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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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weil Sie mir nicht zu meinen mir zustehenden Rechten verholfen haben.«
    Der Cop wühlte in seiner Hosentasche und holte eine Handvoll Silbermünzen hervor, die er auf den Fußboden warf. »Bedienen Sie sich«, sagte er und ging hinaus. Der Schlüssel drehte sich im Schloss.
    In einem Drahtkorb unter dem Telefon lag ein Branchentelefonbuch. Ich schaute unter »Römisch-katholische Kirchen« nach, fand dort nichts, wurde jedoch unter »Religiöse Organisationen« fündig. Es gab dort einige Adressen, die vielversprechend aussahen. Ich entschied mich schließlich für ein Seminar in Vauxhall. Ich wählte die Nummer, und die Stimme eines Mannes meldete sich. »Pater Braithewaite«, mit leicht affektiertem Tonfall.
    »Guten Abend, Pater«, sagte ich. »Könnten Sie mir vielleicht behilflich sein? Ich brauche die Telefonnummer einer Bibelforschungsorganisation, die, soweit ich mich erinnere, in Woolwich residiert. Sagt Ihnen das irgendetwas?«
    »In der Tat«, sagte Father Braithewaite sofort. »Das müsste die Douglas Ignatieff Stiftung sein. Die Telefonnummer kann ich Ihnen sicherlich nennen – in meinem Bücherregal stehen mehrere Publikationen der Stiftung. Warten Sie einen Moment.«
    Ein Klappern erklang, als der Telefonhörer abgelegt wurde, gefolgt von Rascheln, Scharren, Poltern, das verdammt lange andauerte. Schließlich, als ich schon auflegen wollte, um mein Glück woanders zu versuchen, meldete sich der Geistliche wieder.
    »Hier habe ich sie«, sagte er und gab mir eine Nummer durch. Da ich nichts zum Schreiben zur Verfügung hatte, bat ich ihn, die Nummer zu wiederholen, damit ich sie mir einprägen konnte.
    Nachdem ich mich bei Pater Braithewaite bedankt hatte, unterbrach ich die Verbindung und wählte die neue Nummer. Es war die richtige Verbindung, aber alles, was ich zu hören bekam, war eine Tonbandansage und die Aufforderung, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen.
    Nun, wer A sagt … »Hier ist Castor«, sagte ich, »und meine Nachricht ist für Father Gwillam von den Anathemata Curialis bestimmt. Er möchte bitte diese Nummer anrufen. So bald wie irgend möglich, denn die Uhr tickt. Falls er immer noch nach Dennis Peace suchen sollte, bestellen Sie ihm, dass die Spur erkaltet ist. Und zwar im wörtlichen Sinne. Der einzige Weg, an Abbie Torrington heranzukommen, führt jetzt über mich.«
    Ich legte auf und war gespannt, wie lange ich wohl warten müsste, wobei ich hoffte, dass niemand käme und mir das Telefon wegnahm, ehe mein Anruf erwidert wurde. Und dass dies nicht eines jener raffinierten Münztelefone war, mit denen kein Anruf entgegengenommen werden konnte.
    Meine Befürchtung war unbegründet. Nach etwa fünfzehn Minuten klingelte das Telefon, und ich nahm den Hörer nach dem ersten Klingeln von der Gabel. Wenn die Polizisten vor der Tür das Geräusch gehört haben sollten, so reagierten sie nicht.
    »Hallo?«, meldete ich mich.
    »Mister Castor?«
    Ich erinnerte mich an die nüchterne Stimme. Vergessen hatte ich jedoch ihre geradezu unmenschliche, puritanische Gelassenheit.
    »Ja.«
    »Hier ist Gwillam. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich erklärte es ihm, und er lachte ohne einen Anflug von Humor. Es hörte sich an wie das Lachen einer Leiche.
    »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«, fragte er, wobei die Ironie der Frage es nicht bis in die gnadenlos gleichförmige Stimme schaffte. »Sollen wir vielleicht für irgendeinen Ihrer verstorbenen Angehörigen ein gutes Wort einlegen? Oder sollen wir Ihnen von unterwegs eine Pizza …«
    »Über die Einzelheiten reden wir später, Gwillam«, unterbrach ich ihn, da ich wenig Lust auf Smalltalk hatte. »Tun Sie einstweilen, um was ich Sie bitte, und lassen Sie die Hunde los.«
    Ich legte so heftig auf, dass der Hörer einen Sprung bekam.

19
    Ich kann nicht gut warten. Das konnte ich noch nie. Ich habe Leute kennengelernt, die können sofort in den Zen-Modus umschalten, wenn nichts im Gange ist, und sich mental in den Winterschlaf versetzen, bis der Toast aus dem Schlitz hüpft. Ich neige dazu, nach einer Weile Wände zu traktieren – oder, wenn keine Wände in der Nähe sind, andere Leute.
    Basquiat hatte mir meine Uhr gelassen, was entweder ein seltenes Zeichen von Menschlichkeit oder die raffinierteste, hinterhältigste Art von Folter war. Ich schaute während der nächsten Stunden so oft nach der Zeit, dass das Uhrglas vom ständigen Daraufstarren löchrig geworden sein musste.
    Der Tag schleppte sich dahin wie ein Gletscher,

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