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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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welchem Auftrag meine beiden Freunde aus dem Park mich hatten abhalten sollen. Die Antwort konnte in dem zu finden sein, was sie zu mir gesagt hatten, aber ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, was es sein konnte. »Jemand hat den Kreis nicht geschlossen, und ein kleiner Vogel ist aus dem Nest geflüchtet.« Das klang nicht nach Coldwoods Drogenbaronen. Es könnte sich auf das Ereignis in der Kirche beziehen, aber es gab nichts Vogelartiges – oder Kleines und Zierliches, was das betrifft – in der Erscheinung, die ich dort wahrgenommen hatte. Abigail Torrington? Das konnte sein. Aber sie war nirgendwohin geflogen. Sie war, platt ausgedrückt, gestohlen worden.
    Letztendlich lief es darauf hinaus, dass ich nicht genug Informationen hatte, um auch nur zu raten, wer mich tot sehen wollte, und noch weniger, weshalb. Aber das war auf jeden Fall absolut bedeutungslos, weil ein Teil von mir, der verbissen und eigensinnig und hartnäckig war – und das war kein kleiner Teil – entschlossen war, an dieser Sache dranzubleiben, bis ich wusste, um was es wirklich ging. Pen las diese Absicht in meinem Gesicht, zuckte die Achseln, und gab sich geschlagen.
    »Vergiss nur nicht, dass ich dich gewarnt habe«, sagte sie. »Damit ich es nicht später wiederholen muss, wenn dir etwas noch viel Schlimmeres zustoßen sollte.«
    »Ich werde drüber schlafen«, sagte ich. Dann umarmte ich sie und zog mich in mein Zimmer unterm Dach des Hauses zurück, von wo aus ich gewöhnlich die Welt aus einer ganz anderen Perspektive betrachte.
    An diesem Abend war ich zu müde und ausgelaugt, um lange nachzudenken. Aber ehe ich der Schwerkraft und meinem Schlafbedürfnis nachgab, rief ich Nicky an. Er klang nicht sehr glücklich, als er meine Stimme hörte.
    »Lieber Himmel, Castor. Wie lange ist es her – drei Stunden? Nicht einmal Buddy Bolden gibt dir das Recht, ein verdammtes Wunder zu verlangen.«
    »Ich erwarte keinen Zwischenbericht, Nicky. Mir kam nur der Gedanke, dass du vielleicht weißt, wo die
Collective
zurzeit vertäut ist.«
    »Thamesmead«, sagte er wie aus der Pistole geschossen. »Thamesmead West. Pier 17, nicht weit vom Artillery Museum.« Ja, das war genau die Art von Information, die ein paranoider Zombie sofort parat hatte.
    »Und wer ist an Bord?«
    »Ich bin keine wandelnde Klatschspalte, Castor. Soweit ich weiß, war Reggie Tang dort. Und ein paar Typen aus South London, von denen ich nicht die geringste Ahnung habe, wer sie sind. Es ist zu neun Zehnteln leer – wie immer.«
    »Danke, Nicky.«
    »Ja, gern geschehen. Wir leben, um zu dienen. Da du schon mal am Apparat bist, kann ich dir auch ein oder zwei Dinge über deinen Freund Peace verraten.«
    Ich spitzte die Ohren. »Dann lass mal hören.«
    »Wenn ich versuche, mir von jemandem, den ich nicht kenne, ein Bild zu machen, dann gehe ich nach dem Prinzip
cherchez le schmutz
vor. Und im Falle Peaces kann ich dir sagen, dass es für eine ausgewachsene Schweinefarm reicht.«
    »Erzähl.«
    »Nun, fangen wir damit an, dass er mal gesessen hat.«
    »Ach ja?« Ich war ein wenig enttäuscht, aber es war etwas. Jedenfalls wenn es in jüngster Zeit gewesen war. Ex-Knackis haben in der realen Welt ihre eigenen Netzwerke, und man kann in sie eindringen, wenn man weiß, wo man ansetzen muss. »Wie lange hat er denn Ihrer Majestät Freude gemacht und weshalb?«
    »Hm-hm. Falsche Zeit. Oder eher falscher Ort. Es geschah in Burkina Faso – Französisch Westafrika. Er wurde wegen Drogenbesitzes geschnappt, brachte den Richter in Rage und kriegte zwei Jahre aufgebrummt. Dann schmierte er die richtigen Leute, was ihn vor der Verurteilung höchstens die Hälfte gekostet hätte, und kam wegen eines Verfahrensfehlers frei. Er war nur für ungefähr eine Woche hinter Gittern.«
    »Und das war – ?«
    »1992. In dem Jahr, in dem
Erbarmungslos
den Oscar als bester Film erhielt – aber dieser Hurensohn Al Pacino schnappte sich den Titel als bester Schauspieler, und wofür?
Der Duft der Frauen
, um Gottes willen!«
    »Danke, Nicky.« Ich unterbrach ihn, ehe er die Liste der erfolgreichsten Kinofilme herunterrasseln konnte – was unweigerlich in irgendeine Verschwörungstheorie münden würde, die er gerade entwickelte. Nichts von all dem hatte irgendeinen Nutzen für mich. Es lag zu lange zurück. Selbst wenn Peace im Ouagadougou State Prison irgendwelche Freundschaften geschlossen hatte und die ganze Bande nach ihrer Entlassung nach London gegangen war, konnte ich keine Spur

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