einem Käfig. Hatte nie eine Schule besucht. Sie sollte eigentlich Privatlehrer haben, aber dazu war es außer auf dem Papier nie gekommen. Es gab zahlreiche Grundschullehrer in der Satanistenkirche, und sie unterschrieben bereitwillig alles, was ihnen von Fanke vorgelegt wurde. ›Ja, ich bin dreimal in der Woche bei dem Mädchen und unterrichte es in Geschichte,

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