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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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hatte, ging es einem gegen den Strich, eine direkte Frage beantworten zu müssen. Es war fast genauso, als verschenkte man einen Vorteil. Dazu konnte er sich nicht durchringen. »Denk mal nach«, empfahl er mir. »Wer hat dich in letzter Zeit um einen Gefallen gebeten?«
    Ja, wer? Juliet. Die Torringtons. Die Londoner Polizei. Wenn dies das überreiche Angebot war, aus dem ich schöpfen sollte, dann konnte ich ganz gut darauf verzichten. Aber ich hätte wirklich gerne gewusst, wem ich diese spezielle Form von Aufmerksamkeit zu verdanken hatte, daher beschloss ich, das Thema noch ein wenig zu vertiefen.
    »Ich bin mächtig gefragt«, sagte ich. Po hatte unbewusst den Griff ein wenig gelockert, so dass ich wieder ein wenig mehr Luft bekam. »Sie müssen mir einen Hinweis geben. Sie arbeiten doch nicht für einen Drogendealer, oder? Für einen Typen namens Pauley? Nein? Weil mein Bekannter im Dezernat für Schwerverbrechen meint, dass ich bei sogenannten ›Einschüchterern‹, wie er sie bezeichnet, auf der Liste stehen könnte. Sind Sie solche Einschüchterer, oder gehören Sie eher zur Gruppe der Weichmacher, die zum Einsatz kommen, ehe die Einschüchterer aktiv werden? So wie damals bei Johannes dem Täufer, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie starrten mich verwirrt an. Doch dann gaben sie den Versuch auf, mich zu verstehen, und kamen wieder zur Sache. Die Messerschneide berührte meine Wange auf eine Art und Weise, die unangenehm bedrohlich war. Währenddessen drehte ich jedoch in der Hand das Objekt, das ich ergriffen hatte, als sie mich auf die Füße hievten, hin und her. Metallisch, das war sicher. Rund wie ein Zylinder, aber an einem Ende ausgehöhlt und am anderen geschlossen und spitz zulaufend. Der Kelch. Ich hatte den Kelch aufgehoben, den ich für die seltenen Gelegenheiten mit mir herumschleppte, wenn ich mich dazu verleiten ließ, es mit schwarzer Magie zu versuchen.
    »Wir brauchen Informationen«, sagte Zucker. »Und du musst uns davon überzeugen, dass wir dir nicht alle möglichen Teile abschneiden sollten. Also hör gut zu, okay? Wir wissen, wie weit sie gekommen sind, und wir wissen, weshalb sie gestoppt haben. Jemand hat den Kreis nicht geschlossen, nicht wahr? Ein kleiner Vogel ist aus dem Nest geflüchtet, oder? Aber wenn es auch nur eine teilweise Unterbrechung gab, könnten wir gegenseitig knietief in unseren Eingeweiden herumwaten, ehe der verdammte Tag vorbei ist. Haben sie dir Immunität versprochen? Du bist doch nicht so blöde, um auf einen solchen Quatsch hereinzufallen, oder etwa doch?«
    All das ergab für mich in etwa genauso viel Sinn wie die Qumran-Schriften.
    »Vielleicht bin ich viel naiver, als Sie annehmen«, sagte ich. Es klang hinreichend unverbindlich.
    An diesem Punkt beteiligte Po sich wieder an dem Gespräch. »Lass mich eins seiner Ohren abreißen und fressen«, bat er.
    Zucker ignorierte den Vorschlag. »Du glaubst sicher, aus dieser Situation irgendeinen Vorteil herausholen zu können«, sagte er. »Typen wie du tun das immer. Ich kann dir eins versichern, Castor, hier gibt es für niemanden einen Vorteil. Nur den Tod, und danach all die Dinge, die noch schlimmer sind als der Tod.«
    »Sie wollen mich töten und erst
danach
vergewaltigen?«
    Po hielt seine freie Hand über meinen Kopf und ballte sie zur Faust, aber Zucker schüttelte den Kopf nur einmal, und Po hielt abrupt inne.
    »Sie schließen den Kreis«, knurrte er und brachte sein Gesicht dicht vor meines, »und fangen ganz von vorne an. Dann wird es schlimm. Sehr schlimm, und das sehr schnell. Und sie werden dich nicht mehr brauchen. Glaubst du, dass sämtliche Versicherungen, die sie dir gegeben haben, danach immer noch Geltung haben? Glaubst du, sie behalten dich als Schoßtier?«
    Zucker streckte eine Hand aus und drückte mit dem Zeigefinger gegen meine Schläfe. Sein Fingernagel war so scharf und spitz wie eine Klaue, aber er verletzte nicht die Haut. Da Po immer noch meine Kehle umklammerte, konnte ich nicht zurückweichen, als der Fingernagel über mein Gesicht glitt, bis er auf der linken Wange, einen Millimeter von meinem Auge entfernt, zu Ruhe kam.
    »Wenn du für uns arbeitest«, sagte er mit einer totalen Ruhe, die weitaus Furcht einflößender war als Pos leicht durchgeknallte Wut, »dann hätte es einen gewissen Sinn, dich am Leben zu lassen. Wenn du nicht willst, vergeuden wir unsere Zeit.«
    Ich setzte eine nachdenkliche Miene auf. Und ich dachte tatsächlich intensiv nach. Und zwar dachte

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