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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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an Land gezogen haben, hat er sich selbst für den Telefondienst angeboten. Er müsste bald da sein.«
    Jennerwein musste lächeln über Ostlers Formulierung.
Einen dringlichen Fall an Land gezogen.
Nun ja, ob das so war, würde sich bald herausstellen.
    »Na prima, wir können jeden hier gebrauchen. Außerdem finde ich das sehr anerkennenswert von Hölleisen.«
    Jennerwein griff zum Hörer. Er versuchte es nochmals bei seinem Freund Bernie, auch in dessen Kanzlei Gudrian & Weckerle, auch bei seinem Kompagnon. Weckerle ging zwar ans Telefon, wusste aber nicht einmal, dass sein Partner zu einem Klassentreffen gefahren war. Nicole und Ostler hatten genauso wenig Glück.
     
    Die zehn Minuten verstrichen ergebnislos. Becker hatte sich immer noch nicht gemeldet. Hansjochen Becker war der beste Spurensicherer, den Jennerwein kannte. Wann immer es bei den Fällen möglich war, ließ er sich mit ihm zusammen einteilen. Jennerwein war sich sicher, dass Becker bezüglich der beiden SMS -Nachrichten momentan auf Hochtouren arbeitete. Es musste einen besonderen Grund für die Verzögerung geben. Bevor er jedoch das SEK einschaltete, wollte Jennerwein seinen Chef informieren. Doch wieder ertönte nur die monotone Stimme:
    »El teléfono al que usted llama está apagado o fuera de cobertura …«
    Warum ging Dr. Rosenberger nicht an sein Telefon? Es war doch eine Nummer für den Notfall! Das sah ihm gar nicht ähnlich. Jennerwein schüttelte ärgerlich den Kopf. Was war denn das für ein sonderbarer Fall! Er hatte keinen Tatort, er hatte kein Verbrechen, er hatte keinen Täter. Er hatte bloß die zwei Nachrichten. Einen vorgeschriebenen Dienstweg für ›Verdacht auf Geiselnahme‹ oder ›Vage Anhaltspunkte für eventuelle Geiselnahme‹ gab es nicht. Also musste er den Leiter des SEK dazu bringen, dass sich die Truppe lediglich bereithielt. Alarmstufe Orange, keine Presse, keine sichtbare Präsenz vor Ort. Jennerwein wählte eine Nummer. Der Mann am anderen Ende der Leitung hörte sich die Geschichte ruhig an. Robert Schimowitz stellte ein paar Fragen, die Jennerwein konzentriert beantwortete.
     
    Maria Schmalfuß, die Polizeipsychologin, riss die Tür auf und stürzte herein. Alle drei im Raum blickten erfreut auf und grüßten, hielten aber dann verwundert und amüsiert inne. Maria war augenscheinlich heute Vormittag beim Friseur gewesen. Statt ihrer gewohnten glatten Haare trug sie jetzt eine gefönte Lockenpracht.
    »Bevor Sie mich mit Fragen überschütten«, sagte sie mit geröteten Wangen. »Ja: Ich habe heute Abend eine Verabredung. Und ja: Dafür war ich beim Friseur. Wie Sie vielleicht wissen, ist gelocktes Haar einerseits ein Symbol für Verspieltheit und Kreativität, andererseits aber auch ein Symbol der Macht – denken Sie an die Perücke des Richters. Und nochmals ja: Das ist eigentlich mein freier Tag. Trotzdem bin ich bereit.«
    Sie schenkte sich Kaffee ein, setzte sich mit an den Besprechungstisch und rührte unendlich lange in ihrer Tasse herum, bis Jennerwein warnend eine Augenbraue hochzog.
    »Es ist sehr wichtig, Maria.«
    »Das ist mir klar«, antwortete sie ernst. »Deswegen bin ich hier. Aber eine Geiselnahme? Ich wusste gar nicht, dass wir dafür zuständig sind.«
    »Sind wir auch nicht. Wenn es sich wirklich um eine solche handelt, werden wir den Zugriff dem SEK überlassen. Unser Job ist es, den Ort herauszufinden, an dem sie stattfindet. Und spezielle Informationen zu liefern. Informationen über das Terrain und über meine Klassenkameraden.«
    Jennerwein wandte sich an Nicole und Ostler.
    »Haben Sie brauchbare Ergebnisse?«
    Die beiden schüttelten den Kopf.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Nicole. »Warum ist von Ihren ehemaligen Mitschülern überhaupt niemand erreichbar?«
    »Klarer Fall für mich«, sagte Ostler, ohne von der Telefonliste aufzublicken. »Diejenigen, die bei der Wanderung mitgegangen sind, haben ihr Telefon leise gestellt und lassen sich auf die Mailbox sprechen. So gehört es sich auch bei einer zünftigen Tour. Nichts ist peinlicher als
Ich bin jetzt auf dem Gipfel, Mausi!
Das machen nicht einmal mehr Preußen und Japaner. Die anderen aber, das sind die Klassentreffenmuffel, die haben deswegen keine Ahnung vom Ziel der Wanderung. Wollen Sie ein Beispiel hören? Franziska Moersch, ortsansässig.«
    Franziska Moersch, dachte Jennerwein, wer war denn das schon wieder? Er hatte den Namen schon gehört, er konnte ihn jedoch nicht einordnen. Das waren die schlimmsten

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