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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Körpergröße die Vermutung nahe, dass es Männer waren – gingen zur Tür der Sakristei. Der dritte baute sich am Friedhofstor auf, entweder als Wache oder um irgendeine zeremoniellere Funktion auszuüben.
    Die Männer hatten Brechstangen mitgebracht, aber sie brauchten sie nicht, da die Tür zur Sakristei nach Juliets Attacke am vorangegangenen Tag immer noch an nur einer Angel hing. Sie drückten sie vollends auf und gingen hindurch.
    Mittlerweile kamen weitere Leute durch das Tor vorbei an dem Mann, der Wache hielt. Einige von ihnen trugen Sporttaschen und Schultertaschen. Einer hatte sich einen langen Kasten auf den Rücken geschnallt, der aussah, als enthielte er eine Angelrute. Allem Anschein nach war es ein völlig reguläres Jäger- und Anglertreffen.
    Ich zählte etwa zwei Dutzend von ihnen, während sie innerhalb der nächsten zehn Minuten zu zweit oder zu dritt herein schneiten. Sie mussten ihre Ankunft entsprechend aufeinander abgestimmt haben, damit jemand, der zufällig auf der Straße vorbeikam, nicht sofort auf sie aufmerksam wurde. Genauso hatten sie es wahrscheinlich eine Woche zuvor bei ihrem Treffen im Versammlungshaus der Quäker inszeniert. Diskretion war die Parole des modernen Geisterbeschwörers. Man durfte auf keinen Fall die Nachbarn stören, sonst wurde man nie mehr eingeladen. Ich fragte mich flüchtig, welche Art von Leuten es für eine tolle Idee hielt, ihre Wochenenden mit dem Ermorden von Kindern zu verbringen, um die Herrschaft der Hölle auf Erden heraufzubeschwören, aber ich gab ziemlich schnell auf. Je weniger ich über sie wusste, desto lieber war es mir.
    Fanke selbst war, als er eintraf, unverwechselbar. Es war nicht so, dass er eine auffällige Statur hatte. Es war die hündische Ergebenheit der Männer, die an seiner Seite gingen oder eher ein paar Schritte hinter ihm auf beiden Seiten, und die Art, wie der Wächter am Tor sich tief verbeugte, als sie ihn passierten. Er ließ sich nicht dazu herab, diesen Akt der Selbstkasteiung durch eine Reaktion zu würdigen. Er marschierte einfach weiter, wobei ihn seine Arroganz umgab wie ein weithin sichtbarer Glorienschein. Ich streichelte wieder die Pistole. Wenn ich mir hätte sicher sein können, dass Fankes Tod das Ritual verhindert hätte, und wenn ich mehr auf meine Zielgenauigkeit hätte vertrauen können, hätte ich jede Kugel im Magazin auf ihn abgefeuert. Aber es wäre zu deprimierend gewesen, wenn ich es versucht und ihn verfehlt hätte und danach hätte hilflos zuschauen müssen, wie diese Bastarde ihr teuflisches Werk fortsetzten. Nein, die Pistole war in meiner Hand als Abschreckungsmittel weitaus wirksamer. Solange ich sie nicht benutzte, würde niemand bemerken, was für ein lausiger Schütze ich war.
    Als die letzten Nachzügler hereingekommen waren, zog der Wächter das Tor zu und band es mit einem Strick oder vielleicht auch einem Draht fest – von meinem Standort aus konnte ich es nicht genau erkennen. Ich hoffte und erwartete, dass er sich zu seinen Freunden vor dem Altar gesellte, aber das tat er nicht. Er lehnte sich an die Mauer und blickte durch den Spalt, wo sich eine Torangel gelockert hatte, hinaus auf die Straße. Als ich zur Sakristei schaute, glaubte ich in den tiefen Schatten an der Tür eine Bewegung wahrzunehmen. Dann flammte die Beleuchtung im Kirchenschiff auf, und der Mann, der an der Tür stand, war deutlich zu erkennen.
    Zwei Wächter. Keine Sichtverbindung zwischen ihnen, aber ich konnte mich keinem der beiden nähern, ohne dem anderen gleichzeitig meine Position zu verraten. Ich wollte wirklich nicht, dass Fanke von meiner Anwesenheit erfuhr, ehe ich bereit war, ihm gegenüberzutreten. Daher musste ich diese beiden Kerle ausschalten, leise, ohne in der Kirche einen Alarm auszulösen – und es musste schnell geschehen, ehe das Ritual zu weit fortgeschritten war, um gestoppt zu werden.
    Ich dachte über verschiedene Varianten des Steinewerfens und verschiedene Ablenkungsmanöver nach, ehe ich schließlich bemerkte, dass es einen Weg auf das Dach der Sakristei gab. Von dort, wo ich mich befand, konnte ich weit nach rechts schleichen, mich auf die hintere Friedhofsmauer schwingen und von dort das abfallende Schieferdach erreichen. Sofern es mein Gewicht trug, konnte ich mich dem Mann an der Tür nähern, ohne dass der Torwächter mich kommen sah.
    Okay, das war der Plan – falls man es so nennen konnte, ohne gegen die Warenbezeichnungsvorschriften zu verstoßen. Ehe ich ihn jedoch in die Tat

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