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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Ausdruck auf sein Gesicht gezaubert, doch er war davon weder überrascht noch eingeschüchtert. »Ihm geht es gut«, sagte er. »Rafael ist wirklich okay. Besser als je zuvor. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, ich kann verdammt noch mal kaum glauben, dass er derselbe Mensch ist.«
    »Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, das ist er nicht. Paul, ich muss irgendwie zu ihm.«
    Er lachte leise und schüttelte den Kopf. Dabei grinste er wie über einen guten Witz. »Nichts zu machen, Mann«, sagte er. »Ihr Gesicht war im Fernsehen – jeder im Haus spricht darüber. Diejenigen, die der Meinung waren, dass Sie schon immer einen verschlagenen Blick hatten, gewinnen gerade.«
    »Sie brauchen mein Gesicht nicht zu sehen.« Ich hielt den Sturzhelm hoch. »Lassen Sie mich nur rein, Paul. Es ist wichtig. Und nachher können Sie erzählen, ich hätte Sie mit der Pistole bedroht.«
    »Tun Sie das, Castor?«
    »Tue ich was?«
    Paul sah mir in die Augen, völlig ruhig und kühl. »Mich mit der Pistole bedrohen?«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Verdammt, nein. Ich habe niemanden getötet, Paul, und ich habe nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen. Aber ich muss mit Rafi reden, und ich dachte, Sie könnten mir dabei behilflich sein. Wenn Sie das nicht wollen, dann kann ich Sie wohl nur darum bitten, mit dem Alarmschlagen eine Weile zu warten.«
    Er ließ den letzten Zentimeter seiner Zigarette auf den Asphalt fallen und trat die Glut aus. »Das wird Doktor Webb ganz schön wütend machen«, stellte er fest. »Das lässt ihn verdammt dumm aussehen.«
    »Ja«, sagte ich. »Vermutlich.« Ich berechnete im Geiste Entfernungen und Risiken. Wenn ich einfach von der Straße hereinkäme und in Richtung Anbau ginge, wo sich Rafis Zelle befand, ohne mich am Empfang anzumelden, würde die diensthabende Schwester Alarm schlagen. Ich käme bis zu Rafi, aber käme ich ohne Schlüssel auch in seine Zelle? Und käme ich nachher wieder raus?
    »Das«, sagte Paul nachdenklich, »würde ihm sicherlich den Tag verderben. Ein gesuchter Mann kommt von der Straße rein, umgeht sämtliche Sicherheitssperren und wandert unbehelligt wieder raus. Das ist etwas, das sich dem Verwaltungsrat kaum plausibel erklären lässt.«
    Er straffte sich wie ein Mann, der nach einer wohlverdienten Pause wieder ins Getümmel zurückkehren will.
    »Also tun wir’s.«
    Paul ging voraus, mit den Armen locker pendelnd und einen leicht gelangweilten, gleichgültigen Ausdruck im Gesicht. Ich folgte ihm, den Helm auf dem Kopf und das Visier geschlossen, in der Hand eine der Filmdosen, denn sie war das einzige Requisit, das ich zur Hand hatte.
    Die Schwester am Empfang schaute hoch und erkannte Paul. Dann, als sie gerade im Begriff war, sich wieder der Lektüre ihres Romans zu widmen, bemerkte sie die andere, fremde Gestalt hinter ihm. Sie starrte erst mich an und dann mit erwachendem Interesse auf das, was ich in der Hand hielt.
    »Wo ist Doktor Webb, Lizzie?«, wollte Paul von ihr wissen. »Dieser Knabe –«, er deutete mit einem Daumen über seine Schulter, »– braucht eine Unterschrift, und zwar die vom großen Boss persönlich.«
    »Ich glaube, er ist in seinem Büro«, sagte die Schwester und schaute wieder zu Paul. »Soll ich ihn anfunken?«
    »Nee, ich bring’ ihn hin. Aber Sie müssen sich zuerst eintragen«, sagte er streng zu mir. »Dies ist ein absolut dämlicher Zeitpunkt für eine Lieferung. Kommen Sie schon, beeilen Sie sich. Es gibt Leute, die müssen arbeiten.«
    Die Schwester reichte mir einen Kugelschreiber, und ich trug mich im Besucherbuch als Frederick Cheney LaRue ein, ein Name, der mir im Gedächtnis haften geblieben war, seitdem ich das Buch über den Watergate-Skandal von Woodward und Bernstein gelesen hatte.
    »Hier entlang«, sagte Paul und spazierte den Flur hinunter. Ich winkte der Schwester zu, wobei der Helm diese Geste eher militärisch als zivil ausfallen ließ, und ich folgte ihm. Ich wollte mich umdrehen, zwang mich jedoch weiterzugehen. Ich hoffte zu meinen Gunsten, dass das Kapitel in dem Buch, das Lizzie gerade las, interessanter war als ein seltsamer Fremder, der aus der Nacht hereinkam, um ihrem Boss eine Filmrolle zu bringen.
    Webbs Büro lag rechts, wenn man den Anbau erreichte. Wir gingen nach links in Richtung der Sicherheitszellen. Paul öffnete das kleine Sichtfenster, um sich zu vergewissern, wo Rafi sich befand – eine aus langer Gewohnheit geborene Sicherheitsmaßnahme –, und schloss dann die Tür auf. Ich trat ein,

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