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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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gedrückt. Er legte sein gesamtes Gewicht dahinter, so dass die Luft schmerzhaft aus meinen Lungen gepresst wurde. Ich rutschte kraftlos auf das Pflaster, und sie stürzten sich beide auf mich, ehe ich wieder aufstehen konnte. Ich warf mich wild hin und her in der Hoffnung, dass sich das Messer im dicken Stoff meines Mantels verfing oder blind hineinstach und all die vielen lebenswichtigen Organe verfehlte, die die Natur so reichhaltig auf unsere Körperhöhlungen verteilt hat – aber aus irgendeinem Grund erfolgte der Stoß nicht. Ich wälzte mich weiterhin zappelnd herum, und der Messerheld stolperte beinahe über seinen Kollegen, während wir uns gemeinsam auf den kalten nassen Steinen hin und her schlängelten.
    Der Messer-Mann fluchte, und irgendetwas, das aus seiner oder meiner Tasche herausgefallen war, flog klappernd gegen den Zaun und rollte klirrend auf dem regennassen Steinweg weiter. Ich stieß einen Ellbogen gegen seinen Hals, aber ohne nennenswerte Kraft – und dort befanden sich genügend Muskeln, um zu verhindern, dass die Aktion mehr war als nur ein harmloses Störmanöver. Er boxte mich zweimal auf den Mund, um sich meiner Aufmerksamkeit zu versichern, und ein drittes Mal rein zum Vergnügen. Danach hievte mich der Bursche mit den dicken Augenbrauen auf die Füße und legte eine massige Faust um meine Kehle. Während ich hochkam, schloss sich meine Hand jedoch um einen kurzen, dicken Metallzylinder, der zwischen meinem Arm und meinem Körper auf den Boden gefallen war. Ich nahm ihn mit.
    Der große Knabe war noch größer, als ich vorher hatte erkennen können. Er hob mich vom Boden hoch, so dass mein eigenes Gewicht mich erheblich wirkungsvoller würgte als seine zupackenden Finger. Sein grobflächiges Gesicht befand sich auf gleicher Höhe mit meinem. Er hatte einen sehr breiten Mund mit zu vielen Zähnen darin.
    »Lass es bleiben, Po. Du bringst ihn um«, schnappte der Messer-Mann. Seine Stimme war tief und rau und klang, als ob er mit Rasierklingen gurgelte.
    »Ich dachte, darauf sollte es hinauslaufen«, grummelte der große Bursche. Mit zusammengepresster Kehle konnte ich nicht einatmen. Als der Atem des großen Mannes in einer heißen, stinkenden Woge über mich hinwegwehte, wusste ich die Vorteile meiner Lage durchaus zu schätzen.
    »Lass ihn runter. Ich sag dir dann, wann du ihn verdammt noch mal töten kannst.«
    Mit einem raubtierhaften Schnauben ließ der große Mann seinen Unterarm ein paar Zentimeter sinken, so dass meine Schuhspitzen den Boden berührten.
    Die Stirn vor Konzentration in tiefe Falten gelegt, korrigierte der Messer-Mann bedachtsam die Höhe des ausgestreckten Arms seines Kollegen – einen Millimeter hierhin, ein winziges Stück dorthin –, so dass ich mich nicht selbst erwürgte, solange ich nicht versuchte, mich zu bewegen. Ich fühlte mich an einen Zahnarzt beim Einstellen des Patientensessels erinnert. Ich wünschte, diese Erinnerung wäre mir erspart geblieben.
    Ich gehörte nicht zu denen, die ein Buch nach seinem Umschlag beurteilten, aber er war ein verdammt hässlicher Hurensohn. Er strahlte nicht diese nackte physische Bedrohung aus wie sein Freund mit den buschigen Augenbrauen, aber irgendetwas stimmte mit seinem Gesicht nicht, und zwar mit den Proportionen. Das Kinn war ein winziges Stück zu lang, die Augen saßen zu tief. Es war wie ein Gesicht, an dessen Gestaltung jemand auf halbem Weg die Lust verloren und das er deswegen weggeworfen hatte. Und dann war dieser Typ gekommen, hatte es aus dem Abfalleimer geangelt und weiterbenutzt.
    »Jetzt reden wir«, sagte er schließlich mit dem gleichen rasselnden Knurren.
    »Sie … zuerst …«, murmelte ich schwerfällig. Der Bastard hatte mir die Lippe aufgeschlagen.
    »Ja«, stimmte er zu. »Ich zuerst. Mein Name ist Zucker. Mein Freund hier heißt Po. Und ich habe traurige Neuigkeiten für dich, Castor. Mein Freund ist nicht dein Freund. Mein Freund möchte dir die Kehle zerfetzen.«
    »Tut mir leid … das zu hören«, brachte ich zustande.
    »Das glaube ich dir glatt«, zischte er mit seinem Mund ganz dicht an meinem Ohr. Sein Atem stank säuerlich. Warum konnte ich nicht mal zur Abwechslung von Leuten mit anständiger persönlicher Hygiene eingeschüchtert werden?
    »Weißt du, weshalb Po dir wehtun möchte?«, fragte Zucker.
    »Keine Ahnung …«, keuchte ich.
    »Nein«, bestätigte er. »Du hast keine Ahnung. Deshalb werde ich es dir verraten. Du gibst dich mit den falschen Leuten ab. Bietest dich wie

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