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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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London begangen werden, Castor?«
    »Nein, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass wir hinter New York liegen, uns aber alle Mühe geben aufzuholen.«
    Aus dem Nichts erschien plötzlich ein überheblicher Ausdruck in seinem Gesicht. Ich erkannte ihn sofort. So sah er immer aus, wenn er im Begriff war, obskures Wissen aus undurchsichtigen Quellen kundzutun. »Rund einhundertfünfzig. Im schlimmsten Jahr waren es einhundertdreiundneunzig. Im vergangenen Jahr gab es eine kleine Spitze, aber im Allgemeinen liegt die Rate bei stabilen zwei Komma vier Prozent pro Jahr und pro einhunderttausend Einwohner. Also alle zwei Tage einen oder etwas mehr. Weißt du, wie viele es gestern waren?«
    »Auch diesmal, nein.«
    »Sieben. Plus zwei, über die man sich streiten kann, und sechs klassische Versuche. Und dabei sind die Vergewaltigungen, die Misshandlungen, die gewalttätigen Angriffe nicht mitgezählt. Scheiße für die ganze Familie in einem Dutzend Geschmacksrichtungen. Ich sage dir, Castor, wir stehen ganz schön weit rechts von der Glockenkurve.« Er blickte durch den Raum und deutete mit einem Kopfnicken auf das Computerterminal. »Sieh selbst.«
    Ich schickte ihm einen misstrauischen Blick, aber wenigstens war er nicht mehr bewaffnet. Und wir bewegten uns wieder auf bekanntem Terrain – wilde Verschwörungstheorien und zurechtgebogene Statistiken. Ich ging zum Computer und warf einen Blick auf die beiden Monitore, die er einander gegenüber in einer Ecke des Raums aufgestellt hatte. Eine Anzahl Dateien waren auf dem Desktop geöffnet, und die meisten enthielten Meldungen von Internet-Nachrichtendiensten.
    MANN IN UXBRIDGE MIT EIGENER
KRAWATTE ERDROSSELT
    FRAU IM REGENT ’S CANAL WURDE
ERMORDET , MELDET POLIZEI
    EHEPAAR ERMORDET , ES WAR EINE
HINRICHTUNG
    SCHIESSEREI IN U- BAHN-STATION TESCO
    Anscheinend war es ein schlechter Tag gewesen – vor allem wenn man bedachte, dass Sonntag war und die meisten Leute entweder ihren Wochenendrausch ausschliefen oder ihre Autos wuschen. Ich nahm die Maus zur Hand und verkleinerte einige Fenster. Dahinter erschienen weitere Meldungen, aufeinandergestapelt in einer endlosen Folge von Grässlichkeiten.
    »Verstehst du jetzt?«, fragte Nicky. »Wenn man vernünftig ist, trifft man seine Vorsichtsmaßnahmen.«
    »Und das schließt dich mit ein?«, konterte ich. »Na und, glaubst du etwa, dass London gestern seinen kollektiven Verstand verloren hat?«
    »Nun, zumindest hat die Stadt einen Blick in den Abgrund geworfen. Und der Abgrund blickt zurück, wenn du weißt, was ich meine.«
    »In Ordnung. Du hast dir also eine Pistole besorgt. Aber woher weißt du, dass du ein Teil der Lösung und nicht ein Teil des Problems bist, Nicky?«
    Er runzelte die Stirn und starrte mich an. »Wie bitte?«
    »Es gibt eine Welle von Morden und Gewalt. Du bekommst es mit der Angst zu tun, entschließt dich, dafür zu sorgen, dass du nicht davon überrollt wirst, und schon fuchtelst du mit einer Pistole deinen besten Freunden vor der Nase herum. So etwas nennt man Eigenbeschuss, du Schwachkopf.«
    »Eigen…?« Er dachte darüber nach und sah dabei aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen und festgestellt, dass er noch immer einige intakte Geschmacksknospen besaß. Er wurde wieder mürrisch und wehrte sich. »Hey, mach mich bloß nicht konfus, Castor – das ist nicht lustig. Egal, was verdammt noch mal hier passiert ist, diese Morde haben sich auf einen Ort konzentriert, okay? Also haben wir es mit irgendeinem chemischen oder bakteriologischen Kampfstoff oder etwas Ähnlichem zu tun – mit etwas, das der Luft oder dem Wasser zugesetzt wurde. Ich trinke kein Wasser. Und ich brauche keinen Sauerstoff. Ich kann mich also demnach unmöglich infiziert haben.«
    Ich nickte hauptsächlich deshalb zustimmend, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Nicky, sieben Morde in einer Nacht sind etwas für die Rekord-Listen – aber nur bis irgendein besonders fleißiger Zeitgenosse die Zahl auf acht erhöht. Es ist so wie mit jedem Sommer, der zum heißesten aller Zeiten erklärt wird.«
    »Das liegt doch nur an der globalen Erwärmung.«
    »Richtig. Und dies hier ist eine Folge der globalen Tollwut. So ist das nun mal mit Rekorden, Nicky. Sie steigern sich, weil sie nicht kleiner werden können. Aber vergessen wir diesen Blödsinn mal für eine Weile, du musst mir einen Gefallen tun.«
    Er wurde nicht lockerer. Meine Bemerkung über den »Teil des Problems« hatte ihn offensichtlich in seinem Stolz getroffen. »Ich bin

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