Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
ich Folgendes: Da ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon diese beiden entflohenen Irren sprachen, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass ich ihnen ausreden könnte, mir den Kopf abzureißen und mir sämtliche Säfte mit einem Strohhalm auszusaugen. Daher war für mich der Moment gekommen, mein Ass aus dem Ärmel zu zaubern.
    »Na schön«, murmelte ich und senkte wieder den Blick. »Na schön. Ich gebe es zu, sie haben mir ein gutes Angebot gemacht. Verdammt, was hätte ich denn tun sollen?« Während ich es sagte, hob ich die Hände in einer Verständnis heischenden Geste – und holte gleichzeitig mit der rechten Hand aus und knallte das, was sich in ihr befand, beim Sinkenlassen in Pos Gesicht.
    Ehrlich gesagt, hätte ich lieber den Dolch zur Verfügung gehabt – aber der Kelch bestand ebenfalls aus Silber, und sein Fuß hatte einen scharfkantigen Rand. Diesen hämmerte ich so kräftig gegen den Wangenknochen des Kerls, dass Blut zu fließen begann, denn das war der entscheidende Punkt. Als er das glänzende Metall in meiner Hand sah, machte der andere Wer-Mann einen hastigen Schritt zurück und riss die Hände hoch, um seine Brust und sein Gesicht zu schützen, ehe er überhaupt erkannte, welche Gefahr ihm drohte.
    Loup-garous
mögen kein Silber. Sie sind dagegen allergisch, was offenbar dazugehört, wenn die Seele keine Ruhe findet und sich einer fremden fleischlichen Hülle bedient. Po schrie gequält auf, sobald sein rinnendes Blut das jungfräuliche Metall berührte, und als er sich beide Hände vors Gesicht schlug, ließ er mich fallen.
    Ich duckte mich unter seinen ausgestreckten Armen weg und landete, als ich wieder hochkam, einen mächtigen Haken genau auf Zuckers Kinnspitze. Nicht unbedingt der Treffer, den ich mir gewünscht hätte – man kann sich sehr leicht die Hand an einem Kieferknochen brechen, und in neun von zehn Fällen erzielt man mit einer gestochenen Geraden in die Magengrube eine größere Wirkung –, aber so nutzte ich den Winkel und die Tatsache, dass ich bereits in Bewegung war, am besten. Das Messer rutschte ihm aus der Hand, während er rückwärts stolperte, und ich fing es im Fluge auf. Glücklicherweise erwischte ich es am Griff. Wenn ich meine Faust um die Klinge geschlossen hätte, wären sicherlich ein paar Finger auf der Strecke geblieben.
    Dann startete ich durch und rannte los. Pos wütendes Brüllen blieb hinter mir zurück. Ich schlug die Richtung zum offenen Tor ein, durch das ich in den Park gelangt war, doch sobald ich den Pavillon umrundet hatte und er sich zwischen mir und den
loup-garous
befand, verließ ich den Weg und drang ins Unterholz ein. Dabei schickte ich dem Gott, an den ich nicht glaube, ein inständiges gemurmeltes Stoßgebet, dass ich in der Dunkelheit nicht über einen Wurzelstrang stolperte oder in ein tiefes Erdloch trat.
    Vor mir erschien der Zaun. Ich warf das Messer hinüber, legte die Hände zwischen die dekorativen schlanken Speerspitzen des oberen Rands und schwang mich mit einem eleganten Satz hinauf. Mit mehr Glück als Verstand schaffte ich es, erst einen Fuß in einen der Zwischenräume zwischen den Spitzen zu setzen und dann den anderen.
    Während ich dort oben balancierte, unschlüssig und nach einer Möglichkeit suchend, das Hindernis zu überwinden, ohne mich selbst aufzuspießen, prallte etwas hart und kalt gegen meine linke Schulter. Das nahm mir die Entscheidung ab. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Straße hinunter. Dabei blieb mein Mantel lange genug an einer Eisenspitze hängen, um mich zur Seite zu zerren, ehe er riss und ich mit dem Gesicht auf dem Pflaster landete.
    Ein brennender Schmerz strahlte von meiner Schulter in den Körper aus, aber mein Arm funktionierte anscheinend noch, daher musste ich dieses Handicap einstweilen ignorieren. Ich kämpfte mich auf die Füße, hob gleichzeitig das Messer auf und schaute mich um. Das war die nächste Hürde: Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wo ich mich befand und wie ich zu meinem Wagen kommen sollte. Ich drehte mich um und wünschte, es nicht getan zu haben. Die beiden dunklen Gestalten auf der anderen Seite des Zauns trabten auf allen vieren durchs Unterholz und holten rasend schnell auf. Einer von ihnen – ich tippte auf Po, da er etwa so groß war wie ein Rhinozeros – spannte sich für den Sprung, und ich wusste verdammt genau, dass er über den Zaun fliegen würde wie ein Grand-National-Sieger.
    Ich rannte, ohne nachzudenken, orientierte mich,

Weitere Kostenlose Bücher