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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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makabre und grässliche Art beeindruckend war. Es war ein breiter und etwa acht Zentimeter langer Schnitt auf meiner Schulter, genau in der Mitte zwischen Arm und Hals. Kleine Fleischfetzen hingen von den Wundrändern herab, als ob eine gezahnte Klinge oder ein Gegenstand mit zahlreichen separaten scharfen Spitzen und Kanten benutzt worden sei. Ein Wurfstern vielleicht, obgleich mir diese
loup-garous
nicht gerade wie Ninja-Kämpfer vorgekommen waren. Als solche hätten sie weitaus unauffälliger auftreten müssen, um nur den offensichtlichsten Unterschied zu nennen.
    Insgesamt sah es jedoch nicht allzu schlimm aus. Die Tatsache, dass die Wundränder nicht glatt, sondern leicht gezackt waren, hätte zur Folge, dass sie viel schneller zusammenwuchsen, und Pen hatte beim Säubern der Wunde wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Das Einzige was jetzt fehlte, war ein Verband, und schon wäre die Heimmannschaft wieder im Spiel.
    Pen war nicht davon überzeugt. »Du solltest dich mal von Dylan untersuchen lassen«, sagte sie. »Wenn die Wunde zu eitern beginnt, Fix, sieht es ganz übel aus.«
    »Das ist ja nicht gerade das, was man einer Versicherung in Rechnung stellen kann«, sagte ich mit kaum verhohlenem Spott. Dann, indem ich mich an meine gute Kinderstube erinnerte: »Danke, dass du mich zusammengeflickt hast. Aber wir wollen Dylan lieber nicht in diese Geschichte hineinziehen. Er könnte falsche Schlüsse über die Kreise ziehen, in denen du dich bewegst.«
    »Wurdest du damit verletzt?«, fragte Pen und hielt das Messer hoch. Ich hatte es vorher so weit wie möglich außer Reichweite neben die Badewanne gelegt. Ich konnte es nicht mitansehen, wie sie es in der Hand hielt. Die Schneide war einfach zu scharf, und Pen gestikulierte viel zu heftig herum, wenn sie erregt war. Ich nahm es ihr schnell, aber behutsam weg.
    »Nein«, antwortete ich. »Dann wäre es ein glatter Schnitt gewesen. Ein absolut sauberer Schnitt. Hast du dir mal die Schneide angesehen?« Ich drehte das Messer, so dass sie die Schneide in all ihrer beängstigenden Schönheit bewundern konnte. Daher schaute ich jetzt auf die flache Seite der Klinge und entdeckte darauf ein Blumenmuster. Paarweise in den Stahl geätzte Blumenblätter erstreckten sich vom Heft fast bis zur Spitze.
    Pen bedachte das Messer mit einem hässlichen Blick, als ich es wieder beiseitelegte, diesmal auf den Waschbeckenrand. Dann hatte ich eine bessere Idee. Ich fand den Pappzylinder einer verbrauchten Rolle Toilettenpapier, der aussah, als hätte er den richtigen Durchmesser, und schob das Messer hinein. Die breite Angel dehnte den Zylinder, so dass die Klinge fixiert wurde. So verringerte sich die Wahrscheinlichkeit beträchtlich, dass ich durch einen falschen Griff einen Finger verlor.
    »Ich hasse es, wenn sowas passiert«, murmelte Pen und warf einige mit Blut getränkte Wattebäusche in den Abfalleimer. »Warum nimmst du immer Aufträge an, bei deren Ausführung du verprügelt oder angestochen oder von Dächern gestürzt und was sonst noch alles wirst? Gibt es nicht genug andere?«
    »Was für andere?«
    »Du weißt genau, was ich meine. ›Vertreiben Sie den bösen schwarzen Mann aus meinem Kleiderschrank. Holen Sie Großmutter zurück, damit sie uns verraten kann, wo sie das Mietbuch versteckt hat. Machen Sie meinem Sydney klar, dass ich wieder geheiratet habe und in meinem Bett für ihn kein Platz mehr ist.‹«
    Sie wandte mir den Rücken zu, um sich die Hände zu waschen. Es wirkte nervtötend symbolisch.
    »Ich kann nicht immer erkennen, wie der jeweilige Auftrag sich entwickelt«, verteidigte ich mich. »Ich kann nicht behaupten, dass mir das alles besonders viel Spaß macht.«
    »Nein«, meinte sie einlenkend. »Das glaube ich auch nicht.«
    »Wie geht es Rafi?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Er schläft noch.« Sie wandte sich wieder zu mir um, die nassen Arme verschränkt und die Miene sorgenvoll. »Das ist mein Ernst, Fix. Du solltest schnellstens aus dieser Sache aussteigen, solange du dazu noch die Möglichkeit hast.«
    Das war beunruhigend. Wenn ich Rafi erwähnte, lenkte das gewöhnlich von unserem jeweiligen Gesprächsthema lange genug ab, so dass ich verschwinden konnte. Offensichtlich kannten wir einander mittlerweile zu gut.
    »Das Problem ist, Pen, dass ich zurzeit an verschiedenen Dingen arbeite. Ich kann mich nicht so einfach aus allem zurückziehen.« Das war wenigstens mal die reine Wahrheit. Ich hatte wirklich keine Ahnung, von

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