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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Schweigeminuten und andere Auffälligkeiten bei Verdächtigen. Christine hatte etwas zu verbergen.
    »Wieso gelöscht?«
    »Naja –«
    »Sag schon.«
    »Da ist was Blödes dringestanden. Vielleicht sollte es auch nur ein Scherz sein. Einer hat dieses Jahr einen anonymen Beitrag geschrieben und voll abgelästert. Jedem aus der Klasse hat er was angehängt. Schlimme Sachen zum Teil. Soviel ich gesehen habe, steht auch über dich was drin, Hubertus. Jedenfalls habe ich mich so geärgert, dass ich die komplette Mail samt Anhang als Junk gelöscht habe.«
    Jennerwein bedankte sich und legte auf.
     
    Christine Schattenhalb-Keneally legte ebenfalls auf. Nachdenklich starrte sie auf den Bildschirm, auf dem eine Seite der diesjährigen Klassenzeitung aufgeschlagen war. Sie dachte gar nicht daran, sie zu vernichten. Sie ging nochmals Zeile für Zeile des Briefs von N.N. durch.
    … Christine Schattenhalb? Völlig überstürzter Aufbruch nach Australien, seitdem kein Besuch mehr in Deutschland – das gibt zu denken …
    Das konnte doch nur ein Schuss ins Blaue sein! Ein Schuss ins Blaue, der der Wahrheit allerdings verdächtig nahe kam. Sollte der N.N.-Spinner irgendetwas wissen? Unmöglich. Aber vielleicht war das ja ganz gut. Vielleicht lenkte dieser Vorwurf des unbekannten N.N. von ihrem wirklichen Bezoarstein-Projekt ab. Sie öffnete das Fenster und betrachtete ihre neunzigköpfige Herde. Dann ging sie hinaus und gab den fünfundzwanzig Türkischen Fettschwanzschafen ihr Spezialfutter. Jedes dieser Tiere war so wertvoll wie eine Villa am Stadtrand.
     
    »Wir wissen also gar nichts«, sagte Jennerwein enttäuscht. »Trotzdem überprüfen wir das mit der Alpspitze natürlich. Und Becker meldet sich bezüglich der Handyortung sicher auch gleich.«
    »Sollen wir schon das Spezialeinsatzkommando anfordern?«, fragte Nicole Schwattke.
    »Davon würde ich abraten«, sagte Stengele. »Ich glaube nicht, dass es die Alpspitze ist. Da oben ist viel zu viel los. Da gehen Bergbahnen rauf, da gibts den Gipfelerlebnisweg mit geschnitzten Gemsen, den Genusserlebnisweg – und auf der Aussichtsplattform werden Glückskekse verteilt.«
    Stengele schnaubte verächtlich.
    »Jedenfalls sind da viel zu viele Touristen unterwegs. Die Alpspitze eignet sich überhaupt nicht für eine Geiselnahme.«
    »Vielleicht eben deswegen!?«
    »Nein«, sagte Jennerwein. »Stengele hat recht. Das hätte schon längst jemand bemerkt und gemeldet. Wir brauchen mehr Informationen. Warten wir ab, bis Becker sich meldet.«
    Ludwig Stengele sprang vom Stuhl auf.
    »Ich schlage vor, ich nutze die Zeit, schnappe mir ein unauffälliges, abgewetztes Hubschrauberchen und fliege mit meinem Bergwachtkumpel selber hin. Ich bin in ein paar Minuten dort. Ich schau mich da mal um, das schadet ja nichts. Spezialeinsatzkommando – das ist Beethovens
Neunte
. Ich probiere es mit der
Kleinen Nachtmusik

    Und draußen war Stengele, der bergfexische Allgäuer und Mindelheimer Cliffhanger. Die Karikatur von ihm, die im Besprechungszimmer hing, stellte ihn als felsenstarrenden und abweisenden Dreitausender dar, der mit der scharfen Gipfelspitze die Wolken durchbrach. Ganz unten in der Steilwand kletterte ein muskulöser Bergsteiger nach oben. Der Bergsteiger war ebenfalls Ludwig Stengele. Darunter war zu lesen:
Ein Allgäuer entdeckt sich selbst.
     
    »Bis Becker sich meldet, werde ich das SEK trotzdem schon mal informieren«, sagte Jennerwein. »Ich will nicht, dass sie lospoltern, ich will, dass sie sich bereithalten. Ostler und Schwattke, hier ist die Liste mit meinen damaligen Mitschülern. Ich habe einfach mal alle aufgeschrieben, die mir eingefallen sind. Vielleicht erreichen wir ein paar davon. Irgendjemand der Zuhausegebliebenen muss doch ans Telefon gehen! Vielleicht erwischen wir auch Ehepartner, Freunde oder Kinder und erfahren von denen, wohin Fichtls Überraschungstour geführt hat.«
    »Geht klar, Chef.«
    »Franz Hölleisen soll – ach so, der ist ja heute krankgeschrieben. Schade, der fehlt uns jetzt natürlich. Gerade er mit seinem detaillierten Wissen über die Einheimischen hier.«
    Ostler machte eine verlegene Geste.
    »Ja, wie soll ich sagen – Hölli ist trotzdem unterwegs zu uns. Für den Außendienst und den Publikumsverkehr ist er allerdings nicht geeignet. Sein Gesicht schaut wegen einer allergischen Reaktion aus wie ein Streuselkuchen – und das ist noch milde ausgedrückt. Aber als er gehört hat, dass Sie, Chef, einen so dringlichen Fall

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