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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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an, um den Tisch herum und an mir vorbei zur Bar zu gehen. Da ich um einiges hartnäckiger als vernünftig war, sprang ich auf und stellte mich ihr in den Weg. Sie war wirklich nicht groß. Ihr Kopf befand sich gerade mal in Höhe meiner vierten Rippe.
    Sie blieb stehen. Stille setzte ein, die von ihr ausging und sich dann bis zur Bar hin ausbreitete. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass wir soeben in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt waren.
    »Freundchen«, sagte sie im gleichen eisigen Tonfall, »das willst du wirklich nicht ernsthaft versuchen.«
    »Vielleicht nicht«, räumte ich ein. »Ich möchte eigentlich Dennis Peace sprechen. Vielleicht könnten Sie ihm bestellen, dass ich ihn suche. Felix Castor. Er kann sich meine Telefonnummer bei Bourbon Bryant holen oder mir hier eine Nachricht hinterlassen.«
    »Du solltest jetzt lieber Platz machen«, war alles, was Carla darauf erwiderte.
    Ich trat beiseite. Sie schaute einmal zu mir hoch – es war ein harter, undeutbarer Blick. Dann schob sie sich an mir vorbei und ging zur Bar. Gleichzeitig war ein vielstimmiges kollektives Ausatmen zu hören.
    Okay, damit war meine beabsichtigte Charme-Offensive verpufft. Nun ja, was den Charme anging, jedenfalls. Den offensiven Teil hatte ich ganz gut gemeistert. Aber egal. Bourbon hatte mir etwas zum Nachdenken und einige Spuren geliefert. Das reichte mir fürs Erste, um weiterzumachen.

    Der Regen fiel jetzt dichter, und der nasse schwarze Asphalt des Soho Square reflektierte das zersplitterte Glitzern der wenigen Autoscheinwerfer wie Sternschnuppen an einem wolkenlosen Himmel. Es war jedoch nicht kalt. Tatsächlich fühlte es sich angenehm an nach der konservierten Luft in der kryptaähnlichen Bar. Ich schlug noch nicht einmal meinen Mantelkragen hoch, während ich losmarschierte.
    Mittlerweile war es weit nach Mitternacht, und es waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Zwei massige Typen – einer von ihnen sehr, sehr groß – unterhielten sich murmelnd am Bordstein. Sie wichen nach rechts und links auseinander, um mich zwischen ihnen hindurchzulassen, wobei einer der beiden einen Zigarettenstummel über seine Schulter schnippte.
    Mein Wagen stand auf der anderen Seite des Platzes, daher führte der kürzeste Weg dorthin durch den dichten kleinen Park in der Mitte. Ich umrundete den Tudor-Pavillon, der als Eiskrembude benutzt wurde, und das Tor am anderen Ende kam in Sicht. Es war geschlossen – kein gutes Zeichen. Nach ein paar Schritten hatte ich es erreicht, und ich zog daran. Nichts zu machen. Es war für die Nacht verriegelt.
    Ich wandte mich um und sah, dass die beiden Männer, an denen ich soeben vorbeigegangen war, direkt auf mich zukamen. »Das Tor ist zu«, sagte ich freundlich. Ich suchte keinen Ärger, und ich nahm nicht automatisch an, dass sie es taten. Sicher, sie kamen weiter auf mich zu, obgleich sie wussten, dass es in dieser Richtung nicht weiterging. Aber vielleicht hörten sie schlecht. Für die meisten Dinge gab es eine harmlose Erklärung, wenn man arglos in die Welt blickte.
    »Gut«, sagte der Typ auf der linken Seite kehlig. Er zog in einer glatten, oft geübten Bewegung ein Messer aus dem Gürtel. Der Kerl auf der rechten Seite, der größere der beiden, der Augenbrauen hatte so dicht wie Flaschenbürsten, schlug sich klatschend mit einer Faust in die Handfläche. Na schön, ich hatte gesagt, die
meisten
Dinge. Ich denke, dies war die berühmte Ausnahme von der Regel.
    Sie kamen näher. Über ihre Schultern hinweg konnte ich die Straße sehen, die in beiden Richtungen vollkommen leer war. Von dort würde keine Hilfe kommen. Ich wappnete mich, um mich so teuer wie möglich zu verkaufen – aber sie waren sowohl schneller als auch geschickter, als ich erwartet hatte. Sie verließen den Weg nach links und rechts und entfernten sich ein Stück, so dass ich die beiden nicht gleichzeitig im Auge behalten konnte. Ich wich zurück, um zu vermeiden, dass ich in die Zange genommen wurde, aber das verschlossene Tor befand sich direkt hinter mir, und zwei Schritte waren alles als Rückzugsraum, das mir zur Verfügung stand. Ich schaute immer wieder zu dem größeren Kerl hin, sobald er sich bewegte, denn er sah für mich aus wie der gefährlichere der beiden, obgleich er kein Messer in der Hand hatte. Das war die Chance, die der andere brauchte. Er machte unvermittelt einen Satz, rammte mich und holte mich von den Beinen.
    Ich knallte gegen das Tor, seine Schulter gegen meine Brust

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